Lifecycle Management

Smartphones zum Mieten

von - 30.08.2023
Gebrauchte Smartphones
Foto: Parilov/Shutterstock
Immer mehr Firmen kaufen ihre Hardware nicht mehr, ­sondern mieten sie von ­Device-as-a-Service-(DaaS)-Anbietern. Dazu können häufig auch Zusatzdienste wie Versicherungen, Reparatur oder Austausch mitgebucht werden.
Es ist eine erstaunliche Zahl: Rund 210 Millionen alte Handys und Smartphones horten die Deutschen laut dem Branchenverband Bitkom zu Hause, ohne sie zu nutzen. Diese Geräte stellen eigentlich ein großes Potenzial für Recycling dar, enthalten sie doch Tonnen kostbarer Rohstoffe wie Gold, Kupfer und Nickel.
Auch in vielen Unternehmen dürften noch große Mengen alter ITK-Geräte in den Lagern vor sich hin gammeln, trotzdem sind professionelle Nutzer fortschrittlicher als viele private Anwender. Denn viele Firmen nutzen seit Jahren im Rahmen des Lifecycle-Managements ihrer Hardware bereits eine Form der Kreislaufwirtschaft. Dabei werden ausrangierte Geräte von den Dienstleistern zurückgenommen und recycelt oder aufbereitet und weiterverkauft.
In der ITK-Welt unterscheidet man dabei zwischen dem Lifecycle-Management – das nicht nur von der Bereitstellung der Systeme bis zur Entsorgung reicht, sondern auch die Einrichtung und Betreuung der Software während der Nutzung umfasst –, und Device-as-a-Service (DaaS), bei dem dieser mittlere Abschnitt dagegen noch meist von der Unternehmens-IT übernommen wird, die nur die Hardware mietet und die Software selbst verwaltet.
Neben diesem klassischen Mietmodell, bei dem zu vorher fest bestellten Smartphones häufig auch Zusatzdienste wie Versicherungen, Reparatur oder Austausch mitgebucht werden, gibt es Angebote, bei denen Mitarbeiter des Kundenunternehmens gegen eine Zuzahlung auch ein teureres Endgerät wählen können. Ein Beispiel ist das zweigleisige Angebot der Telekom, das zusammen mit dem DaaS-Spezialisten Everphone realisiert wird, der auch mit Samsung zusammenarbeitet.

Migration in DaaS

Everphone bietet mit „Buy and rent back“ zudem einen Service an, der Neukunden den Einstieg in DaaS erleichtern soll: Hier werden für eine sanfte Migration in das Mietmodell die Bestandsgeräte des Unternehmens vom Dienstleister gekauft und wieder an den Kunden vermietet. Dabei ändert sich für die Mitarbeiter nichts, sie können ihre Smartphones nahtlos weiterverwenden, bis eine Neubestellung erfolgt.
Für Unternehmen, die einen DaaS-Service nutzen, besteht ein großer Vorteil in weniger Verwaltungsaufwand, wenn die Mitarbeiter bei Problemen ohne Inanspruchnahme der eigenen IT-Abteilung mit dem Dienstleister kommunizieren und dieser bei Defekten den Gerätetausch direkt abwickelt. Einige bieten auch die Integration in Kundensysteme wie SAP an oder stellen, wie zum Beispiel Greendevice, ein eigenes ITSM-System für den ganzen Lebenszyklus zur Verfügung.
Festplatte
Daten müssen bei der Rücknahme zuverlässig gelöscht werden, wenn auch nicht so brachial wie hier
(Quelle: Stas-Knop/Shutterstock)
Zu den Herausforderungen gehört vor allem die Vielfalt von Hard- und Software: So kommen in vielen Unternehmen mit Windows, Mac OS oder Linux für PCs und An­droid oder iOS für Smartphones verschiedene Betriebssysteme zum Einsatz. Manchmal können das auch mehrere parallel sein, etwa wenn die Chefetage iPhones will und die Mitarbeiter mit günstigeren Android-Smartphones versorgt werden sollen. Die Software der Unternehmen muss darauf angepasst werden, was nicht immer einfach ist – nicht zuletzt, weil die Leistungsfähigkeit von Hardware und damit ihre mögliche Nutzungsdauer variiert.
Bei vielen Anwendern sind auch Wechsel von einem System auf ein anderes eine Hürde. Bei Smartphones war das zuletzt so, als die bei professionellen Anwendern populären Betriebssysteme Blackberry OS und Windows Mobile nach 2010 sukzessive vom Markt verschwanden und es auch keinen Support mehr gab. Zumindest bei den heute verwendeten Systemen iOS und Android besteht aber wohl kein Anlass zur Sorge über ein baldiges Ende.
Auch haben sich die Laufzeiten vieler Smartphones durch immer leistungsfähigere Hardware und längere Updates verlängert, so dass etwa beim Einkauf von neuen iPhones durchaus auch mit vier Jahren oder noch mehr Nutzungszeit gerechnet werden kann. Bei manchen DaaS-Angeboten werden deshalb inzwischen Resterlöse bei einem möglichen Weiterverkauf in die Nutzungskosten für die Unternehmenskunden einberechnet. Bei Refurbishern sind Ankäufe von Firmengeräten beliebt, da auf diese Weise eine größere Menge an Geräten auf einmal erworben werden kann.  
MDM
IT-Dienstleister, die Hardware vermieten, bieten auch um­fassende Pakete ­zum Schutz der ­Smartphones und PCs
(Quelle: ZinetroN/Shutterstock )
Egal, wie lange ein Gerät genutzt wird: Am Ende des Lebenswegs einer Hardware im Unternehmen stehen in der Kreislaufwirtschaft entweder die umweltgerechte Entsorgung und Verwertung der Rohstoffe oder die Aufarbeitung für ein zweites Leben, das Refurbishment. In allen Fällen muss der Dienstleister für eine zuverlässige Datenlöschung sorgen, etwa durch eine physische Zerstörung von Festplatten. Bei Smart­phones und Tablets, die keine tauschbaren Speichermedien haben, kann eine Software wie Blancco, die zum Beispiel der Refurbi­sher AfB einsetzt, diese Löschvorgänge erledigen und belegen.
Dass gerade bei der Datensicherheit bei manchen Refurbishern noch Defizite bestehen, deckte die Stiftung Warentest vor einigen Wochen auf, als bei Testkäufen refurbishter Smartphones in Einzelfällen noch kritische Daten der Vornutzer auf den Geräten gefunden wurden. Wer als Systemhaus Kundengeräte ankauft, sollte auf jeden Fall in der Lage sein, Löschungen vorzunehmen und diese auch zu dokumentieren.
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