Zuckerberg im US-Kongress

Facebook habe seine Verantwortung unterschätzt

von - 12.04.2018
Zuckerberg
Foto: catwalker / shutterstock.com
Am zweiten Tag seiner Anhörung im US-Kongress räumt Mark Zuckerberg erneut Fehler ein. Gleichzeitig antwortet der Facebook-Chef auf viele Fragen nur ausweichend.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg ist persönlich vom Datenskandal bei dem Online-Netzwerk betroffen. In einer Anhörung im US-Kongress am Mittwoch sagte Zuckerberg auf eine entsprechende Frage, dass auch seine Informationen an das umstrittene Datenanalyse-Unternehmen Cambridge Analytica gegangen seien.
Zuckerberg stellte sich an zwei Tagen in Folge Fragen in Ausschüssen des Senats und des Abgeordnetenhauses. In beiden Fällen gelang es den Politikern nicht, den 33-jährigen Milliardär mit kritischen Fragen ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Insbesondere die Senatoren fielen bei der fünfstündigen Anhörung am Dienstag mit lückenhaftem Wissen über die Funktionsweise und das Geschäftsmodell von Facebook auf. Damit ließen sie Zuckerberg Raum für Ausweichmanöver.

Gegenwind für Zuckerberg

Im Abgeordnetenhaus wehte dem Facebook-Chef am Mittwoch ein härterer Wind entgegen. Die Ausschuss-Mitglieder unterbrachen öfter seine wortreichen Ausführungen und zeigten mehr Sachverstand. Zuckerberg musste häufiger als am Vortag sagen, dass er einzelne konkrete Details nicht auf Anhieb parat habe. Die Fragen drehten sich unter anderem um die Datensammlung außerhalb der Facebook-Plattform und bei Internet-Nutzern, die nicht Mitglieder des Online-Netzwerks sind.
Bei dem aktuellen Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Facebook-Nutzern unrechtmäßig an die Firma Cambridge Analytica weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump arbeitete. Dabei ging es nicht nur um die Daten der rund 300.000 Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Der Daten-Zugriff für App-Entwickler ließ diesen breiten Einzug von Informationen von 2007 bis 2014 zu.
Nach Einschätzung von Facebook könnten die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern weltweit betroffen sein - darunter potenziell von gut 70 Millionen Amerikanern. Cambridge Analytica selbst erklärte, man habe Daten zu 30 Millionen Nutzern erhalten. Facebook wusste seit Ende 2015 von der unerlaubten Datenweitergabe - gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass sie vernichtet worden seien und informierte die betroffenen Nutzer nicht. Das wird erst jetzt nachgeholt. Auf welchem Wege auch Zuckerbergs Informationen in den Datensatz kamen, wurde zunächst nicht bekannt.
Zuckerberg signalisierte in der Befragung im Senat erstmals, dass das weltgrößte Online-Netzwerk eine Bezahl-Variante ohne Werbung bekommen könnte. "Es wird immer eine kostenlose Version von Facebook geben", sagte er auf entsprechende Nachfragen und deutete mit dieser Wortwahl Alternativen an. Er enthüllte zudem, dass Facebook-Mitarbeiter vom Sonderermittler Robert Mueller befragt wurden, der eine mögliche russische Einflussnahme im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 untersucht. Er selbst sei nicht darunter gewesen, erklärte Zuckerberg - und war sich nicht sicher, ob er wegen der Geheimhaltungsklauseln überhaupt darüber reden durfte.
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