Rechenzentren aus der Box

"Container-Rechenzentren sind maximal mobil"

von - 20.07.2017
Ulrich Terrahe
Geschäftsführer dc-ce RZ-Beratung GmbH
Ulrich Terrahe ist Geschäftsführer der dc-ce RZ-Beratung GmbH & Co. KG, die Firmen bei der Planung der Infrastruktur von Rechenzentren berät. Im Interview erklärt er, warum schlüssel­fertige und/oder modulare Lösungen für Rechenzentren immer wichtiger werden und welche Rolle Container oder Systemzellen dabei spielen.
com! professional: Die dc-ce RZ-Beratung richtet den „Deutschen Rechenzentrumspreis“ aus. 2017 wurden auch Mikro-Rechenzen­tren ausgezeichnet. Warum?
Ulrich Terrahe: Mikro-Rechenzentren sind ideal auf kommende Anforderungen wie Edge-Computing vorbereitet und bieten eine schnell zu realisierende Lösung für dezentrale Standorte und Filialen. Sie stellen ein geschlossenes, vollkommen autarkes und hochsicheres Rechenzentrum auf kleinster Fläche dar, das die IT zuverlässig vor Brand, Wasser und Staub schützt – gleichgültig ob der Raum mit  Rohrleitungen für Heizung oder Wasser durchzogen ist, ob eine Sprinkleranlage im Gebäude installiert ist oder der Server-Schrank in der Produktionshalle aufgestellt wird.
com! professional: Geht der Trend hin zu diesen schlüsselfer­tigen, standardisierten Rechenzentren?
Terrahe: Schlüsselfertige Systeme sind vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen gefragt, die ihr Rechenzentrum nicht umfassend planen wollen oder können. Der Bedarf an modularen, skalierbaren Lösungen hält sich beim klassischen Mittelstand in Grenzen, da die Anforderungen an das Rechenzen­trum in zwei bis drei Jahren nicht extrem wachsen. Anders sieht es bei dynamischen Firmen aus, deren Kerngeschäft in der IT liegt. Sie brauchen standardisierte Module, mit denen sie ihr Rechenzentrum sukzessive erweitern können. Das können Container-Lösungen oder Systemzellen sein.
com! professional: Worin unterscheiden sich Container-Rechenzentren und Systemzellen?
Terrahe: Container-Rechenzentren sind maximal mobil, da sie meist im ISO-Format gestaltet sind und sich damit einfach im Komplettpaket transportieren lassen. Systemzellen hingegen sind freier in der Größe, enthalten neben Stahlbauteilen auch Elemente aus Beton und lassen sich sowohl als Block als auch in mehreren Einzelteilen liefern, die vor Ort aufgebaut werden. Sie passen sich optisch der vorhandenen Landschaft an (Fassade, Dach) und lassen sich auch in einem Gebäude aufstellen. Wie Container sind sie weitgehend vorkonfiguriert und mit Standard-Racks und -Klimageräten ausgestattet. Da das Bauwerk mit den Systemzellen mit höchster Wahrscheinlichkeit fest am Ort bleibt, stellen sie ein Mittelding zwischen einem fest gebauten Rechenzentrum und einem Container dar.
com! professional: Worauf sollten Unternehmen achten, wenn sie sich für ein Container-Rechenzentrum entscheiden?
Terrahe: Firmen sollten schon vor Planungsbeginn ihre Anforderungen an das Rechenzentrum mit Kriterien wie Größe, Leistung, Sicherheit und Verfügbarkeit festlegen und in einer Checkliste dokumentieren, bevor sie sich für oder gegen Container entscheiden. Das ist natürlich auch eine Frage des Grundstücks und der verfügbaren Stellfläche, die ja eingezäunt werden muss. Das Angebot der Hersteller sollte nicht zu weit von der Checkliste abweichen. Für die Auswahl des Anbieters sollten Firmen Zeit investieren, Referenzen einholen und bei bisherigen Kunden nachfragen, inwieweit sie zufrieden sind oder Probleme auftraten.
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