API-Banking und Banking-as-a-Service

IT-Infrastrukur durch Banking-as-a-Service

von - 22.08.2016
Auf der Basis solcher Banking-APIs ist die dritte Gruppe der neuen Bankdienstleister entstanden: Unternehmen, die Banking-as-a-Service oder Banking-as-a-Platform anbieten. Zu ihnen gehören Firmen wie die 2015 gegründete Solarisbank. Die Berliner Bank wurde von dem ebenfalls in der Hauptstadt ansässigen Fintech-Inkubator Finleap auf den Weg gebracht. Seit März 2016 besitzt die Solarisbank eine Vollbanklizenz.
Das Ziel solcher Banking-as-a-Service-Angebote oder -Plattformen ist es, eine Art Baukasten mit verschiedenen Lösungen und Modulen für die unterschiedlichsten Nutzungsszenarien von Finanzdaten ­bereitzustellen, sodass diese schnell und einfach in ­andere Anwendungen integriert oder für sie nutzbar gemacht werden können. Damit erhalten Firmen, die einen ­Finanzservice anbieten möchten, einen modularen Zugang zu Bankprozessen und Finanzdaten: Sie können exakt die Einzelleistung nutzen, die sie wirklich benötigen.
Ein weiterer BaaS-Anbieter ist die Sutor Bank. Die in den 1920er-Jahren gegrün­dete Privatbank hat im März dieses Jahres gemeinsam mit dem Software-Anbieter Pass Consulting ihr BaaS-Angebot gestartet. Gleich ob webbasiert oder mobile, ob Geschäftsmodelle zum Sparen und Geldanlegen, zur Zahlungsabwicklung, dem Darlehensgeschäft oder dem Verleihen von Geld zwischen zwei Privatpersonen: Die Plattform stellt die nötige IT-Infrastruktur bereit. Auch die Sutor Bank verfügt über eine Vollbanklizenz, kann also die Bafin-Anforderungen erfüllen.

Beispiele: Fashioncheque und Creditshelf

Nochmals zwei Beispiele: Das niederländische Unternehmen Fashioncheque bietet eine Mode-Gutscheinkarte, die bei rund 30.000 Händlern in vier Ländern einsetzbar ist. Damit befindet sich das auf die Karte eingezahlte Geld in einem offenen Zahlungskreislauf. Deswegen braucht Fashioncheque eine E-Geld-Lizenz. Diese liefert die Solarisbank. Gleichzeitig nutzt das Unternehmen das "Treuhand"-Modul, um die Gutscheinsummen zu verwalten.
Der Kreditmarktplatz Creditshelf bringt  wiederum kreditsuchende mittelständische Unternehmen mit Investoren zusammen. Für sein im Herbst 2015 gestartetes Angebot baut das Frankfurter Start-up auf die Sutor Bank. Sie liefert die Banklizenz und stellt mit der "Sutor Kreditplattform" die Technologie bereit.

Datenaggregation für neue Service

Ob nun White-Label-Bank, API-Banking oder BaaS - die wenigsten Anbieter passen in nur eine Schublade. Oft sind die Übergänge fließend: Der API-Banking-Anbieter Figo versteht sich auch als BaaS-Anbieter (siehe Interview rechts), BaaS-Anbieter wie die Sutor oder die Solarisbank erfüllen mit ihren Banklizenzen auch die Funktion einer White-Label-Bank. Zudem werden die Begriffe unterschiedlich eingesetzt, sowohl von den Anbietern und ihren Kunden als auch den Medien.
Letztlich eint ein Anspruch die Anbieter: die Aggregation von Daten und Prozessen, um sie für neue Services verfügbar zu machen. Bislang haben viele Fintechs nur ­eine Speziallösungen für jeweils eine bestimmte Herausforderung innerhalb der Banking-Wertschöpfungskette geliefert. Übergreifende Konzepte, die mehrere Services bündeln und dem Kunden damit das Banking an verschiedenen Stellen gleichzeitig erleichtern, sind bisher die Ausnahme.
Nicht zuletzt deswegen scheint die ­Chance, dass Start-ups einen wirklich großen Kundenkreis gewinnen, fragwürdig. Denn kaum ein Nutzer lädt sich fünf verschiedene Apps auf sein Smartphone, um damit fünf einzelne Aufgaben rund um seinen Geldverkehr zu bewältigen. Dies wird sich mit BaaS und API-Banking ändern. Und dabei spielen nicht nur die Start-ups mit - auch die traditionellen Banken sehen mittlerweile die Vorteile.  

Deutsche Bank baut auf Fintechs

Die Deutsche Bank macht es vor: Als ein Teil der im April angelaufenen Digital-­Offensive hat die Deutsche Bank ihre neue Banking-App auf dem Markt gebracht. Dafür entwickelt Figo gerade eine Multi-Bank-Aggregation, über die Deutsche-Bank-Kunden ab Herbst alle ihre Konten über die App verwalten können - egal, bei welcher Bank sie geführt werden.
Ebenso soll Zinspilot, ein Service von Deposit Solutions, eingebunden werden. Über Zinspilot können Kunden die unterschiedlichen Tages- und Festgeldangebote vieler Banken nutzen, ohne bei der jeweiligen Bank ein Konto eröffnen zu müssen. Ein zentrales Konto bei Zinspilot reicht aus. Als Partner ist hier übrigens die Sutor Bank mit im Boot.
Alle Konten auf einen Blick, die Bündelung vieler Tagesgeldangebote und das ­alles in einer App: Das schafft Mehrwert für Kunden. Und es zeigt, dass traditionelle Kreditinstitute profitieren, wenn sie - wie die Fintechs - frische Ideen entwickeln.
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