Facebook habe seine Verantwortung unterschätzt

Vernetzung der Nutzer liege im Fokus

von - 12.04.2018
Facebook habe das Ausmaß seiner Verantwortung nicht erkannt, sagte Zuckerberg am Dienstag und Mittwoch. "Das war ein großer Fehler. Es war mein Fehler." Seine Priorität sei nach wie vor, die Menschen zu vernetzen - und das werde immer wichtiger sein als die Interessen der Werbekunden, "solange ich Facebook führe", sagte Zuckerberg.
Zuckerberg, der für den Auftritt Anzug und Krawatte statt des üblichen grauen T-Shirts und Jeans trug, wurde im Kongress in Washington von Dutzenden Fotografen empfangen. Schon am Dienstag beantwortete er diverse Detailfragen nicht direkt, sondern versprach, dass "sein Team" nachträglich in Kontakt treten werde.
So hatte Zuckerberg keine konkrete Antwort auf die Frage, wie lange es dauert, bis alle Daten eines Nutzers entfernt werden, wenn dieser seinen Facebook-Account löscht. Es sei komplex und Facebook bemühe sich, das in einer vernünftigen Zeit zu erledigen, sagte der Firmenchef. Dagegen wies Zuckerberg klar den Verdacht zurück, dass Facebook Gesprächen der Nutzer zuhöre, um ihnen passende Werbung zu zeigen. "Das machen wir nicht", sagte er und nannte die seit Jahren andauernden Spekulationen eine "Verschwörungstheorie".

KI wird künftig immer größere Rolle bei Facebook spielen

Zuckerberg verwies immer wieder darauf, dass künstliche Intelligenz in der Zukunft eine viel größere Rolle im Kampf gegen auf Facebook untersagte Einträge etwa mit Terrorpropaganda oder Hassrede spielen solle. Er rechne damit, dass Software zur Sprachanalyse in fünf bis zehn Jahren soweit sein werde.
EU-Justizkommissarin Vera Jourova rief Zuckerberg auf, auch im Europaparlament Rede und Antwort zu stehen. "Diese Chance sollten auch europäische Abgeordnete haben", sagte sie. Mehrere Abgeordnete und auch Parlamentspräsident Antonio Tajani hatten Zuckerberg angesichts des Datenskandals bereits dazu aufgefordert. Gleichzeitig zeigte Jourova sich über Zuckerbergs Zusage erfreut, europäische Datenschutz-Instrumente weltweit anwenden zu wollen. Dies sei sehr gute Werbung. "Gut gemacht, vielen Dank, Herr Zuckerberg." Im Mai tritt in der EU die Datenschutz-Grundverordnung in Kraft.
Zuckerberg ist seit Tagen bemüht, die Situation zu entschärfen und räumte wiederholt Fehler ein. Zudem schränkte Facebook den Zugriff von App-Entwicklern auf Nutzerdaten ein. Diverse Senatoren und Abgeordnete sprachen sich dennoch für eine schärfere Regulierung aus.
Bei Cambridge Analytica gab unterdessen der erst seit drei Wochen amtierende kommissarische Chef Alexander Tayler den Posten wieder auf. Er werde in seinen vorherigen Job als Daten-Verantwortlicher zurückkehren, und sich dort auf technische Untersuchungen und nachfragen konzentrieren, teilte die Firma mit.
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