Daten als eine neue Erlösquelle erschließen

Durchbruch kommt

von - 11.08.2020
Klassifizierung von Datenmarktplätzen
Klassifizierung: Laut Fraunhofer ISST lassen sich Datenmarktplätze zum Beispiel danach unterscheiden, ob sie „Transaction-centric“ oder „Data-centric“ sind.
(Quelle: Fraunhofer ISST/Markus Spiekermann)
Die Idee von Datenmarktplätzen ist keineswegs neu: Die ersten Projekte im B2B-Bereich wurden bereits 2009 ins Leben gerufen. Die meisten der früheren Anbieter mussten jedoch nur wenige Jahre nach der Markteinführung schließen. Auch jetzt sind die Perspektive, Daten als eigenständiges Produkt zu sehen, und die Bereitschaft, diese auf direktem Weg zu monetarisieren, nach Beobachtung von Markus Spiekermann noch nicht sehr verbreitet: „Zu viele Vorbehalte, auch rechtlich gesehen, stehen noch im Raum, wenn es um Ängste und Unsicherheiten im Hinblick auf den Kon­trollverlust über die eigenen Daten und einen möglichen Wissensabfluss an Konkurrenten geht.“
Eine weitere Herausforderung erwächst aus der Frage nach dem Wert der Daten. Die diesbezüglichen Erfahrungen des Fraunhofer-Experten sind, dass es sowohl den Anbietern als auch den Nachfragern an Erfahrungswerten oder Methoden fehlt, um einen fairen Preis für die Daten zu bestimmen.
Trotz des holprigen Starts gewinnt das Konzept wieder massiv an Schwung. Allein in Deutschland gibt es schon eine Reihe Anbieter mit je eigenen Schwerpunkten. So liegt etwa der Fokus des Datenmarktplatzes Caruso auf dem Automotive Aftermarket. Der Data Intelligence Hub (DIH) der Deutschen Telekom richtet sich an den Smart-City-Bereich, das produzierende Gewerbe und die Logistik von Personen und Gütern. Interessant am DIH ist, dass er als erster Datenmarktplatz die strengen Sicherheitsvorgaben der International Data Spaces Association (IDSA) erfüllt.
Auf mehrere Bereiche ausgerichtet ist auch Advaneo, da­runter Gesundheitswesen, Energiesektor, Transport und Immobilienwirtschaft. Und der IOTA-Datenmarktplatz ist ein Beispiel für einen dezentralen Marktplatz. Er setzt auf die eigene Distributed-Ledger-Technologie Tangle und handelt vor allem mit IoT-Daten.
Experten schätzen, dass die B2B-Datenmarktplätze erst in etwa drei bis fünf Jahren in die breite Anwendung gehen. Doch es lohne sich für Unternehmen, sich möglichst früh damit auseinanderzusetzen. Schließlich profitiere jeder Teilnehmer von der damit entstehenden Datenökonomie.
Sven Löffler
Sven Löffler
Business Development Executive im Bereich
Big Data Analytics bei T-Systems
www.t-systems.com
Foto: T-Systems
„Ein weiterer Trend ist, dass die Europäer erkannt haben, dass ohne den Produktionsfaktor ‚Information im Kontext der Digitalisierung‘ keine Differenzierung mehr stattfinden kann.“
Wer seine Daten über einen Datenmarktplatz monetarisieren will, muss einige Voraussetzungen erfüllen, wie Sven Löffler, Business Development Executive im Bereich Big Data Analytics bei T-Systems, weiß. Als Erstes bedarf es eines grundsätzlichen Umdenkens dahingehend, Daten „als den vierten Produktionsfaktor im Unternehmen zu erkennen“.
Diesem folgt eine tragfähige Monetarisierungsstrategie, die idealerweise der Chief Data Officer verantwortet und der darüber hinaus weitere Voraussetzungen wie Datenverantwortlichkeit und -granularität sichert.
„Die große Herausforderung besteht jedoch in der Modellierung und technischen Umsetzung passender Marktplatzstrukturen inklusive der Einhaltung der Data Governance mit dem notwendigen Datensicherheitskonzept“, so Löffler. Die gute Nachricht ist, dass die Anbieter von Datenmarktplätzen wie dem Data Intelligence Hub die Unternehmen an dieser Stelle unterstützen.
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