Das Erfolgsrezept von Blendle, Pocketstory und Readly

Verloren gegangene Zielgruppe

von - 27.06.2016
"Ziel ist es doch, eine verloren gegangene Zielgruppe zurückzugewinnen", betont Thomas Höge. Höge ist Geschäftsführer und Anteilseigner des Hamburger Start-ups ­Pocketstory. Über diesen Online-Kiosk kann der User ebenfalls einzelne Beiträge aus Zeitschriften und Zeitungen lesen. Der Unterschied zu Blendle: Die Redaktion von Pocketstory wählt aus derzeit 80 renommierten Medienmarken (u. a. "Zeit", "Spiegel", "FAZ") einzelne Artikel aus. Diese müssen gewisse inhaltliche Ansprüche erfüllen, ­einigermaßen zeitlos sein und eine Mindestlänge aufweisen. Es sind "Pocketstories" für User, die gern Hintergrund­artikel lesen, sich aber nicht an einzelne Titel binden wollen. Die Absendermarke tritt in den Hintergrund, die Beiträge konkurrieren untereinander. Als Orientierung erhält der Leser ein Foto, einen Teaser und einen Hinweis hinsichtlich der Lesedauer.
Da viele Beiträge, beispielsweise aus dem "Spiegel", erst eine Woche später in den Online-Kiosk kommen, kann Pocketstory auch ein Flatrate-Prinzip verfolgen. Seit März bietet der Provider Mobilcom seinen Kunden eine Pocketstory-Flatrate für 8,99 Euro im Monat an, mit der sie auf alle ­Artikel unbeschränkt zugreifen können. Diese Flat, so Höge, beschere der App derzeit massive Zuwachsraten.
Für die Verlage bedeutet dies eine wei­tere Zäsur. Bislang haben sie sich solchen Plänen beharrlich verweigert, weil eine Flat ihre Preispolitik konterkarieren würde. Wenn schon eine einzelne digitale Aus­gabe des "Spiegel" 3,90 Euro kostet, kann eine Flatrate von knapp zehn Euro für den Zugriff auf Dutzende von Magazinen ­keine Lösung sein. Andererseits aber ist der User zwar bereit, für Informations- und Unterhaltungsangebote im Web knapp zehn Euro im Monat zu bezahlen, wie das Beispiel des Musikstreaming-Dienstes Spotify zeigt, aber eben auch nicht mehr.
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