In Sekunden überweisen mit Instant Payment

Große Veränderungen

von - 12.09.2017
Instant-Payment-Wünsche
Nutzer-Wünsche: Im Online-Shop möchte gut die Hälfte mit Instant Payment bezahlen, im stationären Handel nur jeder vierte.
(Quelle: Ibi Research "Instant Payments: eine neue Revolution im Zahlungsverkehr?", Juli 2016 )
Einig sind sich alle Experten, dass Instant Payments das Potenzial hat, den Markt grundlegend zu verändern: „Es wird Einfluss auf alle Bereiche des Handels haben – auf die Schlange an der Supermarktkasse, den Check-out im Webshop, den B2B-Bereich“, ist sich Ralf Gladis ­sicher. Und auch Monika Holdenrieder ist überzeugt, dass Instant Payments „in den kommenden drei Jahren spürbare Veränderungen“ mit sich bringen wird.
Der Wissenschaftler Ernst Stahl sieht zudem einzelne Geschäftsmodelle bedroht, etwa das Bonitäts-Scoring. Da das Konto zum Zeitpunkt der Zahlung nachweislich gedeckt ist und der Sender sie auch nicht rückgängig machen kann, braucht ein Händler keine Bonitäts-Abfrage mehr.
Bis es so weit ist, wird es aber noch ­Jahre dauern. Jetzt sind erst einmal die Banken am Zug. Sie müssen zuallererst ihre IT-Infrastruktur auf Vordermann bringen – ­eine gewaltige Herausforderung. Zudem müssen sie sich gemeinsam mit den anderen Marktteilnehmern um Schnittstellen und Spezifikationen kümmern. Daher ist frühestens Mitte bis Ende kommenden Jahres mit wirklich sichtbaren Instant-Payments-Angeboten zu rechnen.

Online-Händler sollten abwarten

Für Online-Händler bedeutet das, dass sie zunächst abwarten können – und sollten: „Solange die Spezifikationen nicht klar sind, ist kein blinder Aktionismus angesagt“, betont
Gebele. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich keine Gedanken machen sollen. Neben der Überlegung, ob und wenn ja wann die Einführung der schnellen Überweisung als Zahlart im Shop oder am PoS sinnvoll ist, ist zu klären, ob und mit welchen Dienstleistern ­zusammengearbeitet werden soll. Zudem sind laut Gladis mögliche Auswirkungen auf die Buchhaltung, die Betrugspräven­tion und das Risikomanagement zu ­bedenken. Zu guter Letzt muss auch die Shop-Technik angepasst und der Check-out umgebaut werden.
Ralf Gladis von Computop hat auch schon erste Anfragen von Händlern, erwartet aber nicht, dass sich der Markt in Rekordzeit komplett verändert, es werde alles seine Zeit dauern. Denn: „Revolutionen gibt es im Zahlungsverkehr in Deutschland nicht."
Standard im Entstehen
Für die Ausgestaltung der finanzwirtschaftlichen Details von Instant Payments ist der European Payments Council (EPC), ein Zusammenschluss europäischer Kreditinstitute, zuständig. Der EPC kümmert sich um die Festlegung von Obergrenzen, Regelungen zur Authentifizierung und das Gebührenmodell. Für die Definition und Festlegung technologischer Standards haben die Marktteilnehmer unter anderem die Standardisierungsorganisation GS1 aus Brüssel mit an den Tisch geholt. GS1 ist in Deutschland für die Vergabe der EAN (European Article Number) und den dazugehörigen Barcode verantwortlich. Eine Arbeitsgruppe dort beschäftigt sich mit den Prozessabläufen und den Schnittstellenbeschreibungen für Instant Payments am PoS. Nötig sind Schnittstellen zwischen der Händlerbank und dem Händlersystem, der Händlerkasse und dem Smartphone des Verbrauchers sowie zwischen dem Smartphone und der Bank des Verbrauchers. Eine erste Version der Schnitt­stellenbeschreibungen soll bis Jahresende vorliegen. Sie soll dann Banken, technischen Dienstleistern und Händlern zur Verfügung stehen.
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