Was deine Tweets über dich verraten

Metadaten sind "Stellvertreter für Content"

von - 23.06.2016
Ein anderes Beispiel, was mit Metadaten getrieben werden kann, zeigt Edward Felten, IT-Professor in Princeton: Wenn eine junge Frau zuerst ihren Frauenarzt anruft, dann sofort ihre Mutter, anschließend einen Mann, mit dem sie in den letzten Monaten oft auch spät abends gesprochen hat und ein Familienberatungszentrum, das auch Abtreibungen anbietet, braucht man nicht mehr den Inhalt der einzelnen Gespräche kennen, um zu wissen was los ist.
Felten bezeichnet Metadaten als "Stellvertreter für Content". Denn es geht oft gar nicht darum, einen Sachverhalt mit hundertprozentiger Sicherheit zu kennen, sondern ihn nur mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf Basis des Kontexts zu bestätigen. "Man kann mit Metadaten so viel herausfinden. Zum Beispiel das Netzwerk einer Person, deren Religion, politische Einstellung, den Alltagsablauf. Metadaten lassen sich in millionenfacher Ausführung sammeln und auswerten."
Auch ein Grund, wieso die NSA hauptsächlich Metadaten sammelt. Und das für Geheimdienste und Internet-Unternehmen "Gute" an diesen Daten: User können sie kaum verschlüsseln. Denn die meisten Dienste schicken diese Daten automatisch mit und speichern sie. Teilweise sind sie durch Gesetze dazu verpflichtet. Mit dem Verschlüsselungs-Netzwerk Tor kann man das zwar mit Einschränkungen umgehen, aber reibungslos und in jedem Fall funktioniert die Verschlüsselung auch über das Onion-Routing nicht.

Anbieter könnten auch auf Metadaten verzichten

Und dabei ist die Übertragung von Metadaten nicht nötig, um zu kommunizieren. "Anbieter könnten die Metadaten ebenfalls verschlüsseln oder gar keine Daten mitschicken", so Winzer. "Ich brauche keine Geodaten, um jemanden zu erreichen. Telefonnummer oder E-Mail-Adresse reicht. Und die Verbindungen müssen auch nicht gespeichert und analysiert werden, um einen Verbindungsaufbau zu ermöglichen."
Aktuell ist Winzer kein Unternehmen bekannt, dass die öffentlich zur Verfügung stehenden Metadaten kombiniert, analysiert und zu Geld macht. "Ich kann mir das aber gut vorstellen. Es scheint durchaus attraktiv, die generierten Informationen zu Geld zu machen." Und besonders aufwendig ist das auch nicht: Die Tweetmap habe sein Team an einem Wochenende programmiert. Jeder, der halbwegs gut coden könne, wäre dazu in der Lage, so Winzer. Inosoft habe das allerdings nicht gemacht, um die so gewonnen Daten zu Geld zu machen. Sondern um zu zeigen, was mit den öffentlich zur Verfügung stehenden Informationen alles gemacht werden kann. Und um zu sensibilisieren. Denn oft ist Usern überhaupt nicht bewusst, welche Spuren sie im Netz hinterlassen. Und was man aus dieser Fährte alles herauslesen kann.
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