Ein Plus an Anonymität
ProtonVPN im Kurztest
von
Simon
Gröflin
Stefan
Bordel - 31.08.2017
ProtonVPN legt besonderen Wert auf Sicherheit und Anonymität. Die Lösung bietet im Vergleich zu anderen Diensten manche Spezialfunktion und ist mit Einschränkungen sogar kostenlos nutzbar.
Nachdem die Proton Technologies AG bislang vor allem mit seinem verschlüsselten Mailing-Dienst ProtonMail für Schlagzeilen gesorgt hatte, soll nun ein eigener VPN-Dienst das Angebot der Schweizer Krypto-Experten ergänzen. Was der Dienst in der Praxis taugt, zeigt der Test von com! professional.
Das leistet ein VPN-Dienst
Das virtuelle private Netzwerk verschlüsselt alle Daten auf dem Weg zwischen Client und Internetserver. Mit einem VPN lässt sich somit nicht nur sicher im Web surfen, sondern auch die Mails abrufen. Dabei muss man grundsätzlich zwischen zwei Arten von VPNs unterscheiden. Mit einem sogenannten VPN-Tunnel kann einerseits eine sichere Verbindung zu seinem eigenen Heimnetz-Router aufgenommen werden. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, einen Server einer der meist kostenpflichtigen Anbieter zu mieten, um etwa vorübergehend den Aufenthaltsort im Netz zu verschleiern. Allerdings kann sich der Nutzer bei den vielen Dienstleistern nie ganz sicher sein, wo die Webserver stehen. Hier will ProtonVPN mit seiner Schweizer Datenhohheit punkten.
Das verspricht ProtonMail
Die spannendste Funktion von ProtonVPN trägt den Namen "Secure Core". Dahinter verbirgt sich ein Netz aus Servern, die in speziell gehärteten Rechenzentren untergebracht sind. Diese stehen in Ländern mit starken Datenschutzgesetzen (Schweiz, Island und Schweden). Mit der Technologie lässt sich ProtonMail zufolge auch eine Überwachung von staatlicher Seite umgehen, wie sie unter anderem in den USA oder Großbritannien betrieben wird. Aktuell nutzt ProtonVPN nach eigenen Angaben insgesamt 112 Server in 14 Ländern, die eine Gesamtkapazität von 155 GBit/s bereitstellen sollen. Dadurch soll sich die Nutzung des Dienstes trotz hoher Verschlüsselungsstandards (AES-256) nicht nennenswert verlangsamen. Die dabei verwendeten Schlüssel sind jeweils nur für die aktuelle Sitzung gültig, was für zusätzliche Sicherheit sorgen soll. Als VPN-Protokolle kommen die beiden bekannten Standards OpenVPN und IKEv2 zum Einsatz.
Neben der reinen Verschlüsselung des Netzverkehrs will ProtonVPN auch mit verschiedenen Datenschutzfunktionen trumpfen: Als Schweizer Unternehmen ist der Anbieter nicht verpflichtet, Verbindungsnachweise anzulegen, die Rückschlüsse auf das Surfverhalten der Nutzer zulassen. In den eigenen Clients verhindere ein "Kill-Switch", mit dem man sich quasi ruckartig von allen Verbindungen trennt, zudem eine ungewollte Preisgabe der eigenen IP, falls die Verbindung zum VPN-Server einmal gestört sein sollte. Dank einer Tor-Integration ist es zudem möglich, den gesamten Traffic über das anonyme Onion-Netzwerk zu leiten.
Nicht ganz günstig
Die Preise für die kostenpflichtigen Tarife belaufen sich – je nach Abo – auf 4 bis 24 Euro im Monat. Anwender, welche die Secure-Core-Funktion, die Tor-Integration oder die leistungsfähigeren Plus-Server nutzen wollen, müssen mindestens 8 Euro pro Monat investieren. Die gesamte Tarifübersicht ist auf der Herstellerwebseite einsehbar. Je nach Tarif (Gratis, Basic, Plus, Visionary Plan) erhält der Nutzer eine unterschiedliche Zahl an VPN-Servern – zum Beispiel nur drei Länder beim Free-Abo –, wobei es auch möglich ist, die ProtonVPN Premium-Funktionen beziehungsweise die schnelleren Server für einige Tage kostenlos zu testen.