Wie Lübbe neue, digitale Vertriebswege nutzt

Buchgeschäft plus neue Verwertungsschienen

von - 31.03.2017
Zumindest in der Bilanz zeigt die Digital-Strategie allmählich Erfolge: Der Anteil online erzielter Erlöse steigt - in erster ­Linie, weil schätzungsweise die Hälfte der der Liebesromane und Krimis von Bastei Lübbe heute als eBook gekauft oder als Hörbuch heruntergeladen wird. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres, das mit dem 31. März 2017 endet, entfielen knapp 28 von insgesamt 118 Millionen Euro Umsatz auf die Digital-Sparte. Das sind rund 23 Prozent, im Vorjahr ­schaffte sie rund 16 Prozent. "Die Digital-Umsätze speisen sich überwiegend aus den eBooks und den Hörbüchern", ­erläutert Schierack. "Es kommen aber noch knapp 1,5 Millionen Euro Umsatz von Bookrix und 7,4 Millionen Umsatz von Daedalic Entertainment hinzu."
Basis für das größte Digital-Wachstum ist zwar noch das traditionelle Buch­geschäft, doch neue Plattformen sollen es jetzt beschleunigen helfen: Geschätzte 30 Prozent der Einnahmen auf dem digitalen Buchmarkt entfallen heute auf die Werke von Selfpub­lishern, daher finden diese Autoren auf Bookrix Werkzeuge, eBooks zu produzieren, zu vermarkten und in wichtigen Shops zu platzieren. Oolipo bietet neben Smartphone-Lesestoff bald auch Serien zum Hören an. Hier will Bastei Lübbe außerdem mit Bezahlmodellen wie Abos und Flatrates experimentieren. Das ist auch der Plan für den Online-Buchladen Beam-eBooks, der sich auf eBooks spezialisiert und außerdem auf Buch-Reihen.
Für September ist außerdem das erste Online-Spiel angekündigt, dem ein Roman zugrunde liegt. Daedalic machte aus Ken Follets "Säulen der Erde" ein Abenteuerspiel in Episoden, in dem die Nutzer den Lauf der viel gelesenen Geschichte verändern können: Bisher ist das nur ein Beispiel für die zukünftige Inhalteverwertung bei Bastei Lübbe. Aber in Zukunft sollen mehr Bestseller zu Spielen werden und umgekehrt. Entstehen aus Spieleblockbustern zusätzlich multimediale Smartphone- und eBook-Reihen, zahlt sich der hohe Produk­tionsaufwand besser aus. Nicht zuletzt lassen sich aus Romanen und Spielen auch Fernsehserien und Filme herstellen und umgekehrt: "Multimediale Inhalte, seriell aufbereitet: Das ist Zeitgeist", sagt Schierack dazu. Und mit Romanserien schreibt dieser Verlag seit seinem Start in den 1950er Jahren große Erfolge.

Neue Kunden für spannende Geschichten

Die aktuelle Entwicklung in der Medienwelt ermöglicht weitere ­Geschäfte: Seit einiger Zeit lizenziert Bastei Lübbe digitale Lese-, Spiel- und Hörstoffe an Unternehmen. Die Kaffeekette Starbucks gehört bereits zu den Kunden wie das Möbelhaus Ikea oder die Deutsche Bahn. Interesse zeigen auch Hotels, Fluglinien, mehr Dienstleister: "Die Nachfrage ist da", bestätigt Schierack. "Der Markt für uns als Content-Dienstleister ist vielfältig. Händler, Flug- und Bahngesellschaften, Hotels oder Seniorenheime wollen alle mit Inhalten Kunden an ihre Plattformen oder ihre WLAN-Netze binden." So tun sich noch mehr Wege für spannende Geschichten auf - und neue Kanäle, diese zu verkaufen.
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