Daten als eine neue Erlösquelle erschließen

Mehr Schutz durch Blockchain

von - 11.08.2020
Wenn es um Unternehmensdaten geht, ist die Frage der Transparenz und des Vertrauens von besonders großer Bedeutung. Die Angst, dass womöglich sensible Daten in die falschen Hände geraten, ist immer noch das größte Hemmnis für die Verbreitung und Akzeptanz von Datenmarktplätzen. „Unternehmen geben Millionen aus, um eine Festung um ihre IT-Systeme herum zu errichten, und das Letzte, was sie wollen, ist, Fremde und potenzielle Angreifer in ihr inneres Heiligtum zu lassen“, sagt Bruce Pon, Gründer des Blockchain-orientierten Ocean Protocol. Sollten Unternehmen sich für den Verkauf ihrer Daten über einen Marktplatz entscheiden, werden sie prüfen wollen, wer die Daten gekauft hat und wie sie verwendet werden. Die meisten Unternehmen kommen zu der Entscheidung, dass sich der damit einhergehende Aufwand nicht lohnt, konstatiert Pon. 
Die Blockchain könnte dieses Problem lösen, indem sie die Überprüfbarkeit der Verwendung von Daten erhöht, denn alle Transaktionen werden gespeichert und können jederzeit analysiert werden. Darüber hinaus ermöglicht die Technologie eine komplexe Verwaltung von Datenrechten und eine präzise Kontrolle der Zugriffe dank Smart Contracts. „Wenn ein Unternehmen bestimmte Bedingungen für die Verwendung der Daten hat, können diese in einen intelligenten Vertrag programmiert werden, der dann ohne menschliches Eingreifen ausgeführt wird“, erläutert Bruce Pon.
Der Aufwand der manuellen Überwachung würde somit für das Unternehmen komplett entfallen. Dieses Vorgehen kann unter anderem auch die potenziellen regulatorischen und datenschutzrechtlichen Bedenken ausräumen, insbesondere dann, wenn die Datenverkäufer und -käufer ihren Sitz in unterschiedlichen Ländern haben.,
Bruce Pon
Bruce Pon
Gründer von Ocean Protocol
https://oceanprotocol.com
Foto: Ocean Protocol
„Wenn ein Unternehmen bestimmte Bedingungen für die Verwendung der Daten hat, können diese in einen intelligenten Vertrag programmiert werden, der dann ohne menschliches Eingreifen ausgeführt wird.“
Lösungen, die die Blockchain-Technologie nutzen wollen, befinden sich nach Einschätzung von Markus Spiekermann noch mehrheitlich in der Konzeptphase: „Ob sich die Blockchain als Basis für Datenmarktplätze durchsetzen wird, bleibt daher abzuwarten“, so der Experte. Dennoch geht Bruce Pon davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, „bis sich die technologische Reife und das Unternehmensbewusstsein stärker überschneiden, um eine neue Datenwirtschaft hervorzubringen.“
Nicht weniger interessant für das Konzept von Datenmarktplätzen sind neben der Blockchain-Technologie verwandte Distributed-Ledger-Technologien. Das Shenzhen-basierte Jungunternehmen CyberVein ermöglicht zum Beispiel auf Basis der DAG-Architektur (Directed Acyclic Graphs, gerichtete azyklische Graphen) eine dezentralisierte Verwaltung komplexer Datensätze.
Die DAG-Technologie weist neben den Blockchain-inhärenten Sicherheitsmechanismen eine einzigartige Struktur auf, dank der jede Transaktion zum Teil einer Sequenz wird und deshalb mindestens zwei weitere Transaktionen überprüft. Dieses Verfahren soll wesentlich schneller und energieeffizienter sein und es zudem ermöglichen, sehr große Mengen an strukturierten Daten zu speichern - etwas, das bei der Blockchain oft bemängelt wird.

Fazit & Ausblick

Das Potenzial von Datenmarktplätzen vor allem im B2B-Bereich ist enorm. Nach Aussage von Bruce Pon setzt jedes Unternehmen, das mit dem Ocean Protocol zusammenarbeitet, auf zwei Aspekte einen besonderen Schwerpunkt: das eigene Geschäft als Ganzes in Echtzeit zu sehen und KI-Algorithmen zu haben, die Systeme in Echtzeit verfolgen und analysieren können, damit Risiken wie Maschinenausfälle oder Störungen in der Lieferkette frühzeitig erkannt werden können. „Der beschränkende Faktor für beide Themen ist der interne und externe Datenaustausch,“ so der Ocean-Protocol-Gründer.
Datenmarktplätze können eine ideale Grundlage schaffen, um diesen Einschränkungen wirksam zu begegnen. Dass dies langsam nicht nur in den USA, sondern auch in Europa verstanden wird, zeigt die wachsende Zahl der europäischen Datenmarktplatz-Anbieter. „Ein weiterer Trend ist sicher, dass die Europäer erkannt haben, dass ohne den Produktionsfaktor ‚Information im Kontext der Digitalisierung‘ keine Differenzierung mehr stattfinden kann“, unterstreicht Sven Löffler.
Verwandte Themen