Wo andere Coder aufhören, geben unsere richtig Gas

Mitarbeiter mit völlig unterschiedlichen Hintergründen

von - 05.03.2019
com! professional: Welche Hintergründe bringen Ihre Bewerber und Mitarbeitenden mit?
Weber: Das ist ganz unterschiedlich. Kürzlich stellten wir einen Kollegen ein, der 21 Jahre alt ist und noch seinen Master in Informatik abschließt. Ein anderer ist 54 und kann bereits über 20 Jahre Berufserfahrung vorweisen. Wichtig ist, dass die Bewerber ein Interesse an IT haben und die Motivation, sich mit entsprechenden Aufgaben auseinanderzusetzen. Die meisten unserer Kollegen haben eine Ausbildung oder ein Studium mit IT-Hintergrund. Wir beschäftigen aber auch eine Bankkauffrau, die als Quer­einsteigerin zu uns gestoßen ist. Sie bringt eine unglaubliche Begabung im analytischen Denken mit und wir wissen, dass sie auch das Programmieren lernen will. Wir priorisieren die kognitiven Stärken unserer Mitarbeitenden und achten erst danach auf den Ausbildungshintergrund.
com! professional: Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag Ihrer autistischen Kollegen, insbesondere bei den Kunden vor Ort?
Weber: Hierfür arbeiten wir mit Jobcoaches zusammen. Es sind Fachleute, die bereits mit Autisten zu tun hatten und unseren Kolleginnen und Kollegen im Job zur Seite stehen. Die Coaches bringen einen Hintergrund aus Bereichen wie Psychologie, soziale Arbeit oder Pädagogik mit. Auf sieben bis acht unserer IT-Consultants kommt ein Jobcoach. Diese informieren sich im Vorfeld beim Kunden über die Arbeitsbedingungen und begleiten den Einstieg unserer Spezialisten in ein Kundenprojekt. Am Anfang besuchen sie noch die ersten Meetings. Anschließend agieren sie im Hintergrund, sind aber weiterhin greifbar, sowohl für unsere Mitarbeiter als auch für die Kunden.
com! professional: Worauf achten die Coaches dabei? Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen Ihre Spezialisten?
Weber: Sie leisten vorbereitende Arbeiten und klären Fragen ab zu Klienten, Anfahrtswegen und Ansprechpartnern. Aber auch, wie der Arbeitsplatz beschaffen ist. Wir haben beispielsweise Kollegen, die visuell begabt sind und Fehler erkennen, ohne gezielt nach diesen suchen zu müssen. Nur können sie nicht unter Neonlicht sitzen. Die Lösung kann dann ein Schreibtisch sein, der sich zwei Meter daneben befindet, wo die Neonröhre nicht direkt herabstrahlt. Ein anderes Beispiel sind Großraumbüros. Ich kenne niemanden, der sie mag.
com! professional: Ich auch nicht, allerdings sind Großraumbüros heute der Standard.
Weber: Für manche unserer autistischen Kollegen ist so eine Umgebung derart störend, dass sie darin gar nicht arbeiten können. Deshalb klären wir im Vorfeld ab, ob der Arbeitsplatz in einem Großraumbüro ist, ob es einen fixen Arbeitsplatz oder sogenanntes Hot Desking gibt und unsere Mitarbeitenden beim Kunden täglich neu einen Platz suchen müssen.
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