Stilllegen hat ein Millionen-Sparpotenzial

Durchlaufzeit vieler Daten beträgt maximal zwei Jahre

von - 03.07.2019
com! professionial: Ist es tatsächlich erforderlich, sämtliche alten Daten für die künftig operativen Systeme vorzuhalten?
Failer: Jein. Zwischen 80 und 90 Prozent der Transaktions­daten haben eine Durchlaufzeit von maximal zwei Jahren. Dann sind die Waren angeliefert, bezahlt, verschickt. Anschließend haben die Informationen für die Buchprüfer oder das Business wie zum Beispiel After-Sales einen Wert. Diese Altdaten haben aber keinen direkten Nutzen mehr für die operative Abwicklung auf dem Neusystem. Ergo müssen nur zwischen 10 und 20 Prozent der Daten noch ins neue System übernommen werden. Wenn doch ein Prüfer oder jemand aus dem Fachbereich die historischen Daten sehen möchte, kann er dies auf der Datenhistorienplattform machen.
Dieser bimodale Ansatz hilft den Kunden, bis zu 50 Prozent der Migrationskosten zu sparen. Weiter müssen sie nur noch einen Bruchteil der Systeme betreiben, weil die Legacy abgeschaltet und die Daten separat gespeichert sind. Die neuen Anwendungen sind drittens nicht mehr mit den Altdaten belastet, womit die Betriebskosten sinken. Unter dem Strich betragen die mög­lichen Einsparungen bis zu 80 Prozent.
com! professionial: Die DSGVO schreibt vor, dass Kunden­daten auf Antrag gelöscht werden müssen. Funktioniert das in Ihrem System?
Failer: Ja, im Gegensatz zu den meisten Legacy-Systemen schon. Viele der Altsysteme erlauben einen ausschließlich lesenden Zugriff. Wer dort Informationen endgültig löschen muss, steht vor einem Problem. Bei JiVS haben wir eine entsprechende Funktion vor Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung implementiert. Wer nun einen Lösch­antrag erhält, kann die fraglichen Informationen gesetzeskonform löschen. Alle Modifikationen der Originaldaten werden dabei protokolliert.
com! professionial: Können Sie Kundenprojekte nennen, die Sie für bemerkenswert halten?
Failer: Ein sehr bemerkenswerter Kunde ist die Eidgenössische Finanzverwaltung. Sie setzt auf eine SaaS-Lösung, bei der wir eine Verfügbarkeit von 25 Jahren garantieren mussten. Denn die Verwaltungs­einheit ist auch zuständig für Bauprojekte, bei denen so lange Aufbewahrungs-Fristen vorgeschrieben sind. Der erste Kunde mit einer S/4-Migration ist die Zur Rose Group. Die Versandapotheke hat mehrere Systeme konsolidiert und die Geschäftspartnerstammdaten harmonisiert und bereinigt. International interessant ist auch der Baustoffhersteller LafargeHolcim mit einem Projekt, das weltweit aus der Schweiz getrieben wird und auch Nicht-SAP-Systeme miteinbezieht.
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