Infineon fährt Produktion hoch und ersetzt Nokia

Nachfrage nach Halbleitern weiterhin hoch

von - 22.03.2021
Mikroprozessoren sind derzeit knapp, insbesondere bei den Autoherstellern und in der Unterhaltungsindustrie. Der fehlende Nachschub belastet vor allem die Autoindustrie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie steckt mitten im Wandel hin zur Elektromobilität und hat in der Corona-Krise deutliche Umsatzverluste hinnehmen müssen. Dadurch gingen auch wichtige Produktionskapazitäten im Halbleitersektor an die konkurrierenden Branchen verloren. Und jetzt, wo die Nachfrage nach Autos wieder anzieht, fehlen die Chips. Mit der Autoindustrie macht Infineon den Löwenanteil seines Geschäfts.
"Viele Kunden unterschätzen die Komplexität der Fertigung", hatte Infineon-Chef Ploss bereits Anfang Februar gesagt. So dauere etwa die Produktion bei Microcontrollern, die derzeit besonders von Engpässen betroffen sind, bis zu einem halben Jahr, erläuterte er. Infineon geht dabei nicht von einer schnellen Beseitigung der Lieferprobleme aus, sondern von einer Normalisierung zum Jahresende.
In Austin fertigt und testet Infineon Produkte, die in zahlreichen Anwendungen eingesetzt werden. Wegen der zwischenzeitlichen Abschaltung rechnet das Unternehmen mit Umsatzeinbußen. Diese dürften insbesondere im dritten Quartal (bis 30. Juni) anfallen und einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag ausmachen. An der Umsatzerwartung für das gesamte Geschäftsjahr hält Infineon jedoch wegen der hohen Nachfrage nach Mikroelektronik fest. Ein Update zu Austin will der Konzern bei seiner Quartalsberichterstattung am 4. Mai geben. Dann werden Zahlen für das bis Ende März laufende zweite Quartal veröffentlicht.

Starke Nachfrage könnte Umsatzverluste ausgleichen

Aus Sicht von Analyst Mark Li vom Analysehaus Bernstein könnte die insgesamt starke Halbleiter-Nachfrage Infineon helfen, die Umsatzverluste auszugleichen. Daher seien keine negativen Auswirkungen auf die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr zu erwarten. Achal Sultania von der Credit Suisse geht angesichts der beschleunigten Durchsetzung von E-Mobilität derweil sogar davon aus, dass der Halbleiterkonzern seine mittelfristigen Ziele übertreffen kann. Auch im SiC-Bereich (Siliziumkarbid) nähmen die Bayern Fahrt auf. Sultania liegt mit seinen bis 2023 erhöhten Ergebnisschätzungen nun um bis zu 16 Prozent über dem Marktkonsens.
Nach einem guten Jahresauftakt hatte Infineon die Prognose für das laufende Geschäftsjahr leicht erhöht. Der Konzern profitierte im ersten Jahresviertel nicht nur von einem verbesserten wirtschaftlichen Umfeld, sondern auch von einem Digitalisierungs-Schub. Daher sollen die Fertigungskapazitäten erhöht und der Start der neuen Halbleiterfabrik im österreichischen Villach vorgezogen werden, hatte Ploss im Februar angekündigt.
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