Rechenzentren

Das Herz der Digitalisierung

von - 18.03.2021
Rechenzentrum
Foto: asharkyu / shutterstock.com
Data-Center sind die logistische Drehscheibe der Digitalisierung - die Anforderungen steigen. Innovationspotenzial ist jedenfalls vorhanden.
Sie sind eine Grundvoraussetzung für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft: Rechenzentren. Neben Breitbandanschlüssen und den internationalen Internetaustauschknoten bilden sie das Rückgrat der digitalen Wertschöpfungskette. Hier werden Daten übertragen, gespeichert, verwaltet und verarbeitet.
Rund 53.000 Data-Center gibt es nach Angaben des Energieversorgers E.ON in Deutschland. In denen sollen rund zwei Millionen Server laufen. Die Spannweite reicht dabei vom kleinen Serverrack oder einem Server-Raum im Keller eines kleinen Unternehmens und Rechenzentren für Hosting und Co-Location über große, internationale Hyperscaler bis zu extrem leistungsfähigen Supercomputern für die Forschung und Entwicklung.
Vor allem der Trend zum Cloud-Computing und das Internet of Things (IoT) sorgen für einen regelrechten Rechenzentrums-Boom: Das Datenvolumen nimmt exponentiell zu - und die vielen Bits und Bytes müssen irgendwo gespeichert und verarbeitet werden. Doch reichen die Rechenzentrumskapazitäten dafür überhaupt aus und schaffen es die Betreiber, ihre Kapazitäten schnell genug anzupassen?
Die Herausforderungen, die auf die Data-Center zukommen, sind dabei vielfältig: „Das exponentielle Datenwachstum allein auf das Internet of Things zurückzuführen, greift zu kurz“, erklärt Holger Nicolay, Business Development Manager beim Co-Location-Spezialisten Interxion. Jede unserer Handlungen, ob Social Media, Online-Shopping, Gaming oder Videostreaming, führe zur Entstehung, Speicherung und Verarbeitung neuer Daten. Und auch die voranschreitende Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die pandemiebedingte Verlagerung ins Homeoffice habe das Datenwachstum in die Höhe schnellen lassen.
So stieg die Internetnutzung im Frühjahr vergangenen Jahres innerhalb kürzester Zeit stark an. Die Folge: Der DE-CIX, gemessen am Datendurchsatz ohnehin bereits der größte Internetknoten der Welt, stellte im November 2020 einen neuen Rekord auf - die Schallmauer von 10 TBit/s Datendurchsatz wurde durchbrochen. Das waren noch einmal 10  Prozent mehr als im März. Größere Sorgen macht sich Holger Nicolay angesichts der Datenmassen allerdings nicht: „Alle Provider - ganz gleich ob aus der Telekommunikations-, Cloud- oder Co-Location-Branche - planen immer mit umfangreichen Reservekapazitäten.“ So könnten Netze und Rechenzentren spontane Lastspitzen jederzeit abfedern und einen reibungslosen Betrieb sicherstellen. „Solche Peaks“, ergänzt Nicolay, „also einen kurzfristigen Bedarf an Internet- und Rechenzentrumskapazitäten, gab es übrigens auch schon vor der Corona-Krise, zum Beispiel im Zuge globaler Großereignisse.“

Edge-Computing

Vor allem der bereits angesprochene Boom des Internets of Things bringt Veränderungen in der Rechenzentrumslandschaft mit sich. Die vielen Daten von Sensoren, Geräten und Maschinen werden vermehrt dort verarbeitet, wo sie anfallen. „Im IoT-Zeitalter wird das Speichern und Verarbeiten von Daten am Edge, also dem Entstehungsort der Daten, immer wichtiger“, bestätigt Dominik Friedel, Business Development Manager Global Data Centers EMEA beim IT-Dienstleister NTT.
Holger Nicolay von Interxion unterstreicht die Bedeutung von Edge-Computing im Hinblick auf das exponentielle Datenwachstum: „Es ist ein unverzichtbarer Schlüssel zur Bewältigung sehr großer Datenmengen.“
Ein Beispiel hierfür ist die direkte Auswertung und Aggregation von Sensordaten im Industrie-4.0-Umfeld. Vereinfacht gesagt stellt Edge-Computing sicher, dass nur relevante und bereits aggregierte Daten in ein zentrales Rechenzentrum - im Keller eines Unternehmens, in einer Co-Location-Umgebung oder in der Public Cloud - transferiert werden, um sie dort zu speichern, weiterzuverarbeiten und etwa mithilfe Künstlicher Intelligenz auszuwerten. Holger Nicolay hält dezentrale Konzepte wie On-Premise-Rechenzentren und den Edge für eine perfekte Ergänzung zu zentralen Cloud-Umgebungen, „um Digitalisierung flächendeckend zu ermöglichen und das stetig steigende Datenwachstum zu bewältigen“.
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