Osram-Übernahme von AMS ist gescheitert

AMS als Ankeraktionär

von - 07.10.2019
Denkbar wäre auch, dass zunächst alles bei der aktuellen Konstellation bleibt: Osram als eigenständiger Konzern und AMS als dessen neuer Ankeraktionär. Allerdings ist der Einfluss von AMS auf Osram bereits zum jetzigen Zeitpunkt groß. Mit ihrem Anteil von fast 20 Prozent könnten die Österreicher zu einem äußerst unbequemen Großaktionär für Konzernchef Olaf Berlien werden.
Bereits im Zuge des freiwilligen Übernahmeangebots waren Differenzen zwischen AMS und Osram über die strategische Ausrichtung des Unternehmens zutage getreten. So etwa mit Blick auf die Digitalsparte. Unterschiedliche Auffassungen über die Strategie und den Umgang mit einzelnen Produktionsstandorten und Sparten könnten den Konzern lähmen, befürchten Kritiker.
Aus Sicht von Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank ist auf kurze Sicht aber eher mit einer möglichen Kooperation zwischen AMS und Osram zu rechnen. Zwar könne AMS auch einen weiteren Übernahmevorstoß wagen, an ein besseres Übernahmeangebot durch private Beteiligungsgesellschaften glaubt Growe jedoch mit Blick auf die AMS-Beteiligung nicht.

Mögliche Synergien bereiten Sorge

In eine ähnliche Richtung tendiert Andrew Gardiner von der britischen Investmentbank Barclays. Die hohe AMS-Beteiligung an Osram erschwere einen Gegenzug durch andere Investoren. Angesichts der Hängepartie um die Zukunft von Osram äußerte der Barclays-Analyst außerdem Sorgen um die von AMS im Falle eines Kaufs erzielbaren Synergien. Er verweist darauf, dass es umso schwieriger werde, aus der geplanten Transaktion Werte zu ziehen, je länger sie dauere und je komplizierter und teurer sie werde.
Im Raum steht nach wie vor auch eine Offerte durch die beiden US-Finanzinvestoren Bain Capital und Advent. Durch den Aufstieg von AMS zum größten Osram-Aktionär und den damit gewonnenen Einfluss erscheint dies aber unwahrscheinlich. Von den Finanzinvestoren war seit ihrem indikativen Angebot wenige Tage vor Ende der Angebotsfrist nichts mehr zu hören.
Ob sie nun in Kürze tatsächlich ein konkretes eigenes Angebot auf den Tisch legen, ist ungewiss. Osram teilte dazu lediglich mit, dass aktuell noch eine Prüfung der Bücher durch Advent und Bain Capital stattfinde.
Osram lud derweil seinen neuen Ankeraktionär AMS bereits zu Gesprächen ein, um auszuloten, wie die beiden zukünftig kooperieren könnten. Zudem kündigte das Management ein Update zu seiner Strategie an - Mitte November sollen die aktualisierten Pläne vorgestellt, weitere Details zur Transformation sowie ein Ausblick für 2020 vorgelegt werden.
So bewegt sich Osram schon länger in schwierigem Fahrwasser. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist Osram hart getroffen.
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