Das leisten Progressive Web Apps
Marktguru.de: gute Performance
von Christiane Fröhlich - 01.10.2019
Seit November 2017 ist die Prospektplattform Marktguru.de mit einer PWA am Markt vertreten. Anders als Lotto.de verfügt Marktguru zudem über native Apps. „Auf die hatten wir uns lange konzentriert, um uns gut im Markt zu etablieren“, erklärt Marktguru-Geschäftsführer Patrick Dainese. Seit etwa neun Monaten hat sein Unternehmen aber auch die PWA stärker im Visier. „Wir haben unseren Einsatz dafür im letzten Jahr fast verdreifacht“, so Dainese. Denn 75 Prozent der Zugriffe bei Marktguru.de kommen über mobile Endgeräte.
Größte Herausforderung und größte Chance der PWA liegt in der Performance. Das Datenvolumen wurde von den Inhouse-Entwicklern auf 14 KByte reduziert, deswegen läuft die Seite auch mobil mit „rasender Geschwindigkeit“, freut sich Dainese. Möglich wird das, weil der Code aufgesplittet und immer nur der Teil ausgeliefert wird, den der Nutzer gerade braucht. Das Ergebnis: Die Absprungrate ist extrem zurückgegangen, die Nutzer bleiben signifikant länger auf der Seite und klicken sich häufiger tiefer in den Auftritt.
Seiner Meinung nach muss eine PWA als komplett eigenes Projekt ganzheitlich angegangen werden, um die Website von Grund auf neu zu konzipieren. Dainese glaubt nicht, dass PWAs native Apps komplett ablösen werden, zum einen, weil die Unterstützung der Browser, insbesondere des Safari-Browsers von Apple, noch nicht ausreicht, zum anderen, weil sich eine native App „immer eine Spur besser anfühlt“. Im Gegenzug hält er es aber für wahrscheinlich, dass künftig alle Webseiten als PWAs gebaut werden. Bei Marktguru.de haben rund 1,4 Millionen Nutzer die nativen Apps installiert, etwa 700.000 verwenden die PWA. Nicht zu unterschätzen ist Daineses Meinung nach der Aufwand für die Suchmaschinenoptimierung. PWAs basieren oft auf Javascript-Frameworks, die etwa Google-Bots nicht gut auslesen können.
Ingun: Präsenz in China
Ganz frisch mit einer PWA im Markt unterwegs ist die Ingun Prüfmittel GmbH aus Konstanz. Der Hersteller von Kontakten, Prüfstiften und Werkzeugen wollte seinen rund 20.000 Artikel umfassenden Produktkatalog über einen Produktfinder zugänglich machen. Entwickelt wurden sowohl native Apps als auch eine PWA für den B2B-Bereich. Hauptgrund dafür war, dass Ingun ein wichtiges Standbein im chinesischen Markt hat. Dort sind die App-Stores und das Installieren einer App aber besondere Hürden. Daher wollte das Unternehmen eine Lösung, die ganz herkömmlich über eine URL zugänglich ist. Zudem war eine Voraussetzung, dass der Außendienst den Produktfinder auch offline nutzen kann.
Eine Herausforderung war auch hier die Geschwindigkeit: Der Produktkatalog umfasst insgesamt rund 5 Gigabyte Datenvolumen. Dies galt es so aufzubereiten, dass wesentliche Teile davon vorab in den Cache geladen werden. Gleichzeitig mussten auch hier Alternativinhalte hinterlegt werden, wenn offline kein Zugriff auf Inhalte wie Videos möglich ist.
Hinter der Progressive Web App steht die Headless-Lösung Ryve von Curry Solutions aus Erlangen, die CMS-Funktionen mit Funktionen eines Product-Information-Management-Systems vereint. Die Agentur war auch für die Entwicklung der PWA sowie der beiden nativen Apps verantwortlich. Das Budget für alle drei Apps lag laut Online-Marketing-Manager Ingo Anlauff im mittleren fünfstelligen Bereich. „Noch sind wir im Unternehmen überzeugt davon, dass wir native Apps brauchen. Die Ansicht, dass wir zugunsten der PWA darauf verzichten könnten, hat sich noch nicht durchgesetzt. Aber mit dem Fokus auf China testen wir das jetzt in einem unserer wichtigen Märkte.“