Otto.de wandelt sich vom Händler zur Plattform

Großer Umbruch

von - 27.06.2018
Bei der Vorstellung der Zahlen für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2017/18 hat Otto kürzlich den „größten Umbruch der Firmengeschichte“ angekündigt: Otto.de soll sich vom Händler zur Plattform weiterentwickeln.
Brand Connect: Unter diesem Namen bündelt Otto zahlreiche Prozesse und Services für Marktplatzpartner.
Marc Opelt, Bereichsvorstand Marketing und Sprecher von Otto, beschreibt, was das heißt: „In Zukunft wird sich Otto – noch deutlich stärker als heute – für Marken und andere Händler öffnen, die ihre Sortimente aus allen Lebensbereichen auf Otto.de anbieten können. Otto stellt dafür die Infrastruktur, Technologien, Services sowie den Zugang zum Online-Shop mit durchschnittlich fast zwei Millionen Klicks pro Tag zur Verfügung.“
6,6 Millionen aktive Kunden, davon 1,8 Millionen Neukunden, wirft Otto als Argument in die Waagschale: Der Shop habe damit das Potenzial zum Marktplatz.
Dass Dritte über Otto verkaufen ist allerdings nicht neu. Otto bietet bereits seit 2007 die Basisfunktionalitäten eines Marktplatzes an und zählt aktuell rund 280 Marktplatzpartner. Insgesamt sind auf Otto.de derzeit über 2,8 Millionen Artikel von mehr als 6700 Marken erhältlich. Dieses Angebot will Otto künftig durch die Zusammenarbeit mit weiteren Marken und Händlern vervielfachen.
„Wir möchten uns mit unserem Sortiment in alle Lebens­bereiche vorarbeiten und auch in den Bereichen interessante Angebote machen, in denen wir früher nicht zu Hause waren“, erklärt Marc Opelt.

E-Commerce bei Möbelhändlern

Als Beispiel nennt Opelt etwa die Kosmetikmarke L’Oréal, die ihre Produkte seit Oktober 2017 über Otto verkauft. Einen weiteren Schwerpunkt soll das Möbelsortiment bilden.
Der Bereich Home & Living war laut Unternehmensangaben im abgeschlossenen Geschäftsjahr mit einem Umsatz von über 950 Millionen Euro besonders erfolgreich. „Kein anderes Unternehmen in Deutschland verkauft mehr Möbel als wir“, erklärt Opelt: „Im Rahmen der internationalen Möbelmesse in Köln haben wir viele gute Gespräche mit klassischen Händlern aus dem Möbelhandel geführt – und den Gedanken, mit Otto in den E-Commerce zu gehen, fanden viele sehr gut.“
Aber auch andere Sortimentsbereiche, zum Beispiel der Download von Software oder der Verkauf  von Tierbedarf oder von nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten seien für Otto.de spannend. Wie auf anderen Marktplätzen wie Amazon.de wird die Ausweitung der Partner auch dazu führen, dass teilweise die gleichen Produkte von unterschiedlichen Anbietern zu unterschiedlichen Preisen auf der Plattform gelistet sein werden.
Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Plattform ist das Portal Brand Connect. Otto entwickelt dieses Selfservice-Tool gemeinsam mit den Marken Adidas und s.Oliver. Brand Connect soll künftig alle Prozesse und Services für die einzelnen Marktplatzpartner bündeln. Dazu zählen unter anderem die Analyse der über den Marktplatz Otto.de getätigten Verkäufe, Daten, die für die Bewirtschaftung des Angebots nötig sind, aber auch diverse Werbemaßnahmen, die Marken buchen können.
Das Know-how dafür bringt der im Mai 2015 gegründete Retail-Vermarkter Otto Group Media mit, wie Otto ein Unternehmen der Otto Group.
Virtuell einrichten: Mit der AR-App lassen sich Möbel schon vor dem Kauf virtuell an dem für sie vorgesehenen Ort platzieren und ansehen.
AR als Präsentations-Tool
Otto hat gemeinsam mit Google eine Augmented-Reality-App (AR) für den Möbelbereich entwickelt, weil Otto in diesem Segment weiter wachsen will.
Der Online-Händler ist eines der ersten Unternehmen, das dazu die „AR Core“-Technologie einsetzt. AR Core ist Goo­gles Software Development Kit für Augmented Reality. Die Version 1.0 wurde kürzlich auf dem „Mobile World Congress“ vorgestellt. Mit dem Programmierwerkzeug-Set können Entwickler Augmented-Reality-Anwendungen für das Betriebssystem Android bauen. Aktuell funktioniert AR Core auf 13 Smartphones.
Bei Otto hat der Einrichtungs-Spezial-Shop Yourhome.de die App Yourhome AR im März im Play Store veröffentlicht. Die Nutzer können damit ausgewählte 3D-Möbel frei und maßstabsgetreu im Raum platzieren, wenn sie vorher diesen Raum mit der Kamera gescannt haben. Die Möbelstücke lassen sich auch drehen. Das Ziel ist, die Kunden auf neuen Wegen zu erreichen und ihnen ein realitätsnahes Bild von Materialien, Beschaffenheit und Optik zu liefern, um die Kaufentscheidung zu erleichtern.
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