Eigenes Mobilfunknetz

Smarte Ideen für Campus-Netzwerke

von - 12.03.2023
Foto: Shutterstock / Andrey Suslov
Mit einem Campus-Netzwerk bauen Unternehmen auf dem Firmengelände ein privates Mobilfunknetz auf. So werden Prozesse, Anlagen und Fahrzeuge zuverlässig und sicher vernetzt.
Ob autonomes Fahren auf dem Vorfeld oder die videogestützte Kontrolle von Flughafeneinrichtungen durch Roboter und Drohnen – ein eigenes 5G-Netz auf dem über 20 Quadratkilometer großen Areal des Flughafens Frankfurt soll solche Zukunftsprojekte Realität werden lassen. Der Airport-Betreiber Fraport arbeitet gemeinsam mit dem IT-Dienstleister NTT an Europas größtem privaten 5G-Netz, einem Campus-Netzwerk.
Klassische Vernetzungsmethoden, etwa via WLAN, reichen in vielen Fällen heute nicht mehr aus, um den Anforderungen moderner Unternehmen gerecht zu werden. Campus Area Networks (CANs) schaffen Abhilfe. Bei einem Campus-Netzwerk handelt es sich um ein Mobilfunknetz für ein definiertes Areal und für spezielle Anwendungen, das einem Unternehmen exklusiv zur Verfügung steht. „Campus-Netze sind dedizierte Netze, die Geschäftskunden in einem begrenzten, oft lokalen Abdeckungsgebiet eine ,private‘ Netzversorgung mit bestimmten Qualitätsmerkmalen – zum Beispiel Service Level Agreements – ermöglichen“, erklärt Niko Kalivianakis, Director Business Solutions bei O2 Telefónica. Dabei kommen, so Kalivianakis, verschiedene Architekturmodelle zum Einsatz – „das reicht von einem komplett isolierten Netz, das in die Kunden-IT integriert wird, bis hin zu Network-Slicing-Lösungen auf Basis der öffentlichen Netzversorgung.“
Campus Area Networks erlauben auf Basis des Mobilfunknetzes beispielsweise eine Vernetzung von Produk­tionsanlagen, ohne dass hierfür zusätzliche Kabel auf dem Gelände verlegt werden müssen. „Mobilfunknetze haben per Definition den Vorteil, dass sie für mobile Anwendungen geschaffen wurden. Damit können sich zum Beispiel fahrerlose Transportsysteme (FTS) unterbrechungsfrei auf dem Gelände bewegen. Darüber hinaus bietet der 5G-Standard Vorteile wie große Download-Raten und geringe Latenz“, unterstreicht Peyman Jazayeri, Head of Sales 5G Corporate Customers bei der Deutschen Telekom.
Auf dem über 20 Quadratkilometer großen Areal des Flughafens Frankfurt sollen einmal autonome Fahrzeuge unterwegs sein – gesteuert über ein Campus-Netzwerk.
(Quelle: Fraport )
Im Vergleich zu WLAN-Netzen ermöglichen Mobilfunklösungen neben geringeren Latenzen höhere Reichweiten und vor allem stabilere Verbindungen. Hierfür werden  eigene Frequenzbereiche und Quality-of-Service-Mechanismen genutzt. Die Ausdehnung von Campus-Netzen ist üblicherweise auf rund zwei Kilometer begrenzt. Und, was für viele Unternehmen von besonderer Relevanz ist: Wenn die anfallenden Daten in Rechenzentren innerhalb des Unternehmensstandorts verarbeitet werden, dann brauchen diese das private Campus-Netzwerk nicht zu verlassen. Somit ist der Verbleib der Datenhoheit beim Unternehmen sichergestellt. „Anders als bei der Abdeckung über das öffentliche Mobilfunknetz laufen die Daten des Kunden in einem Campus-Netz physikalisch oder zumindest logisch und sicherheitstechnisch direkt in die Firmen-IT des Kunden“, unterstreicht Niko Kalivianakis.
Niko Kalivianakis
Director Business Solutions bei O2 Telefónica
Foto: Telefónica
„Campus-Netze sind dedizierte Netze, die Geschäftskunden in einem begrenzten, oft lokalen Abdeckungsgebiet eine ,private‘ Netzversorgung mit bestimmten Qualitätsmerkmalen – zum Beispiel Service Level Agreements – ermöglichen.“
Das Interesse an solchen Campus-Netzwerken ist laut Alexander Saul, Geschäftsführer Firmenkunden bei Vodafone, bei den Unternehmen branchenübergreifend groß, besonders im industriellen Umfeld: „Zum Einsatz kommen Campus-Netzwerke vor allem im Transport- und Logistikwesen sowie im produzierenden Gewerbe. Aber auch aus dem Gesundheitswesen und aus der Landwirtschaft erreichen uns viele Anfragen.“ Dort biete die 5G-Technologie eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten. Dazu gehörten die Vernetzung von Produktionsanlagen oder die Steuerung von Maschinen in Echtzeit. Auch mobile Roboter, autonom fahrende Transportsysteme oder AR- und VR-basierte Assistenzsysteme spielten eine wichtige  Rolle.
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