Tops und Flops in der Schweizer ICT-Branche

Stimmungstief mit Erholung

von - 19.01.2021
ICT-Umsätze - gebremstes Wachstum
ICT-Umsätze – gebremstes Wachstum: Das durchschnittliche Wachstum der 500 umsatzstärksten ICT-Unternehmen der Schweiz ist gegenüber Vorjahr nochmals zurückgegangen.
(Quelle: Computerworld Top 500)
Die Corona-Pandemie sorgt folglich auch für Zukunftsängste in der Branche - zumindest temporär. In der Zusatzbefragung von Computerworld unter den Top-500-ICT-Firmen, die von Ende März bis Mitte Juli erhoben wurde, beurteilen gerade einmal 40,4 Prozent der Befragten die Branchenkonjunktur der nächsten 12 Monate positiv und erwarten einen leichten oder kräftigen Aufschwung. 24,8 Prozent beurteilen dagegen die Schweizer ICT-Konjunktur rückläufig oder stark rückläufig. 30 Prozent sind der Überzeugung, dass eine Stagnationsphase ins Haus steht.
Daneben zeigt sich in der diesjährigen Umfrage, dass hauptsächlich mittelgroße Unternehmen mit 100 bis 249 Mitarbeitern mit größerer Skepsis in die Zukunft sehen als kleinere Unternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern oder ganz große Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. So rechnen 32,6 Prozent der mittelgroßen Unternehmen mit einer rückläufigen oder stark rückläufigen ICT-Konjunktur, während doch 24,1 Prozent der kleinen Firmen und 20,0 Prozent der Großunternehmen negative Zukunftsaussichten zu Protokoll geben.
Insgesamt gesehen sind dies um einiges trübere Erwartungen als vor einem Jahr. Damals beurteilten 76,6 Prozent die nächsten 12 Monate positiv, 17,1 Prozent neutral und nur 1,9 Prozent negativ. Noch schlimmer war das Stimmungstief in der Geschichte der Top-500-Zusatzbefragung nur 2009 nach der Finanzkrise. Damals sah die Branche noch schwärzer mit 33,6 Prozent Pessimisten und nur 11,6 Prozent Optimisten.
Allerdings ist das diesjährige Stimmungstief teils der großen Verunsicherung geschuldet, die in den ersten beiden Monaten der Pandemie herrschten. Schlüsselt man nämlich die Antworten nach den Monaten auf, in denen unser Online-Fragebogen ausgefüllt wurde, so zeigt sich, dass vor allem in den Monaten April und Mai die Zukunftsaussichten negativ gesehen wurden. In dieser Zeit gingen gar fast 30 Prozent der Befragten von einer schrumpfenden ICT-Konjunktur hierzulande aus. Im Juni änderte sich dann die Einstellung beträchtlich. In diesem Monat sehen nur noch gut 12 Prozent negativ in die Zukunft und 56,5 Prozent gehen davon aus, dass trotz Corona die Zukunft rosig sein wird.
Markus Messerer
Markus Messerer
Leiter B2B bei Competec und CEO bei Alltron
www.competec.ch
Foto: Competec/Alltron
„Der Preisverfall im Schweizer ICT-Markt ist weiter erkennbar.“
Einen Corona-bedingten Stimmungsknick hat derweil auch der Branchenverband Swico beobachtet. Dessen Stimmungsbarometer ICT-Index, dem die Indikatoren „erwartete Umsatzveränderung“, „erwartete Veränderung des Auftragseingangs“ sowie „erwartete Veränderung der Rentabilität“ als Grundlage dienen, stürzte im April 2020 regelrecht ab. Stand das Barometer Anfang des Jahres noch auf 117,6 Punkten, tauchte es im April um 44 Prozent auf 66,2 Punkte und damit deutlich unter die Wachstumsgrenze, die bei 100 Punkten liegt. In den Folgemonaten stieg der Swico-ICT-Index aber wieder sukzessive an und erreichte im Juli immerhin wieder 92,0 Punkte, sodass auch Swico-Geschäftsführerin Judith Bellaiche wieder vorsich­tigen Optimismus verbreitet. „Es ist sehr erfreulich, dass die Stimmung nun zum dritten Mal in Folge positiv ist. Ich werte dies als deutlichen Hinweis auf die Fitness und das große Engagement unserer Branche“, gab Bellaiche anlässlich der Veröffentlichung des Juli-Indexes zu Protokoll. „Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass alle ICT-Teilsegmente den Sprung in die Wachstumszone noch nicht geschafft haben. Und dass die Angst vor einer zweiten Covid-19-Welle offenbar den Markt verunsichert, müssen wir unbedingt im Auge behalten“, ergänzte sie.
Zusammengefasst kann kon­statiert werden, dass die Branche gemerkt hat, dass die Auswirkungen der Krise auch Wasser auf die Mühlen der Digitalisierung sein könnten und sie damit der ICT-Industrie zumindest längerfristig mehr nützen als schaden wird.

Firma

Veränderung in Mio. CHF

Veränderung in %

Top-500-Rang 2020

1

SIX AG

– 809,00

– 41,7%

 13

2

Swisscom AG

– 261,00

 – 2,2%

  1

3

Kudelski Group

 – 77,50

 – 8,6%

 27

4

Huber + Suhner AG

 – 54,40

 – 6,1%

 26

5

UPC Schweiz GmbH

 – 46,00

 – 3,5%

 11

6

Ascom Holding AG

 – 35,60

– 11,2%

 55

7

IBM (Schweiz) AG*

 – 35,00

 – 2,3%

  7

8

ITRIS AG

 – 31,00

– 11,9%

 63

9

WISeKey SA

 – 28,00

– 53,3%

274

10

Leonteq Securities AG

 – 26,20

 – 9,3%

 59

Verwandte Themen