Tops und Flops in der Schweizer ICT-Branche

Mehr Chancen als Risiken

von - 19.01.2021
Konjunkturprognose – Stimmungstief
Konjunkturprognose – Stimmungstief: Die nächsten 12 Monate beurteilt die ICT-Branche ­Corona-bedingt zurückhaltend. Nur 2009 war die Stimmung ­pessimistischer.
(Quelle: Computerworld  Schweiz Top 500)
Auch die von Computerworld befragten Vertreter der ICT-Industrie machen sich Sorgen um die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Schließlich fallen zahlungsunfähige Firmen als Kunden weg. Sie reiben sich aber auch die Hände, zeigt doch die Krise, wie wichtig die Digitalisierung ist. „Die Corona-Krise ist etwas dermaßen Umwälzendes, dass sich ihre Folgen noch gar nicht abschätzen lassen“, spricht Peter Lenz, Managing Director Region Alpine von T-Systems, für viele. „Sorgen bereitet vor allem die durch sie verursachte Wirtschaftslage“, gibt er zu bedenken. „Wir erwarten Zurückhaltung bei größeren Investitionsvorhaben, obwohl sich gerade jetzt in der Krise die Vorteile einer fortgeschrittenen Digi­talisierung von Infrastrukturen und Prozessen ­gezeigt haben“, folgert der T-Systems-Manager.
Lenz sieht denn auch in der Pandemie und deren Bewältigung mehr Chancen als Risiken. „Die Corona-Krise hat die Bedeutung von digitaler Vernetzung radikal akzentuiert“, ist er überzeugt. Auch der abrupte Wechsel vieler Firmenmitarbeitenden ins Homeoffice wird längerfristige Aus­wirkungen haben. „Viele Unternehmen prüfen nun ihre Arbeitsplatz­modelle und Homeoffice wird künftig mehr gefördert“, ist etwa Thomas Wettstein überzeugt, bis Ende 2020 CEO von Avectris. „Entsprechend wird unserer Meinung nach der Bedarf nach Cybersecurity, Cloud-Migration und Collaboration-Werkzeuge steigen“, folgert er. Damit aber nicht genug: „Wir werden in Zukunft nicht nur anders arbeiten, sondern auch einen massiven Digitalisierungsschub in allen Lebensbereichen erfahren“, meint Wettstein. Globalisierungsstrategien würden zudem hinterfragt und Backsourcing thematisiert. Schließlich habe Business Conti­nuity Management massiv an Bedeutung gewonnen, unterstreicht der Avectris-CEO.
Reto Gutmann
Reto Gutmann
CEO Abraxas
www.abraxas.ch
Foto: Abraxas
„Es ist nicht auszu­schließen, dass sich die IT-Landschaft in der Schweiz etwas konsolidieren wird.“
Doch welche Auswirkungen wird die Krise konkret auf die ICT-Industrie haben? „Die zu erwartenden wirtschaftlichen Verwerfungen und deren mittel- und langfristige Wirkung auf die Konjunktur werden sich voraussichtlich auch auf unsere Auftragslage auswirken“, kommentiert Abraxas-CEO Reto Gutmann. Dennoch ist er überzeugt, „dass der ICT-Markt auch weiterhin ein Motor der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz bleiben wird“. Zu Umwälzungen wird es aber kommen. „Es ist nicht auszuschließen, dass sich die IT-Landschaft in der Schweiz etwas konsolidieren wird und tendenziell eher weniger ganz kleine Firmen existieren werden“, schätzt Gutmann.

Schwierige Auftragslage

Die doch etwas trübe Stimmung der Branche zeigt sich auch bei der Beurteilung der aktuellen Auftragslage. So beurteilen 18,7 Prozent der Befragten der Top-500-Zusatzuntersuchung die aktuelle Auftragslage schlechter als im letzten Jahr. 31,9 Prozent sehen dagegen eine verbesserte Auftragslage und 46,8 Prozent sehen diese auf ähnlichem Niveau wie im letzten Jahr zur gleichen Zeit. Dies sind um einiges schlechtere Ergebnisse als 2019. Damals beurteilten nur 5,4 Prozent die Auftragslage schlechter, dafür 50,3 Prozent besser und 40,8 Prozent auf gleichem Level. Allgemein kann 2020 von einer geringeren Investitionsbereitschaft ausgegangen werden. Dies zeigt auch eine Analyse von Forrester. Die Marktforscher gehen davon aus, dass das Wachstum der Technologie­ausgaben in der Schweiz auf 1,2 Prozent im Jahr 2020 gegenüber 2,3 Prozent im Jahr 2019 zurückgehen wird. Der Schweizer Technologiemarkt werde sich mit der Schweizer Wirtschaft verlangsamen, heißt es.
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