Drei Beispiele

Das leisten Progressive Web Apps

von - 01.10.2019
PWA
Foto: Bakhtiar Zein / shutterstock.com
Progressive Web Apps gelten als App-Modell der Zukunft. Die Beispiele Lotto.de, Marktguru und Ingun zeigen, was PWAs leisten können.
Lotto.de
Lotto.de: Dank der Progressive Web App können die Nutzer Spielscheine offline ausfüllen.
(Quelle: com! professional / Screenshot )
Bis 2020 werden Progressive Web Apps - kurz PWAs - 50 Prozent aller verbraucherorientierten nativen Apps ersetzt ­haben. So lautete 2017 eine Prognose des US-Marktforschungsunternehmens Gartner. Ganz so rasant wie pro­gnostiziert scheint die Ent­wicklung jedoch nicht voranzuschreiten, wie ein Blick auf die Verzeichnisse bestehender PWAs offenbart: Nur ein paar Handvoll der ­neuen Apps finden sich bisher in den Listen von Pwa.bar und Pwa.rocks.
Dennoch werden PWAs als Zwitter aus mobilen Websites und nativen Apps die App-Welt in den kommenden Jahren deutlich verändern, denn eine PWA liefert Funktionen wie eine native App - zum Beispiel Push-Nachrichten, Offline-Fähigkeit und eine Verankerung auf dem Homescreen -, muss aber nicht im App Store ­heruntergeladen und auf dem Smartphone ­installiert werden. Zudem hat sie einen ­geringen Speicherbedarf und ist über Suchmaschinen auffindbar.
Warum sich Unternehmen für eine PWA entscheiden und was für Erfahrungen sie damit machen, erklären im Folgenden drei Anbieter anhand ihrer Anwendung. 

Lotto.de: Mobile first

Im Juni 2018 ist die neue Website von Lotto.de online gegangen, der Serviceplattform der 16 Landeslotteriegesellschaften des Deutschen Lotto- und Totoblocks. „Mobile-first Responsive Webdesign“ lautete die Vorgabe für den Relaunch, erinnert sich Daniel Beye, Abteilungsleiter Vertrieb bei Toto-Lotto Niedersachsen, der Lan­desgesellschaft, die für den Betrieb von Lotto.de verantwortlich ist. Bis dahin gab es getrennte Auftritte für Desktop und Mo­bile. Ziel war, eine responsive Website inklusive PWA zu entwickeln, die auf allen Endgeräten eine konsistente Nutzererfahrung mit einem modernen Spielerlebnis ermöglicht.
Daniel Beye
Daniel Beye
Leiter Internetvertrieb Toto-Lotto-Niedersachsen
www.lotto-niedersachsen.de
Foto: Toto-Lotto Niedersachsen
„Mit unserer PWA haben wir einen Meilenstein in der Digitalisierung des Glückspielmarkts erreicht.“
Für eine PWA sprachen die Indexierbarkeit der Inhalte in Suchmaschinen, die Bedienung aller Plattformen über nur eine technologische Basis, die einfache Wartung und die sofortige Verfügbarkeit neuer Features für alle Nutzer ­sowie die Unabhängigkeit von Freigabeprozessen der App-Stores.
Aus Nutzersicht kamen die einfache Verknüpfung auf dem Homescreen ohne In­stallation der App, der geringe Speicherbedarf, die kurzen Ladezeiten und die einer App sehr ähn­liche User Experience dazu. 
Entwickelt wurden der Relaunch und die PWA von der Agentur Neoskop in Hannover binnen sechs Monaten. Technologische Basis ist das Content Management System (CMS) Magnolia mit Hybrid-Headless-Ansatz. Das heißt, das CMS bringt die gewohnte nutzerfreundliche Bedienoberfläche mit, ist aber nicht fest an ein bestimmtes Frontend, etwa die Website oder ein Shop-System, gekoppelt, also quasi „headless“. Als Kopf können daher ganz unterschiedliche Ausgabekanäle dienen: der Desktop, das Handy, ein Tablet oder künftig vielleicht auch ein smarter Lautsprecher. Die Herausforderung bei der Entwicklung war laut Beye die Konzeption einer Navigation für die PWA, die auch ohne Browser-Funktionen wie den Zurück-Button möglich sein sollte, um das App-Feeling zu stützen. Und im Offline-Modus sollten vorbereitete Spieltipps bis zur Abgabe und damit bis zur Weiterleitung an die zuständige Landeslotteriegesellschaft zwischengespeichert werden können. Um eine gute Usability der Offline-Fähigkeit gewährleisten zu können, mussten zudem Platzhalter für Ziehungs- und Erklärvideos eingefügt werden.
Besonders knifflig: Es galt zu verhindern, dass im Offline-Modus alte, im Cache gespeicherte Angaben zur Jackpot-Größe angezeigt werden, da dies ­gesetzlich verboten ist. Deshalb werden die Jackpot-Angaben mit Ablaufdatum versehen, sodass sie nur bis zum Annahmeschluss angezeigt werden. Ist der Nutzer wieder online, werden die Daten automatisch aktualisiert. Beye ist mehr als zufrieden mit seiner PWA: „Wir haben einen Meilenstein in der Digitalisierung des deutschsprachigen Glücksspielmarkts erreicht.“
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