Neue Dimensionen der Wertschöpfung

Künstliche Intelligenz als Produktionsfaktor

von - 07.12.2018
Roboter im Einsatz bei der Arbeit
Foto: pixabay
KI verändert Geschäftsmodelle und ist Treiber einer neuen industriellen Revolution. Insgesamt erfordert die KI-gestützte Wertschöpfung allerdings eine ganz neue Denkweise in vielen Bereichen.
Künstliche Intelligenz verändere die Wertschöpfung langfristig, erklärt Marcus Schüller, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. KI habe „das Potenzial, Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern“, meint PricewaterhouseCoopers (PwC). Und das McKinsey Global Institute (MGI) verkündet: Die Technologie sei bedeutsamer als jede Transformation der bisherigen Wirtschaftsgeschichte einschließlich Dampfmaschine. Die Analysten sind sich einig: KI ist eine industrielle Revolution.

Bauchgefühl digitalisieren

Zu den KI-Vorreitern hierzulande zählt ein Unternehmen, das eher mit Telekommunikation in Verbindung gebracht wird: Telefónica Deutschland ist bekannt für die Mobilfunknetze O2 und E-Plus. Der TK-Konzern nutzt KI etwa für die Früherkennung technischer Anomalien und die Vorhersage von Störungen. Sensoren erlauben es, Wartungsarbeiten gezielter einzuleiten und Hardware-Fehler zu beheben, noch bevor diese die Dienstbereitschaft stören.
Dr. Marcus Schüller
Partner, Head of Consulting bei KPMG
Foto: KPMG
„Es steht außer Frage, dass unsere Welt am Rande einer neuen industriellen Revolution steht.“
Ein ähnliches Diagnosesystem zeichnet bei Telefónica für die Sentimentanalyse verantwortlich. Es durchforstet mit Algorithmen zur Sprachanalyse und Bild­erkennung Beiträge in sozialen Netzwerken und in klassischen Medien und macht beispielsweise das Firmenlogo in Beiträgen aus, die gar keinen offensichtlichen Bezug zum Unternehmen aufweisen. So gewinnt der Mobilfunkanbieter in Echtzeit ein Verständnis dafür, was seine mehr als 45 Millionen Kunden in der Öffentlichkeit über das Unternehmen und seine Produkte berichten. Telefónica verspricht sich davon, Trends frühzeitig zu erkennen, Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und auf Kritik zeitnah zu reagieren. Sein Unternehmen habe „das Bauchgefühl digitalisiert“, bringt es Thorsten Kühlmeyer, Head of Business Analytics & Artificial Intelligence, auf den Punkt.
Komplexe Technik: Künstliche Intelligenz basiert auf einer Vielzahl von Teildisziplinen von Textmining über Clustering bis zu maschinellem Sehen.
(Quelle: KPMG)
Der Datenbestand des Unternehmens sowie Marktdaten fließen in das Analytics Insights Center ein. Diese gemeinsam mit dem Stuttgarter KI-Start-up 5Analytics entwickelte zen­trale KI-Plattform soll allen Telefónica-Mitarbeitern eine fundierte Entscheidungsgrundlage liefern. Telefónica ist an dem Start-up über den Accelerator Wayra beteiligt. Mit Unterstützung durch die Deutsche Telekom, den SAP-Partner Theobald Software, den Digitalverband Bitkom, Oracle Deutschland und andere entsteht bei 5Analytics eine Art KI-Betriebssystem, eine lernende Plattform, die durch historische Daten befähigt werden soll, automatisch sichere Entscheidungen zu treffen.
Hinzu kommt mit DigitalBrain ein internes Know-how-Netzwerk, das „die Expertise jedes einzelnen Mitarbeiters für jeden anderen zugänglich macht“, so Heinz Korten, Senior Specialist New Media & Project Lead DigitalBrain bei Telefónica Deutschland. DigitalBrain basiert auf der KI-Engine von Starmind, einem KI-Pionier aus Zürich. Mitarbeiter richten ihre Fragen an DigitalBrain; das System findet für sie den richtigen Ansprechpartner über Unternehmenshierarchien hinweg. Laut Telefónica bekommen die Beschäftigten so 53 Prozent ihrer Problemstellungen in weniger als zwei Stunden gelöst.
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