Verlag im Umbruch

Wie Lübbe neue, digitale Vertriebswege nutzt

von - 31.03.2017
Bastei-Luebbe
Foto: Bastei Lübbe
Bastei Lübbe setzt nicht mehr nur auf eBooks: Der Verlag aus Köln entwickelt für Inhalte multimediale Verwertungschancen und baut in Nischen digitale Vertriebswege auf, um mehr Leser zu gewinnen.
Zwölf Serien zum Einstieg: Am 21. März 2017 startete Bastei Lübbe die Plattform ­Oolipo. Smartphone-Nutzer finden hier Romantisches, Spannendes, Historisches: Geschichten eben - immer in Serien ­erzählt, angereichert mit Fotos und Film. Die erste Folge dieser Smartphone-Serials ist kostenlos, weitere Kapitel öffnen sich - wie von Spieleportalen bekannt - gegen Credits zum Kaufen.
"Oolipo ist ein absolut innovatives Format für Content via Smartphones“, sagt Thomas Schierack, Vorstandschef von Bastei Lübbe. Das Leseportal ist ein Meilenstein in der Digital-Strategie des Kölner Verlags. Es entstand vor etwa vier Jahren als App, wird nun im deutschsprachigen Raum sowie in Großbritannien und in den USA eingeführt. Danach startet es in spanisch-sprachigen Ländern und in China. Bis 2020 will Bastei Lübbe mit Oolipo dreistellige Millionenumsätze erwirtschaften. "Digital wird in Zukunft vor allem auf Smartphones gelesen", so Schierack weiter. "Junge Leute suchen kurze, multimediale, serielle Lesestoffe für mobile Geräte."

Vernetzung für die Digitalisierung

Anders als die meisten Buchverlage, deren Digitale Transformation sich auf eBooks, Hörbücher und Online-Vertrieb beschränkt, baut Bastei Lübbe auf mehrere Wege. Das Verlagshaus, bekannt als Produzent von Groschenromanen, ging 2013 an die ­Börse und kauft seither munter zu: Beteiligte sich etwa am Hamburger Produzenten von Online-Spielen Daedalic oder zuletzt an Buchpartner.de, einem Grossisten, der Bücher in Super- und Elektronikmärkten, bald auch in Drogerien, platziert.
Bastei Lübbe: Zum Kerngeschäft haben die Kölner neue digitale Plattformen zum Vertrieb von Inhalten sowie mit Film, Spielen und Audio neue Verwertungsschienen für Inhalte aufgebaut. 
(Quelle: Unternehmen)
Nebenbei verlinkt sich Bastei Lübbe mit der Digital- und Medienbranche, entwickelt mit dem US-Unternehmen Imperative Entertainment Kino- und Fernsehformate und will nun mit dem Vemag Verlag für Inhalte von Youtube-Influencern neue Buch- und Leseformate erfinden. Der Verlag leistet sich zudem mit Bastei Ventures eine Beteiligungsgesellschaft, die in Start-ups investiert. "Digitalisierung bedeutet Vernetzung", sagt Schierack. "Das Bedürfnis nach interessanten Inhalten nimmt weiter zu, es ändern sich nur die Wege, auf denen wir diese Nachfrage finden und bedienen. Als Verleger müssen wir uns breiter aufstellen."
Längst agieren die Heftchen-Helden Jerry Cotton, der Bergdoktor oder John ­Sinclair im Internet. Seit etwa 2012 aber wandelt sich Bastei-­Lübbe zum "Content-Haus". Nach Tiefschlägen (2014 starb Stefan Lübbe, Verleger und Treiber der Digitalisierung, 2016 rebellierte der Aufsichtsrat gegen diesen Weg und trat zurück, die Bilanzen 2014/15 und 2015/16 mussten wegen Fehlern bei der Konsolidierung von Tochtergesellschaften neu berechnet werden) sind nun erste Angebote und mit ihnen die Richtung erkennbar, in die Bastei Lübbe sich bewegt.
Nun gilt die Wette auf die Zukunft: Zahlt sich Digital im Verlagsgewerbe aus, rentieren neue Angebote wie die Plattform für Smartphone-Lesen? Schierack ist davon überzeugt, in die Zukunft schauen kann er aber nicht: "Mit Oolipo betreten wir absolutes Neuland. Umfragen stimmen uns positiv, dass unsere Idee erfolgreich sein kann, aber das wird sich in den nächsten Jahren zeigen", erklärt er vorsichtig und fügt an: "Massengeschäft ist unser Kerngeschäft. Damit sind wir groß geworden."
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