Künstliche Intelligenz als Produktionsfaktor

Goldgrube KI

von - 07.12.2018
Warum so viele Unternehmen sich auf Künstliche Intelligenz stürzen, macht der Blick auf einige Zahlen verständlich. Den Prognosen von PwC zufolge soll KI bereits im Jahr 2030 bis zu 15,7 Billionen Dollar zur Weltwirtschaft beitragen – mehr als heute die Wirtschaftsleistung von China und Indien zusammen. Und das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte allein durch KI bis 2030 um 11,3 Prozent wachsen, sagt PwC in der Studie „Auswirkungen der Nutzung von künstlicher Intelligenz in Deutschland“ voraus, was einer Wertschöpfung von rund 430 Milliarden Euro entspräche. Das McKinsey Global Institute (MGI) schätzt das Wachstumspotenzial der deutschen Wirtschaft durch Adap­tion von KI-Technologien sogar noch etwas optimistischer auf 16,7 Prozent bis 2030 (jährlich 1,3 Prozent). Dazu müssten allerdings 70 Prozent aller Unternehmen bis dahin KI-Lösungen einsetzen, vornehmlich für automatische Bilderkennung, natürliche Sprache, virtuelle Assistenten, roboterbasierte Prozessautomatisierung und maschinelles Lernen. Das Potenzial sei hierzulande höher als in den meisten anderen Volkswirtschaften, sind sich PwC und McKinsey einig.
Thorsten Kühlmeyer
Head of Analytics & Artificial Intelligence bei Telefónica Deutschland
Foto: Telefónica Deutschland
„Wir haben (…) das Bauchgefühl digitalisiert.“
Je nach Branche variiert das KI-getriebene Wachstum allerdings zwischen 7 und 28 Prozent, glaubt PwC. Überdurchschnittlich hoch soll der KI-Einfluss in den Bereichen Handel und Konsumgüter, Hotels, Restaurants, Bildung, Gesundheit sowie im öffentlichen Sektor ausfallen. Für die deutsche Industrie sagt eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums vom Juni 2018 voraus, dass KI die Bruttowertschöpfung in den kommenden fünf Jahren kumuliert um rund 32 Milliarden Euro steigern wird. KI wäre damit für ein Drittel des gesamten Wachstums in diesem Sektor verantwortlich.
Wachstum durch KI
Quelle: McKinsey Global Institute
Diese Transformation der Industrie hat auch bereits begonnen. Zwei Beispiele: Bei Autokonzernen wie Audi führen fahrerlose Transportsysteme (FTS) die Anweisungen eines zentralen Computers aus, der die werksinterne Logistik optimal auf die Bedarfsschwankungen der Montagestationen abstimmt. Und Airbus Smarter Fleet, eine cloudbasierte Service-Plattform des europäischen Flugzeugbauers, stellt Fluglinien intelligente Wartungs- und Engineering-Werkzeuge bereit. Mit Hilfe von IBMs KI-Engine Watson soll die Cloud-Plattform von Airbus Flugeffizienz und Treibstoffverbrauch der Verkehrsflugzeuge optimieren und so Gesellschaften mit Airbus-Modellen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Über die Lebensdauer eines Linienflugzeugs sollen Zusatzdienste aus den Betriebsdaten eine Wertschöpfung ge­nerieren.
Solche Service-Plattformen schaffen neue Wachstumspotenziale, glauben die Analysten von Accenture. Doch wer sie ausschließlich als Instrument der Absatzsteigerung für seine eigenen bestehenden Produkte konzipiere, schöpfe ihre Möglichkeiten nicht aus. Plattformen müssten als Ökosysteme „möglichst vielen Nutzergruppen“ offenstehen und Produkte und Leistungen anderer Unternehmen einbeziehen.
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