CO2-Kompensation

Betreibt Google mit "Google Flüge" Greenwashing?

von - 29.08.2022
Flugzeug mit Kondensstreifen
Foto: Shutterstock / Peter Gudella
Wer sich einen Flug über "Google Flüge" aussucht, erhält Informationen darüber, welchen Einfluss der Flug aufs Klima hat. Damit will Google Verbrauchern umweltfreundliche Entscheidungen erleichtern. Doch offensichtlich sind die Werte jetzt herunterkorrigiert worden.
Ein Flug von München nach Dublin erzeugt Emissionen, die rund 109 Kilogramm CO2 pro Passagier entsprechen, so gibt es "Google Flüge" an, der Flugticket-Aggregator von Google. Vor einiger Zeit wurde hier noch ein Wert von 161 Kilogramm angegeben, fast 50 Prozent mehr.
Wie kann das sein? Sind die Airlines auf CO2-armen Sprit umgestiegen? Verwenden sie neuere, viel sparsamere Triebwerke? Die Antwort ist viel banaler, meldet die BBC: Google hat den Algorithmus zur Berechnung der Umweltfolgen eines Fluges geändert. Nach Angaben von Google seien dieser Änderung Konsultationen mit "Industriepartnern" vorangegangen, so die britische Sendeanstalt.

Nur noch Kerosinverbrauch berücksichtigt

Die BBC wirft in ihrem Bericht die Frage auf, ob Google mit der Algorithmus-Änderung seit Juli 2022 nicht Greenwashing betreibe. Denn anstatt wie früher alle Folgen des Flugverkehrs auf das Weltklima in das Berechnungsmodell einfließen zu lassen, beschränkt sich der Algorithmus jetzt darauf, rein die geschätzte Menge des verbrannten Kerosins in CO2 umzurechnen.
Dabei weisen Klima-Experten darauf hin, dass der Flugverkehr überdurchschnittlich stark zur Erderwärmung beitrage, unter anderem deshalb, weil Flugzeuge Kondensstreifen in großer Höhe hinterließen. Aktivisten gehen davon aus, dass die nicht direkt durch den CO2-Ausstoß der Triebwerke verursachten Effekte des Flugverkehrs zwei Drittel seiner Gesamt-Auswirkung auf das Klima ausmachen. Obwohl der Flugverkehr nur zwei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursache, trage er zu rund 3,5 Prozent zur Klimaerwärmung bei, so die BBC. Die Empfehlung von Experten lautet daher, den über den Treibstoffverbrauch berechneten CO2-Ausstoß mit dem Faktor 1,9 zu multiplizieren.

Google bezieht Stellung auf Github

Ähnlich war Google bis Juli in seinem CO2-Rechner bis Juli vorgegangen. In einer Stellungnahme verteidigt der Konzern die Änderung in seinem Algorithmus, die er selbst auf Github öffentlich gemacht hatte. Die Änderung sei nach Diskussionen mit Wissenschaftlern und Partnern aus der Industrie zustande gekommen und würde jetzt nur noch die CO2-Emissionen umfassen, die klar nachweisbar seien. Grundsätzlich sei es richtig, alle Klimafolgen abzubilden. Auf Github sagt Google jedoch: "Die Details, wie und wann diese Faktoren einzubeziehen sind, erfordern mehr Input von unseren Stakeholdern".
Für Doug Parr, Chefwissenschaftler von Greenpeace, ist diese Änderung im Algorithmus eine ernste Sache: "Google hat einen großen Teil der Klimaauswirkungen der Luftfahrtindustrie von seinen Seiten gestrichen". Da neun von zehn Online-Suchen über Google laufen, könnte dies weitreichende Auswirkungen auf die Reiseentscheidungen der Menschen haben.
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