Online-Händler drücken sich vor 2FA

Keine gute Nutzererfahrung durch 2FA?

von - 30.09.2019
Mitunter sind es auch schwache, mehrfach genutzte Passwörter, die für eine breitere 2FA-Implementierung sprächen. "Schwache Passwörter gleichen Haustüren, an denen von außen ein Schlüssel steckt", sagt der Direktor des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), Prof. Christoph Meinel. Er plädiert dafür, 2FA so schnell wie möglich zu aktivieren, sobald ein Dienstleister die Option anbietet.
Dass sich Unternehmen gar gegen die Sicherheitsmaßnahme sträuben, kann Meinel nicht verstehen: "Jeder Service-Anbieter sollte dem Nutzer diese Entscheidung überlassen." Besonders wichtig sei ein zusätzlicher Schutz bei "allem, was mit Geld, was mit hohem Wert, dem Bereich der Gesundheit oder der Privatsphäre" zu tun hat.

Das sehen aber nicht alle so. 2FA stehe "im Widerspruch zu den Anforderungen einer guten Nutzererfahrung", heißt es beim Handelsverband Deutschland (HDE). "Gerade im Online Shopping ist es von besonderer Bedeutung, hier den Interessenten einen möglichst schlanken und hürdenlosen Check-out zu ermöglichen", argumentiert ein HDE-Sprecher. Jeder extra Schritt schmälere die Wahrscheinlichkeit eines Kaufabschlusses.
Ähnlich sieht das der Bundesverband Online-Handel: Die Gefahr des Abbruchs durch den Kunden sei extrem hoch, weswegen sich der Verband auch gegen die "Realisierung von PSD2 und erst Recht der Ausweitung auf weitere Gebiete" stelle.

In gewissem Umfang versteht auch IconicFinance-Sicherheitschef Haupert die Bedenken: "Händler wollen keine zusätzliche Hürde einbauen." Zugleich glaubt er, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis 2FA flächendeckender angeboten werde. "Wenn es in der Bevölkerung mehr Nachfragen danach gibt, werden die Anbieter dem nachkommen."
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