Fachkräfte finden mit Cloud, KI und Social Media

Recruiting mit KI

von - 12.11.2018
Deutsche Unternehmen mit Problemen, Stellenzu besetzen
Quelle: Manpower Group
Neben sozialen Netzwerken wird KI-Lösungen das größte Potenzial bei der Optimierung der Mitarbeitersuche zugesprochen. Die Bewerberinnen und Bewerber sind jedenfalls aufgeschlossen: Laut Bitkom können sich heute schon vier von zehn Bundesbürgern vorstellen, bei der Auswahl eines potenziellen Arbeitgebers KI-Empfehlungen zu nutzen. „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, überall dort Entscheidungshelfer zu sein, wo große Datenmengen verfügbar sind“, sagt Christian Kulick, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Bei der Jobsuche könnte die KI auf Grundlage persönlicher Vorlieben, Ausschlusskriterien und den Entscheidungen von ähnlichen Bewerbern passende Arbeitgeber empfehlen.“
Bei der Bewerbersuche wiederum können KI-Services die Arbeitgeber in gleicher Weise unterstützen. „KI wird im Recruiting in absehbarer Zeit eine immense Rolle spielen - wie in vielen anderen Bereichen auch. Das Matching kann erleichtert werden, sodass Personaler einfacher passende Kandidaten für ihre Stellen erhalten. Umgekehrt können sich die Bewerber sicher sein, die richtige Wahl getroffen zu haben. Ein großer Pluspunkt eines Algorithmus betrifft das Thema ,Diversity‘, denn dieser achtet nicht auf Religion, Hautfarbe oder Geschlecht“, lautet die Einschätzung von Bitkom-Expertin Juliane Petrich.

Beispiel: Google Hire

Google Hire
Google Hire: KI vergleicht geforderte Fähigkeiten mit Angaben in Bewerbungen. Treffer werden automatisch hervorgehoben.
Musterbeispiel für eine KI-gestützte Bewerbungsmanagement-Anwendung ist die zu Googles G Suite gehörende Recruiting-App Hire. Zu den wesentlichen Funktionen zählen:
Mit Hilfe von KI analysiert Hire automatisch die Begriffe in einer Stellenbeschreibung und hebt sie in Lebensläufen der Bewerberinnen und Bewerber hervor – einschließlich Sy­no­nymen und Akronymen.
Geplante Interviews mit Bewerbern in Hire sind verknüpft mit dem Zeitplan des Interviewers in seinem Google Kalender. Hire nutzt KI, um für den Interviewer die passenden Zeitfenster zu finden. Kann ein Interviewer kurzfristig den Termin nicht wahrnehmen, schlägt die KI in Hire einen passenden Ersatz vor.
Die Kandidaten-Pipeline kann in Hire analysiert und in Google Tabellen visualisiert werden.
Hire vereinfacht Telefongespräche mit Bewerbern mit einer Click-to-Call-Funktion und protokolliert Anrufe automatisch, sodass Teammitglieder wissen, wer mit einem Kandidaten gesprochen hat.
Neben der KI-basierten Textanalyse, wie sie auch in Goo­gle Hire integriert ist, bieten Lösungen wie die Software Precire Sprachanalysen, um Bewerbertelefonate intelligent auszuwerten.

Fazit & Ausblick

Wie leistungsstark sind KI-Lösungen bei der Bewerbersuche bereits und wie werden sie sich weiter entwickeln? „Künst­liche Intelligenz in Form von holistischen Cloudlösungen und Algorithmen, die Lebensläufe scannen sowie Daten und Profile in Echtzeit prüfen, sind den Menschen in allen Belangen voraus“, behauptet etwa Sascha Grosskopf von Cornerstone OnDemand, einem Anbieter von Talentmanagement-Lösungen. „Auch beim Onboarding können KI-gesteuerte Tools eine Hilfe sein, indem sie neue Mitarbeiter beispielsweise mit allen zum Start nötigen Tools automatisch versorgen – vom vollständig eingerichteten Computer über Passwortlisten und die Bestellung von Schlüsselkarten ab Tag eins. Umgekehrt könnte beim Offboarding automatisch dafür gesorgt werden, dass Passwörter geändert und so das Risiko von Datendiebstahl durch abwandernde Mitarbeiter minimiert würde. Doch vor allen Dingen eignet sich KI für die Bewerberauswahl und das Active Recruiting, also die Suche nach passiven Jobinteressenten in den sozialen Medien oder auf anderen Online-Plattformen.“
Doch der Einsatz von KI für die Bewerbersuche und das Personalmanagement hat auch noch Grenzen, wie Sascha Grosskopf einräumt: „Auch im Bereich HR wird Big Data den menschlichen Personalmanager langfristig nicht in allen Tätigkeiten ersetzen können. Skeptisch sehen wir den Einsatz von Chatbots im Recruiting, die immer wieder im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz ins Gespräch gebracht werden. Natürlich können sie sieben Tage die Woche rund um die Uhr aktiv sein und sogar die Wartezeiten bei der Bewerbung verkürzen. Allerdings sprechen viele Faktoren gegen einen flächendeckenden Einsatz dieser Technologie in den nächsten Jahren. Am wichtigsten ist der mensch­liche Faktor. Und es ist stark zu bezweifeln, dass Kandidaten die Bots annehmen werden.“

Anbieter von Recruiting as a Service (Auswahl)

Recruiting-Lösung

Funktionen

CVlizer

Automatisierte Verarbeitung von Bewerbungsunterlagen mittels Textanalyse-Technologie

LinkedIn Talent Solutions

Karriereseiten, Stellenanzeige in LinkedIn, Talent-Pool passend zur Anzeige, Analysen zu Bewerbern und Interessenten, Direktkontakt zu Interessenten

Precire

Sprachanalysetechnologie, Analyse Bewerbungsgespräch, Erstellung Bewerberprofil (Kommunikationsverhalten und Denkmuster)

Prescreen

Erstellung Karriereseite, Integration in Firmen-Website, Kandidaten-Center, Integration soziale Netzwerke, Erstellung Stellenanzeigen, Online-Assessments, Anzeigen auf mehreren Stellenbörsen

Softgarden

Bewerbermanagement, Recruiting-App, E-Recruiting, Stellenanzeigen, Talent Network, Feedback Solution

Talentry

Integration soziale Netzwerke, Talentry Jobs (Mitarbeiterempfehlungsprogramm), Talentry Stories (Content für Mitarbeiterempfehlungen)

Talentwunder

Multichannel Sourcing, Such- und Filterfunktionen, Talent Pipeline, Berechnung Wechselwahrscheinlichkeit und Umzugswahrscheinlichkeit, Talent-Pools, Workflow-/Projektmanagement

Workable

Team Collaboration, Talent CRM, Applicant Tracking Software, Sourcing

Xing E-Recruiting

E‑Recruiting 360°, TalentManager, TalentpoolManager, Stellenanzeigen, EmpfehlungsManager, Employer Branding Profil

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