Daten-Management für das Cloud-Zeitalter

Im Gespräch mit Bipul Sinah, CEO und Mitgründer von Rubrik

von - 27.04.2018
Bipul Sinha, CEO von Rubrik, war schon lange vor Rubrik als innovativer IT-Kopf bekannt. Mit com! professional spricht er über die Entwicklung des Storage- und Backup-Markts in Zeiten der Cloud.
com! professional: Vor Rubrik waren Sie zuletzt Venture Capitalist bei Lightspeed. Wie kam es, dass Sie sich persönlich an der Gründung von Rubrik beteiligt haben?
Bipul Sinha: Als Venture Capitalist ist man bei jungen Unternehmen mit Investitionen dabei, aber nicht
Bipul Sinha
Bipul Sinha: CEO und Mitgründer von Rubrik
(Quelle: Rubrik )
direkt in den Betrieb involviert. Man sitzt im Board, unterstützt mit Wissen und Erfahrung, hat aber keinen unmittelbaren Anteil an He­rausforderungen und Entscheidungen. Ich wollte selbst einen größeren Einfluss in einem jungen Unternehmen ausüben.
com! professional: Was zeichnet Ihre persönliche Erfolgsgeschichte in der IT aus?
Sinha: Ich habe das große Glück, über einen erfindungsreichen Verstand und über geschäftliche Erfahrungen zu verfügen. Ich habe in Indien ein Ingenieurstudium absolviert und dann Code geschrieben, viele, viele Jahre lang. Ich habe zum Beispiel am Database-Kernel für Oracle mitgearbeitet. Später studierte ich in den USA Finanzwissenschaften an der Wharton Business School. Und anschließend wurde ich Venture Capitalist, wo ich mein Wissen über Ökonomie mit meinen Erfahrungen als Ingenieur verbinden konnte.
com! professional: Als Sie vom Investor zum Unternehmer wurden – warum haben Sie den Storage-Sektor gewählt?
Sinha: Mir ist aufgefallen, dass Backup und Recovery wahrscheinlich das einzige IT-Gebiet ist, das in den vergangenen zehn bis 15 Jahren keine wesentlichen Innovationen erlebt hat. Dabei geben die Unternehmen unglaublich viele Milliarden Dollar für diese Aufgaben aus. In fast allen anderen IT-Bereichen sind neue Unternehmen aufgetaucht, die große Anbieter in Bedrängnis gebracht oder sogar verdrängt haben. Zum Beispiel Security: Palo Alto Networks ist hier inzwischen ein bedeutender Anbieter. Oder Service Automation Business: Service Now ist eine riesige Firma und sehr wertvoll geworden.
com! professional: Was führte dann zur Gründung von Rubrik?
Sinha: Ein Problem war identifiziert worden, es gab Käufer, die auf Lösungen warteten, und es gab Budgets dafür, und das regelmäßig. Wenn man als Venture Capitalist diese wesentlichen Faktoren entdeckt, kann man sich glücklich schätzen. Dann steht man vor der Frage, was man daraus macht. Anstatt wie gewohnt zu investieren, entschied ich mich, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
com! professional: Was sind denn die Versäumnisse der traditionellen Backup-und-Recovery-Anbieter?
Sinha: Sie haben keine Innovationen zustande gebracht. Man muss nur auf Hersteller wie Commvault, Veritas oder EMC schauen: Ihre Produkte sind 15 bis 20 Jahre alt. Manchmal haben sie etwas Neues hinzugekauft, aber erst seit wir den Markt betreten haben, arbeiten sie plötzlich an neuen Funktionen.
com! professional: Backup ist eigentlich ja eine einfache Sache: Es gibt Applikationen und Daten und für den Fall der Fälle Duplikate.
Sinha: Keineswegs. Backup ist eines der komplexesten Probleme der IT-Infrastruktur überhaupt, weil man eine Kopie der Daten von einem System in Produktion anfertigt, um so schnell wie möglich ein Restore machen zu können.
com! professional: Um diese Prozedur zu vereinfachen, haben viele Firmen ihre Backups nur einmal in der Nacht durchgeführt.
Sinha: Aber wenn man nur jede Nacht ein Backup macht, ris­kiert man den Verlust von 24 Stunden Daten. Und wenn das Restore zwei Tage dauert, dann fällt ein System oder eine Anwendung zwei Tage lang aus. Je tiefer Unternehmen digitalisiert werden, desto weniger können sie sich solche Ausfallzeiten leisten.
com! professional: Deshalb wurden Techniken wie Full-Time-Backup, inkrementelles Backup oder Snapshots entwickelt.
Sinha: Aber schon vor zehn oder 15 Jahren. Ursprünglich wurden Backups von Zeit zu Zeit auf Tapes geschrieben, dann kamen Festplatten und das Schreiben der Daten beim Backup konnte ohne Unterbrechungen durchgeführt werden. Man konnte die Daten­sicherungs-Jobs auch zeitlich festlegen. Rubrik macht solche Jobs überflüssig, denn wir managen automatisch alle Daten. Damit entfällt die aufwendige Arbeit, ständig Backup-Jobs kontrollieren oder Reports erstellen zu müssen. In den letzten Jahren kamen zwar Flash- und All-Flash-Arrays hinzu und mit der Virtualisierung wurden die Systeme immer mehr zu Commodity – aber Innovationen sind ausgeblieben.
com! professional: Wie lässt sich der Ansatz von Rubrik beschreiben?
Sinha: Erstens Einfachheit. Anstatt drei, vier oder mehr Systeme für die Datensicherung zu kaufen, reicht eine Technologie aus – die von Rubrik. Zweitens Automatisierung. Rubrik bietet eine komplett
automatisierte Plattform mit APIs, mit der man das Daten-Management so wie in einer Cloud automatisieren und orchestrieren kann. Drittens Cloud: Man kann auf Knopfdruck mit einer Public Cloud starten. Niemand bietet eine so leichte Cloud-Integration wie wir.
com! professional: Wie funktioniert das?
Sinha: Eine IT-Abteilung erhält etwa den Auftrag, mit der Cloud zu beginnen. Sie überlegt, welche Anwendungen in die Cloud verlagert werden sollen, und nimmt sich sechs bis acht Monate Zeit. Mit uns reicht ein Amazon-Account: Man installiert Rubrik mit seiner Policy-Engine, mit der Backups automatisch in die Cloud wandern und
Daten von dort wiederhergestellt werden. Alternativ führen wir Backups aber auch innerhalb eines Rechenzentrums aus.
com! professional: Welche Ihrer ursprünglichen Ziele mit Rubrik haben Sie schon verwirklichen können?
Sinha: Rund 10 Prozent. Wir haben im Moment 600 Mitarbeiter und stellen jetzt pro Jahr 500 ein. Erst wenn wir bei 5000 sind, haben wir unser Ziel erreicht, ein wirklich großes Unternehmen mit sehr vielen Kunden und einer dominierenden Technologie zu sein. Noch bauen wir unsere Backup-Lösungen aus, was eher defensiv ist. Aber das wird sich bald ändern. Wir werden in die Offensive gehen.
com! professional: Was heißt das?
Sinha: Backup ist nur der Anfang. Heute schieben wir die Daten in die Cloud. In Zukunft wollen wir alle Beziehungen zwischen Cloud und On-Premise abdecken – einschließlich des Verschiebens von Daten zwischen verschiedenen Public Clouds und Search- und Analytics-Funktionen, egal wo sich die Daten befinden. Wir werden mehr sein als eine reine Storage-Company, wir werden das Management von Daten organisieren und nutzen dazu auch die Speicherfunktionen von AWS, Azure und anderen. Wir haben mit Sicherheit die bessere DNA als die traditionellen Storage-Unternehmen – Technologie, Mitarbeiter, Strategie, Kultur.
Verwandte Themen