Der Mut zur digitalen Transformation wächst
Handlungsdruck ist da
von Volker Richert - 17.07.2019
Di Sandro dürfte es auf den Punkt bringen, wenn er sagt, „die digitale Transformation verlangt Mut zu Neuem.“ Man müsse sich auseinandersetzen mit dem „Was wäre, wenn“ und Fragen stellen, die sich mit Innovationen und der Suche neuer Wege zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen beschäftigen.
Diese Einstellung ist laut CIO-Studie 2019 allgemein in den Unternehmen angekommen. Jedenfalls sind jene Verantwortlichen weniger geworden, die extrem schwerwiegende Auswirkungen von der Transformation erwarten. Statt 11,4 Prozent sind es nur noch 7,7 Prozent. Die zuversichtlicher gewordenen Unternehmen gehören heute meist der um 5 auf 37 Prozent gewachsenen Gruppe an, bei der deutliche Skepsis vorherrscht. Wobei man zur Kenntnis nehmen muss, dass sich der kleine Kreis von Unternehmen, die keinerlei Einflüsse vom digitalen Wandel erwarten, sich auf 2,1 Prozent nahezu verdreifacht hat. In der Mitte herrscht nüchterner Realismus. Wie im Vorjahr erwarten 42 Prozent der Befragten nur wenige Veränderungen.
Es ist also wenig überraschend, dass fast 80 Prozent der Schweizer Unternehmen von mehr oder weniger schweren Auswirkungen aufgrund der Digitalisierung ausgehen. Martin Staib, Leiter Technik und Entwicklung bei der Axians IT&T AG, räumt ein, dass die digitale Transformation erheblichen Handlungsdruck im Unternehmen erzeugt, betont aber, dass es strategisch wichtig sei, „dass wir die digitale Transformation bei uns und bei unseren Kunden vorantreiben“. Deshalb müssten sich alle Mitarbeiter mit dem Thema früher oder später in unterschiedlichen Ausprägungen befassen, schiebt er nach. Es bedürfe eines Umdenkens auf verschiedenen Ebenen. Die Nutzer müssten sich auf digitale Abläufe einstellen, aber es brauche auch gesetzliche Anpassungen, etwa beim Datenschutz und der Möglichkeit, beispielsweise via digitaler Signatur Vertraulichkeit zu gewährleisten.
Bei Swisscom ist bereits erreicht, dass „das Thema Digitalisierung ernsthaft über alle Unternehmensstufen hinweg thematisiert wird, zu echten Handlungen führt und quantitativ wie auch qualitativ eine Wirkung nachgewiesen werden kann“. Zu berücksichtigen habe man zudem die Tatsache, „dass Veränderungszyklen in der Gesellschaft und Wirtschaft immer kürzer werden“. Dieses Tempo führe bei den Mitarbeitenden teils zu Unsicherheit. Deshalb gehe es auch darum, ihnen die Chancen der Digitalisierung konsequent aufzuzeigen, fügt Christoph Aeschlimann an.
Laut Egon-Seitz-Führungskraft Dimitris Di Sandro verlangt die digitale Transformation nicht zuletzt einen aktiven Informations- und Wissensaustausch, insbesondere mit externen Stellen. Unternehmensverantwortliche, die solche Kontakte scheuen, hätten verlernt, von anderen Unternehmen zu lernen, und würden heute unter Betriebsblindheit und manchmal auch unter Betriebsverliebtheit leiden. Die Konsequenzen seien dann träge oder gar lahme Prozesse und Arbeitsweisen - „organisatorisches Gift in unserer schnelllebigen digitalen Welt. In dieser ist falscher Stolz oder das klassische Not-invented-here-Syndrom völlig fehl am Platz.“ Vielmehr sei es essenziell, eine Kultur im Unternehmen aufzubauen, die gern und offen von anderen lerne.
Fazit
In Wirtschaft und Verwaltung der Schweiz herrscht alles in allem eine positive Einstellung gegenüber der Digitalisierung. Sie gilt als nicht mehr wegzudenken und wird als Tatsache gesehen und trotz der sich daraus ergebenden neuen Problemstellungen akzeptiert. Es dominieren Neugier und Mut.