In Sekunden überweisen mit Instant Payment

Vorteil: schnelle Verfügbarkeit

von - 12.09.2017
Den größten Vorteil sehen Unternehmen wie Verbraucher in der schnellen Verfügbarkeit des Geldes. Daher wünschen sie sich Instant Payments gerade auch im Online-Handel. „Wenn ein Kunde am Freitagmittag etwas bestellt, es am Samstag geliefert bekommt und Teile der Ware am Montag zurückschickt, ist die Retoure schon beim Händler, noch bevor eine Lastschriftzahlung überhaupt eingezogen wurde“, verdeutlicht Stahl.
Doch dieser Nutzen wird nicht für alle Branchen und Zielgruppen gleichermaßen gelten: „Für die Fashion-Branche mit ihren hohen Retouren-Quoten und einer weiten Verbreitung des Kaufs auf Rechnung wird Instant Payments nicht so wichtig sein“, meint Sebastian Gebele, Director Marketing beim Payment-Service-Provider Heidelpay, „im Online-Lebensmittelhandel, wo es auf eine schnelle Lieferung und damit auch auf eine schnelle Zahlung ankommt, dagegen schon“. Außerdem rechnet er vor allem bei Zielgruppen, die Zahlarten wie PayPal nicht so häufig einsetzen, mit größerer Akzeptanz. ­Gerade für ältere, nicht so internetaffine Online-Shopper sei eine sekundenschnelle Überweisung eine Alternative.
Vor- und Nachteile von Instant Payment
Die Argumente der Händler: Die schnelle Verfügbarkeit von Zahlungen spricht aus ihrer Sicht für die Einführung von Instant Payments, der Aufwand für Integration und Betrieb dagegen.
(Quelle: ECC Köln, Payment-Studie Vol. 21, Januar 2017 )
Letztlich ist aber jeder, der ein ­Bankkonto besitzt, ein potenzi­eller Instant-Payments-Nutzer. „Wenn ich mit einem Zahlungssystem jeden Kontoinhaber im ­Euro-Raum mit einer sicheren, einfachen Zahlung erreiche, ist das schon etwas Besonderes“, hebt Ralf Gladis, Geschäftsführer des Payment-Service-Providers Computop, hervor. Seiner Meinung nach wird Instant Payments deswegen insbesondere für international aufgestellte Online-Händler wichtig werden.
Ein weiterer Vorteil von Instant Payments ist die Einsetzbarkeit über alle Kanäle hinweg, also egal ob im Web, im stationären Laden, im Mobile-Shop oder in einer App. Monika Holdenrieder, die sich als Leiterin der Abteilung Treasury beim Multichannel-Händler Weltbild mit dem Thema ­beschäftigt, würde Instant Payments gern in einem ersten Schritt in den Filialen, später dann im Webshop einführen. Grund: Die einzelne Kaufsumme in den Weltbild-Filialen ist nicht so hoch, daher bezahlen die meisten Kunden eher bar als mit Karte. Das Handling und die Entsorgung von Bargeld wird aber immer komplizierter und teurer, da viele Banken ihr Service-Angebot für die Händler drastisch eingeschränkt haben – etwa bei der Beschaffung von Wechselgeld.
Doch Holdenrieder sieht auch, dass viele Kunden sich nur ­ungern vom Bargeld trennen – auch, weil viele seine Anonymität schätzen. Vielen bereite die lückenlose Dokumentierbarkeit von elektronischen Zahlungen Unbehagen. Für Holdenrieder ist daher auch wichtig, ob der Kunde bei Instant Payments für den Händler anonym bleiben kann.

Offene Fragen

Diese Frage hängt wie viele andere von den Spezifikationen ab, die derzeit erarbeitet werden. So ist etwa noch nicht abschließend geklärt, wer wie viel für eine Echtzeitüberweisung bezahlen muss. Prinzipiell ist die Überweisung ein relativ günstiges Zahlverfahren, da für die Abwicklung keine Drittanbieter nötig sind, die mitverdienen. Zudem ist es erklärtes Ziel der EU, die Gebühren für Instant Payments überschaubar zu halten. Damit könnte die schnelle Überweisung günstiger werden als etwa Lastschriftzahlungen, zumal sie so gut wie keine Zahlungsausfälle produziert. Und ein attrak­tives Gebührenmodell könnte durchaus Bewegung in den Payment-Markt bringen: ­„Instant Payments wird zwar keines der etablierten Bezahlverfahren verdrängen, aber ein sichtbarer Shift bei den Marktanteilen einzelner Zahlarten ist durchaus möglich“, meint Sebastian Gebele von Heidelpay.
Monika Holdenried
Monika Holdenrieder
Leiterin Treasury bei Weltbild
www.weltbild.de
Foto: Weltbild
„Instant Payments wird in den nächsten drei Jahren spürbare Veränderungen bringen.“
Offen ist auch noch, ob und wie Zahlungen ab einer gewissen Höhe zusätzlich ­authentifiziert werden müssen. Ebenso ungeklärt ist die Frage, ob es bei der derzeit definierten Obergrenze von 15.000 Euro je Überweisung bleiben soll. Dies ist vor allem für den B2B-Bereich von großer Bedeutung, weil dort oftmals größere Beträge überwiesen werden. Im B2B-Handel sehen Monika Holdenrieder und ­Sebastian Gebele langfristig denn auch den größten Nutzen von Instant Payments.
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