So tief greifend verändert das IoT die Industrie

Daten verarbeiten

von - 06.04.2018
Der deutsche IIoT-Markt
Auf Wachstumskurs: Der IIoT-Markt in Deutschland soll durchschnittlich um fast 20 Prozent pro Jahr zulegen.
(Quelle: Arthur D. Little, Eco "Der deutsche Industrial-IoT-Markt 2017-2022" )
Häufig fallen in den Endgeräten so große Mengen an Daten an, dass selbst leistungsstarke Funk- oder drahtgebundene Netze sie nicht oder nicht schnell genug in die Zentrale oder eine Cloud-Plattform transportieren können, um eine zeitnahe Analyse zu ermöglichen.
„Es ist wichtig, dass die Analysen nicht nur im Rechenzen­trum, sondern auch am Rand der Netzwerkarchitektur auf Endgeräten durchgeführt werden können“, betont Shawn Rogers, Senior Director of Analytic Strategy bei TIBCO Software. Dieses sogenannte Edge- oder Fog- Computing reduziert die zu übertragende Datenmenge und verringert gleichzeitig die Latenz. „Das reine Speichern riesiger Datenmengen im ‚Data Lake‘ ergibt ja nur dann einen Sinn, wenn die Daten zügig bearbeitet werden“, sagt Christian Dornacher von Hitachi Vantara, „die Edge-Verarbeitung der Daten kann helfen, diesen Prozess zu optimieren und zu verschlanken.“
Auch Cumulocity-CEO Groß empfiehlt, die Daten am Rand des Netzwerks zu bündeln und erst dann weiterzureichen: „Wo schnelle Reaktionen gefordert sind, beispielsweise nach der Feststellung eines starken Druckabfalls bei einer empfindlichen Maschine, bildet die Zusammenarbeit von Cloud und Edge-Computing eine perfekte Symbiose.“

Sicherheitsdebatten

Spionagepuppen im Kinderzimmer – solche und viele andere eklatante Sicherheitsmängel und Datenschutzverstöße haben das IoT als Schlaraffenland für Hacker in Verruf gebracht. Die schlechte Reputation färbt auch auf den Indus­trieeinsatz ab. „Sicherheit stellt für Unternehmen den größten Stolperstein für die Implementierung und den Betrieb von IIoT dar“, weiß Shawn Rogers von TIBCO. „In diesem Punkt haben viele Unternehmen bei der Umsetzung die größten Bedenken.“
Bernd Groß
Bernd Groß
Senior Vice President IoT & Cloud Business Unit
bei der Software AG und CEO von Cumulocity
www.cumulocity.com
Foto: Software AG
„Immer dort, wo Entscheidungen aufgrund einer Datenbasis gefällt werden, können uns digitale Lösungen in Sachen Geschwin­digkeit und Fehlerresistenz voraus sein.“
Bei der Absicherung einer IIoT-Infrastruktur sind viele Aspekte und Komponenten zu beachten – das beginnt beim physischen Zugriff auf die Sensoren, die vor Manipulation geschützt werden müssen, reicht über die Erfassung und Übertragung der Daten bis hin zu deren Verarbeitung in den Analysesystemen. Eine Verschlüsselung der Daten von der Entstehung bis zur Speicherung im Rechenzentrum oder in der Cloud, eine starke Authentifizierung und eine rollenbasierte Zugriffsbeschränkung sind Pflicht. Während die meisten Aufgaben den Standardprotokollen für IT-Sicherheit folgen, kann das Patchen der vielen, womöglich weltweit verteilten Endpunkte Sicherheitsverantwortliche vor erhebliche Probleme stellen.
„Diese Devices können sich auf Windrädern in Offshore-Parks, auf Bohrinseln oder in den Zehntausend Containern auf einem Frachtschiff befinden“, sagt ISG-Advisor Nickels, „das macht den physischen Zugriff extrem aufwendig.“

Technik-Wettlauf

Zahlreiche Standards, Dutzende Plattformen, Tausende Sensoren – wer sich mit IIoT beschäftigt, kann schnell den Überblick verlieren. Hinzu kommt, dass die Entwicklung in einem rasanten Tempo vonstattengeht. „Wir haben bei unseren Analysen und Bewertungen manchmal das Gefühl, dass wir noch während wir die Ergebnisse evaluieren schon wieder von der Entwicklung überholt werden“, klagt ISG-Advisor Nickels. Die scheinbar unendlichen Möglichkeiten hindern den Einsatz oft eher, als dass sie ihn fördern, ergänzt Bernhard Kirchmair von Vinci Energies Deutschland, „Entscheider wissen oft nicht, wo sie ansetzen sollen.“
Doch nicht nur die Technik, auch betriebswirtschaftliche Anforderungen wandeln sich schnell. „Dauert ein Projekt deutlich länger als sechs Monate ohne erstes Ergebnis, können sich Rahmenbedingungen oder die Ziele des Unternehmens schon wieder geändert haben“, sagt Cumulocity-CEO Groß, „dann landet das Projekt in einer Sackgasse.“ Thomas Schulz von GE Digital sieht auch in der Kommunikation zwischen den Geräten Herausforderungen: „Unternehmen müssen die richtige Sensor-Hardware und Industrial-Internet-Plattform auswählen, um einen reibungslosen Informationsfluss zwischen den Systemen zu ermöglichen.“
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