Künstliche Intelligenz als Produktionsfaktor

Noch viel Luft nach oben

von - 07.12.2018
Laut der erwähnten BMWi-Studie nutzen derzeit allerdings nur rund 15 Prozent aller produzierenden KMUs in Deutschland KI-Technologien. Unter den Großunternehmen ist immerhin bereits jedes vierte ein KI-Anwender. Beim Mittelstand bewährt sich KI vor allem in Wissensmanagement und Qualitätskontrolle; Großkonzerne setzen vorrangig auf Anwendungen in Robotik und Ressourcenmanagement. Nach Einschätzung der Akteure führt Deutschland im internationalen Vergleich bei den KI-Anwendungen Qualitätskontrolle, intelligente Automatisierung und intelligente Sensorik. Als größte Hindernisse der KI-Transformation nennen die Befragten unter anderem den Mangel an KI-Fachkräften und einen zu zögerlichen Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft.
KI-Markt
Quelle: Research and Markets (CAGR)
Der Anteil der Unternehmen, die KI-Technologien schon einsetzen, sei derzeit noch zu gering, um die Wertschöpfungspotenziale im vollen Umfang zu realisieren, urteilt die BMWi-Studie. Dabei sei KI „weitaus weniger kompliziert“ und könne „wesentlich einfacher – auch ohne viel Vorwissen – im Unternehmen implementiert werden als oft angenommen“, behauptet Peter Renner, Berater bei der Weissman & Cie. GmbH & Co. KG aus Nürnberg.
Accenture Research warnt denn auch: Obwohl der deutsche Mittelstand derzeit mit circa 3,9 Prozent pro Jahr mehr als doppelt so stark wachse wie die Großkonzerne (1,5 Prozent für die Top 500), laufe er dennoch Gefahr, den KI-Anschluss zu verlieren. Das Interesse an Künstlicher Intelligenz sei bei mittelständischen DACH-Unternehmen derzeit „sehr verhalten“, beobachtet Alexander Linden, Gartner-Research-VP aus Dortmund. Diese Grundhaltung könnte dem deutschen Mittelstand im globalen Wettbewerb wegen steigender Qualitätsstandards und fallender Kosten teuer zu stehen kommen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf in einem Zeitfenster von nur wenigen Monaten statt wie sonst üblich von Jahren, warnt Linden.
Als „hoffnungsvoll und unerfahren“ bezeichnet KPMG die meisten CEOs in puncto KI-Nutzung. Nur 6 Prozent der von KPMG befragten deutschen CEOs bestätigten, dass in ihren Unternehmen Formen der KI bereits implementiert seien, um Prozesse zu automatisieren.
Kein Wunder, dass deutsche Unternehmen angesichts ihres Rückstands im internationalen Vergleich mehr Initiative von der Bundesregierung erwarten, wie Accenture Research berichtet. Laut einer Bitkom-Umfrage von November 2017 fordern 85 Prozent der Unternehmen, dass die Digitalisierung zu einem Top-Thema der Politik wird. Und die Politik hat die Zeichen der Zeit offenbar auch erkannt. Das zumindest lassen verschiedene Aktivitäten der Bundesregierung vermuten, insbesondere die in diesem Sommer vom Bundeskabinett beschlossenen Eckpunkte für eine KI-Strategie.
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