Der Datenturbo LTE auf dem Vormarsch

LTE-Frequenzen und der Ausbau auf dem Land

von - 30.07.2014
Frequenzversteigerung: Im Jahr 2010 wurden die Frequenzbereiche für das LTE-Netz vergeben - Eine Neuordnung der Frequenzzuteilung steht 2016 auf dem Plan.
Frequenzversteigerung: Im Jahr 2010 wurden die Frequenzbereiche für das LTE-Netz vergeben - Eine Neuordnung der Frequenzzuteilung steht 2016 auf dem Plan.
Im Mai 2010 wurden Lizenzen für verschiedene Frequenzbereiche im Rahmen einer Versteigerung vergeben. Die Netzbetreiber nutzen heute das 800-MHz- und das 2,6-GHz-Band komplett für LTE, das 1.800-MHz-Band wird sowohl für LTE (Telekom, E-Plus) als auch GSM verwendet. Die Neuerwerbungen im 2,0-GHz-Frequenzbereich dürften die Carrier vorrangig zur Kapazitätserweiterung ihrer UMTS/HSPA-Netze verwenden.

Spätestens im Jahr 2016 steht eine Neuordnung der Frequenzzuteilung an, denn dann laufen die Lizenzen für die bisherigen GSM-Frequenzen aus und werden vermutlich neu versteigert. Zu einem Ungleichgewicht unter den Anbietern könnte es jedoch bereits in diesem Jahr kommen, sofern der geplante Zusammenschluss von Telefónica Deutschland und E-Plus von den Wettbewerbshütern genehmigt wird – es ist daher zu erwarten, dass das neue Unternehmen bei einer Fusion, insbesondere im Bereich oberhalb von 1 GHz, Frequenzen abgeben muss. Zukünftig ist zudem denkbar, auch das bislang vom terrestrischen Fernsehen DVB-T genutzte 700-MHz-Frequenzband für LTE zu verwenden.

LTE auf dem Land: Mobilfunk statt Festnetz

Umorientierung: LTE konnte sich nicht wie zu Beginn erhofft als DSL-Alternative durchsetzen. Telefónica vermarktet daher die LTE-Zuhause-Tarife auch nicht mehr.
Umorientierung: LTE konnte sich nicht wie zu Beginn erhofft als DSL-Alternative durchsetzen. Telefónica vermarktet daher die LTE-Zuhause-Tarife auch nicht mehr.
(Quelle: Telefónica )
Während der LTE-Ausbau auch in ländlichen Regionen voranschreitet, wird die Vermarktung von LTE als Ersatz für den leitungsgebundenen Festnetzanschluss durchaus unterschiedlich beurteilt. Die kühnsten Träume hatte einst Ex-Vodafone-Chef Friedrich Joussen. Auf der IFA 2011 verkündete der Manager, künftig lieber in den LTE-Ausbau zu investieren als weiteres Geld für die DSL- und Festnetz-Infrastruktur auszugeben – eine Einschätzung, die spätestens mit der Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone selbst im eigenen Haus als überholt gilt.

Heute spricht Vodafone davon, dass LTE als Technologie eine „vollwertige Alternative“ für die Nutzung von Breitband-Internet sei, allerdings insbesondere „dort, wo kabelgebundene schnelle Internet-Zugänge wirtschaftlich nicht zu realisieren“ seien. Nur rund 340.000 Kunden nutzen bei Vodafone heute LTE als Festnetzersatz.

Funkmast: Die LTE-Sendemasten sind sowohl über Richtfunk, wie auch über Glasfaserleitungen mit dem Backbone-Netz der Netzbetreiber verbunden.
Funkmast: Die LTE-Sendemasten sind sowohl über Richtfunk, wie auch über Glasfaserleitungen mit dem Backbone-Netz der Netzbetreiber verbunden.
Während sich die Telekom über die Teilnehmerzahl ausschweigt und lediglich davon spricht, „zufrieden mit der Kundenentwicklung“ zu sein, hat Telefónica ebenfalls eine Kehrtwende eingeleitet. „LTE ist kein vollwertiger Ersatz für einen DSL-Anschluss. Kunden erwarten gerade zu Hause sehr hohe Netzkapazitäten, die durch moderne Festnetze bestens bedient werden. Deshalb fokussieren wir uns hier komplett auf DSL-Anschlüsse und vermarkten aktuell auch keine LTE-Zuhause-Tarife (mehr)“, so Marcus Kopp, Head of Product Management Household & Convergence bei Telefónica Deutschland.

Anbindung der Sendeanlagen

Eine besondere Herausforderung besteht für die Carrier darin, die LTE-Sendemasten an das eigene Backbone-Netz anzuschließen, ohne dass hier ein Engpass entsteht. Auch wenn etwa Vodafone davon spricht, dass seine rund 7.200 Basisstationen mit „mehreren hundert Megabit pro Sekunde“ angebunden seien, so ist klar, dass viele Nutzer in einer Funkzelle den Datenverkehr schnell einbremsen können.

Alle Netzbetreiber verwenden für die Versorgung sowohl die (schnellere) Glasfaser als auch Richtfunk – jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Vorteile hat dabei, wer bereits eine weitverzweigte Netzin­frastruktur besitzt – wie etwa die Telekom. Diese gibt an, einen Großteil der Standorte via Glasfaser anzuschließen.

Vodafone wiederum spricht von einem „Technologie-Mix“ aus einem 100.000 Kilometer langen Glasfasernetz sowie hochkapazitiven Richtfunkstrecken. Telefónica und E-Plus binden ihre LTE-Basisstationen hingegen überwiegend via Richtfunk an.
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