Wo andere Coder aufhören, geben unsere richtig Gas

Autisten fehlt teilweise Selbstbewusstsein

von - 05.03.2019
com! professional: Weshalb fragen Ihre Spezialisten nicht selbst, wahrscheinlich würden sie das noch viel exakter tun als Nicht-Autisten?
Weber: Manche unserer Mitarbeiter sind nicht selbst­bewusst genug, um alle Informationen einzufordern, die sie für ihre Aufgabe benötigen. Das übernehmen dann unsere Jobcoaches. Das fängt an bei fehlenden Berechtigungen und geht weiter mit, wie bezahlt man in der Kantine, oder ob es in Ordnung ist, wenn man bereits um 11:30 Uhr isst, weil einem später die Kantine zu voll ist. Obwohl das Team um 13 Uhr zum Mittagessen geht. Meist finden sich pragmatische Lösungen.
com! professional: Wie werden die Klienten auf Ihre Experten vorbereitet?
Weber: Auch hier unterstützen unsere Jobcoaches. Bevor wir mit einem Projekt starten, besuchen sie das Team des Kunden und klären es über Autismus auf und sprechen auch über die Eigenschaften und die Eigenheiten der jeweiligen Kollegen. Das hilft enorm. Es gibt Kunden, die nach einem halben Monat bereits auf uns zukommen und sagen, sie hätten sich die Zusammenarbeit schwieriger vorgestellt. Oder: Ihr Kollege ist besser und einfacher ins Team zu integrieren als mancher nicht autistische Mitarbeiter.
com! professional: An welchen Kundenprojekten arbeitet Ihr Unternehmen aktuell? Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich?
Weber: Im Bereich Data Quality Management sind wir für ein Unternehmen im Enterprise-Umfeld aktiv. Dort durchforsten wir große Datenbanken, prüfen im Detail Attribute von Daten und analysieren, inwieweit diese in das strategische Datenkonstrukt des Unternehmens passen. Wir haben einen Kollegen, der einen selbstlernenden Algorithmus geschrieben hat, um Tabellen miteinander zu vergleichen. Den Algorithmus hat er mehrere Wochen lang trainiert. Am Ende erhielt er Resultate, die den Kunden weiter brachten, auf die man dort nicht gekommen wäre. Andere Kollegen haben bei einem Projekt große Datenmengen manuell untersucht und Muster erkannt, auf deren Basis sie Predictive Models mit Python programmieren. Für einen anderen Kunden analysieren wir Tickets und Logfiles, um vorhersagen zu können, was künftig in einer Applikation geschieht, was wiederum dem IT-Support helfen kann, die Anwendung proaktiver zu warten.
com! professional: Dann ist einer Ihrer Schwerpunkte also Big Data?
Weber: Genau. Dabei fällt uns auf, dass viele Unternehmen an Big Data rangehen und eine Software kaufen, ohne zu wissen, was die Software eigentlich vergleichen soll und welche Spezifikationen dafür benötigt werden. Unsere Spezialisten arbeiten leidenschaftlich gern über Wochen mit großen Datenmengen und können anschließend aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten darlegen, welche Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Daten bestehen, die man noch gar nicht berücksichtigt hat und die künftig in den Vordergrund gerückt werden sollten.
com! professional: Wer zählt zu Ihren Kunden?
Weber: Wir können auf ein hochwertiges Netzwerk zurückgreifen und nutzen diese Kontakte für Aufträge. Zusätzlich gehen wir gezielt auf Unternehmen zu. Diese stammen aus unterschiedlichen Bereichen und sind verschieden groß. International arbeiten wir beispielsweise mit der Allianz, Virgin Money, KPMG, Linklaters, BMW und Siemens zusammen.
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