„Unsere Einstellung zu Besitz ändert sich“

Ein Trend unter politischem Druck

von - 15.06.2014
Aber genau diese seltenen Fälle nutzen Ihre Gegner gern, um gegen die Sharing Economy vorzugehen. In New York muss sich Airbnb deshalb regelmäßig mit der Staatsanwaltschaft auseinandersetzen. Wie gehen Sie diese Problematik in Deutschland an?
Schmidt: Wir stehen in engem Austausch mit der Politik und versuchen auch, unseren Wert für die regionale Tourismusbranche in Studien zu belegen. So können wir belegen, dass unsere Gastgeber und Gäste 2013 mit 100 Millionen Euro zur Wirtschaft in Berlin beigetragen haben. Unsere Gäste verbringen mehr Zeit in Berlin und geben mehr Geld aus als Besucher, die in Hotels unterkommen. 77 Prozent der Berliner Airbnb-Unterkünfte befinden sich außerhalb der üblichen Hotelzentren. Davon profitieren Stadtteile wie Neukölln oder Wedding, in denen es sonst kaum touristische Infrastruktur gibt.
Schöne Zahlen, aber beeindruckt haben sie den Berliner Senat bisher anscheinend nicht. Seit 1. Mai ist in Berlin das Zweckentfremdungsverbotsgesetz in Kraft….
Schmidt: Noch ist nicht klar, ob die zeitweise Vermietung des 1. Wohnsitzes überhaupt unter dieses Gesetz fällt. Außerdem: Andere Städte gehen anders an die Sache heran. Hamburg hat beispielsweise seine Gesetze zur Privatvermietung gelockert und sich damit der Sharing Economy explizit geöffnet. Wir werden dranbleiben, weiter erklären und so hoffentlich den Weg für die Sharing Economy nach und nach bereiten.
Sind Sie persönlich auch ein Sharer?
Schmidt: Ja, ich nutze natürlich Airbnb und Carsharing, aber auch andere Konzepte habe ich schon ausprobiert. Spannend finde ich Projekte, bei denen man sich mit anderen Leuten zusammenfindet, mit denen überzählige Zutaten teilt und gemeinsam kocht.
Und was würden Sie nicht teilen wollen? Wo liegt Ihre persönliche Schmerzgrenze?
Schmidt: Meinen Partner würde ich nicht teilen. Abgesehen davon gibt es eigentlich keine Grenzen. Wir werden sehen, was die Sharing Economy noch alles ausbrütet.
Airbnb ist weltweit in 190 Ländern in 35.000 Städten aktiv und hat bis Anfang 2014 in seinen Unterkünften 15 Millionen Gäste untergebracht. Anfang 2013 waren es noch vier Millionen Gäste. In Deutschland gibt es derzeit 29.000 Airbnb-Unterkünfte, 12.000 davon in Berlin. Die Gästezahl hat sich im letzten Jahr auf eine Million vervierfacht.
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