Logistik

Eigener Paketdienst für Amazons letzte Meile

von - 09.11.2015
Amazon truck
Foto: Digitaltrends
Die Anzeichen für den Start eines hauseigenen Paketdienstes von Amazon verdichten sich weltweit. DHL, Fedex und Co müssen sich wohl bald warm anziehen.
Wann kommt Amazons eigener ­Paketdienst? In der Branche wird seit Jahren darüber spekuliert, ob und wenn ja wann Amazon den Versand seiner x Milliarden Päckchen pro Jahr selbst übernehmen wird. Sogar über den Namen für die Logistiksparte wird in den einschlägigen Fachblogs schon lange diskutiert: Amazon Transports & Logistics (ATL) könnte der Dienst heißen, der den bisherigen Logistikpartnern des Online-Händlers - in Deutschland DHL, in den USA vornehmlich Fedex und UPS - das Wasser abgraben könnte. Bisher machten lediglich Gerüchte aus gut informierten Kreisen die Runde, doch in den letzten Wochen mehren sich weltweit die Anzeichen, dass es mit ATL wirklich bald los­gehen könnte.
Amazon Prime Now
Prime-Now-Zustellung: Amazon experimentiert, um Prime-Kunden schneller zu bedienen.
(Quelle: Amazon Prime )
Das offensichtlichste Anzeichen bisher: Ende Oktober hat Amazon damit begonnen, Pakete im Großraum München in ­Eigenregie auszuliefern. Aus einer 6.000 Qua­dratmeter großen Halle im Gewerbegebiet Geiselbullach bei Olching wird der Versand von Waren organisiert, die aus dem Amazon-Logistikzentrum in Graben/Augsburg angeliefert werden. Über die ­gute Anbindung an die Autobahnen A8 und A99 können Waren von dort aus per Same und Next Day Delivery an die Kunden im Großraum München ausgeliefert werden.
Dafür nutzt das Unternehmen allerdings keine eigene Lieferflotte, sondern setzt auf die Dienste mehrerer regionaler Zusteller. Insgesamt 200 Fahrer sollen für Amazon tätig werden. Der Schritt war in Fachkreisen bereits erwartet worden: Im Juli hatte Amazon zwei Logistikfirmen in München gekauft und unter der Bezeichnung "Amazon ­City Logistik Beta" und "Amazon City Logistik Gamma" ins Handelsregister eintragen lassen. Zudem hatte der Retailer Mitarbeiter für den Aufbau von lokalen Verteilerstationen gesucht, wie sie Amazon bereits in England für die Sonntagszustellung und für Expresslieferungen nutzt

Amazon sucht Logistiker

Auch international häufen sich die Anzeichen dafür, dass Amazon daran arbeitet, seine Logistik selbst in die Hand zu nehmen. In Frankreich hat der Händler den Kurier-, Express- und Paket-Dienst Colis Privé komplett übernommen, berichten französische Medien. In Großbritannien ist Amazon bereits seit 2014 an Yodel beteiligt, der Nummer zwei im britischen Paketdienst hinter der Royal Mail.
In den USA arbeitet Amazon angeblich derzeit am Aufbau ­eines eigenen Management-Teams: Laut dem Logistik-Fachblog DC Velocity habe der Online-Händler "einen der weltweit führenden Recruiting-Spezialisten angeheuert", der Manager mit Erfahrung in der Zustellung von Kleinpaketen für Amazon gewinnen soll. Dazu passt das neueste, wilde Branchengerücht zur Zukunft von Andrej Busch, bis dato Geschäftsführer von DHL Paket.
Busch hat die DHL zum ­November in aller Stille verlassen und wird sich ab nächstem Jahr neuen Aufgaben widmen. "Logistik Heute" kolportierte prompt, Busch werde zu Amazon wechseln, um dort das europaweite Lebensmittelgeschäft - und vermutlich den passenden Versand - aufzubauen.
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