So gelingt die Transformation mit SAP

Der richtige Ansatz: Brownfield oder Greenfield

von - 29.05.2020
Eine der zentralen Fragestellungen bei der Migration auf S/4HANA ist zudem die Überlegung, ob der Brownfield-Ansatz - also die Migration des bestehenden Systems sowie dessen Prozesse zum neuen System - oder der Greenfield-Ansatz - die Neuimplementierung des SAP-Systems - genutzt wird. „Mehr als jedes zweite untersuchte Unternehmen (57 Prozent) wird sich nach aktuellem Planungsstand für den Brownfield-Ansatz entscheiden und die Prozesse weitestgehend unverändert lassen“, so Mario Zillmann, Partner bei den Analysten von Lünendonk & Hossenfelder und Autor der Studie „Mit S/4HANA in die digitale Zukunft - Status, Ziele und Trends bei der Einführung von S/4HANA im deutschsprachigen Raum”.
Die wesentlichen Gründe für den Brownfield-Approach sind vor allem die weitere Nutzung und die Optimierung der bestehenden Prozesse und Strukturen (51 Prozent). Ein Drittel spricht sich dafür aufgrund der schnelleren Umsetzung im Vergleich zum Greenfield-Ansatz aus. Weitere Gründe stellen der geringere Aufwand sowie niedrigere Kosten durch den Brownfield-Ansatz dar.
Demgegenüber bevorzugen 25 Prozent der befragten Unternehmen den Greenfield-Ansatz. Die Hälfte der Unternehmen gibt an, sich für diesen Ansatz zu entscheiden, um sich von Altlasten zu befreien und eine neue Systemlandschaft aufbauen zu können, mit der sie für die Zukunft gerüstet sind. Weiterhin entschieden sich 25 Prozent der Befragten für die Neuaufsetzung des ERP-Systems, da somit keine Einschränkung der laufenden Geschäftsprozesse stattfindet.
Mario Zillmann
Mario Zillmann
Partner bei Lünendonk & Hossenfelder
www.luenendonk.de
Foto: Lünendonk & Hossenfelder
„In den meisten Unternehmen liegt zunächst der Fokus auf der Überführung der bisherigen ERP-Welt in die neue S/4HANA‐Produktwelt - was für viele Unternehmen bereits einen hohen Kraftakt bedeutet.“

Sicherheit optimieren

Die Bedeutung von Sicherheit bei der digitalen Transformation wird kaum jemand bestreiten. Deshalb müssen SAP, die SAP-Anwender und die SAP-Dienstleister noch deutlich mehr tun für die Security. „SAP verfügt bereits heute über eine Vielzahl von Security Features, wie Datenbankverschlüsselung, und informiert Anwender und insbesondere deren Administratoren über eine Vielzahl von Features“, erklärt der PAC-Analyst Frank Niemann. „SAP verhindert aber nicht, dass beispielsweise Systeme mit Standard-Passwörtern betrieben werden. Es wäre ein leichtes, dies zu unterbinden.“
Niemann hat eine weitere Empfehlung zur Steigerung der Security: „SAP und ihre Partner sollten den SAP-Nutzer über mögliche Bedrohungen informieren. Denn auch ein an sich sicheres Produkt nutzt wenig, wenn die Anwenderunternehmen nicht selbst für Sicherheit sorgen. Hierbei geht es nicht nur um die Produkte von SAP, sondern auch jenen von Drittanbietern, etwa Betriebssysteme, Middleware und Datenbanken.“
Bei Security darf es also nicht nur um die SAP-Sicherheit oder nur um Cloud-Sicherheit gehen. Der Forrester-Analyst George Lawrie rät zu einer anderen Sicht auf die Security, eine Sicht auf die Daten selbst: „S/4 HANA bietet die Möglichkeit, alle Arten von Unternehmensdaten auf Mobilgeräten Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und anderen Dritten zugänglich zu machen. Während wir häufig von den ziemlich veralteten Bedenken hinsichtlich Unternehmensdaten in der Cloud gehört haben, erkennen anspruchsvollere SAP-Benutzer, dass in der digitalen Wirtschaft der Schlüssel nicht mehr die Perimetersicherheit, sondern die Tiefenverteidigung (Defense in Depth) ist. Zum Beispiel welche Datenelemente und welche Wertebereiche nach Datenelementen darf dieser Benutzer sich anzeigen lassen oder aktualisieren?“ Der Fokus sollte also nicht auf Cloud oder Perimeter liegen, sondern auf der Datensicherheit selbst.

Fazit

Es zeigt sich: Es gibt viele Bereiche, in denen sich SAP-Anwender neu orientieren sollten, sei es die Wahl des für das Unternehmen passenden Migrationsverfahrens, die Steigerung der Sicherheit duch einen Fokus auf die Daten, die Betrachtung der Cloud-Strategie insgesamt im Unternehmen und die Planung der digitalen Transformation auch losgelöst von Cloud und SAP. Digitale Transformation bedeutet immer auch eine Transformation der Sichten und des Denkens. Dafür ist die Cloud-Migration der SAP-Nutzer nur ein Beispiel von vielen.
SAP S/4HANA - Erfahrungen von Unternehmen in der DACH-Region
  • 47 Prozent der befragten Unternehmen haben das Umstellungsprojekt zu SAP S/4HANA gestartet oder umgesetzt.
  • Rund 50 Prozent der Unternehmen rechnen für die Umstellung mit einer Projektdauer von mindestens drei bis fünf Jahren.
  • 75 Prozent aller befragten Unternehmen wollen im Zuge der Umstellung ihre Prozesse standardisieren.
  • Zur Sicherstellung der Ressourcen greifen die Unternehmen, die mit der Umstellung bereits begonnen haben, zu 70 Prozent auf SAP-Implementierungspartner zurück, 30 Prozent holen sich Unterstützung für die fachliche Konzeption.
  • Als größten Kostentreiber identifizieren 68 Prozent aller Unternehmen den externen Aufwand für die Umstellung. Immerhin 65 Prozent der Befragten rechnen aber nach der Umstellung mit jährlich wiederkehrenden Einsparungen. Zugleich rechnet mehr als die Hälfte der Unternehmen mit geringeren Prozesskosten.
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