Smart automatisieren mit IoT, KI und Robotik

Mensch und Maschine

45 Prozent der Arbeitsabläufe sind automatisierbar.
Quelle: PwC
Für die Koordination der Abläufe der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit zeichnet – zumindest vorerst noch – in der Regel der Mensch verantwortlich. „Maschine und Mensch unterstützen sich gegenseitig in unseren Werken“, freut sich Markus Schäfer, Produktionsvorstand bei Mercedes-Benz. Schäfer hatte schon früh eine „revolutionäre Umwälzung“ durch die smarte Automatisierung in der Industrie 4.0 vorausgesagt. Die fand auch statt, allerdings anders als vermutet. Bei Mercedes-Benz haben sich nämlich die Menschen unentbehrlich gemacht. Denn Roboter im Alleingang kamen einfach nicht mit dem beachtlich hohen Grad an Individualisierung zurecht, den der Markt fordert, so Schäfer.
Der Autobauer hatte sich entschlossen, die gesamte Automatisierung von Grund auf zu überdenken. Wo früher möglichst viele gleiche Fahrzeuge zu einem Fertigungslos gebündelt wurden, läuft heute die Produktion unterschiedlicher Fahrzeuge gemäß dem Bestell­eingang in einer gemeinsamen Fertigungslinie ab. Menschen, nicht Robotersysteme, so Schäfer, hätten dies ermöglicht. Mercedes-Benz sei es gelungen, durch eine verbesserte Koordination der Roboter und robotergestützter Anlagen automatisierter Produktionsstrecken mit menschlichen Arbeitskräften neue Effizienzen zu schaffen. Die Mitarbeiter würden verstärkt dort in die Bresche springen, wo die Neuprogrammierung und Umrüstung der Roboter für die vielen Sonderwünsche einzelner Kunden nicht schnell genug vonstatten gehe. Menschen seien da einfach flexibler und schneller.
So gingen die abwechslungsreichen Aufgaben vorrangig an die Menschen und monotone Aufgaben an die Automaten. Auf diese Weise kann die Autoindustrie laut Schäfer die Zwänge der Massenproduktion verlassen und sich einer verstärkten Individualisierung der Produkte zuwenden, um den Kundenwünschen gemäß zu fertigen.
Durchdacht eingesetzt können Industrieroboter in Zusammenarbeit mit der Belegschaft die Fertigungszeiten verkürzen, die Produktivität steigern, die Kosten drücken und unter Umständen auch noch die Organisation des Waren- und Materiallagers vereinfachen.
Die Vorreiter kognitiver Systeme arbeiten längst mit Hochdruck an der Anbindung smarter Robotik und der Materialflüsse mit Hilfe von IIoT- und IoT-Sensorik an eine unternehmensübergreifende Blockchain – eine auf viele Rechner verteilte große Datenbank, die sich mit Handlungsanweisungen koppeln lässt. So soll die Rationalisierung einer gesamten Wertschöpfungskette unter Einbeziehung von Künstlicher Intelligenz neue Effizienzen zu Tage fördern.
Mit diesem Ziel vor Augen hat IBM seine globale IoT-Zentrale in München angesiedelt. Hier forscht Big Blue mit Partnern wie BMW an der Anbindung von IIoT-/IoT-Sensorik an IBMs Blockchain für die smarte Automatisierung mit Hilfe kognitiver Systeme auf der Basis von IBM Watson.
Wirklich effiziente smarte Automatisierung von Betriebsabläufen beginnt jedenfalls mit einer fortgeschrittenen Sensorik. Erst „die Überwachung betrieblicher Abläufe in Echtzeit statt in der Rückschau“ würde eine Steigerung der Effizienz in Lagerinfrastrukturen ermöglichen, sagt dazu Markus Voss, CIO & COO bei DHL Supply Chain.

Prozessautomatisierung

Nicht nur physische Objekte lassen sich automatisiert handhaben; auch rein virtuelle Vorgänge wie Versicherungs- oder Garantieansprüche können mit Hilfe von Technologie rationalisiert werden.
Bei der sogenannten robotergesteuerten Prozessautomatisierung (Robotic Process Automation, RPA) handelt es sich um Maßnahmen zur Automatisierung von Geschäftsabläufen durch Software, die menschliche Mitarbeiter bei ihren Aufgaben unterstützt oder sie ersetzt.
Die Einsatzbereiche robotergesteuerter Prozessautomatisierung umfassen unter anderem die Finanz- und Versicherungsbranche sowie insbesondere diejenigen Dienstleister, die ihren Kunden Callcenter und/oder andere personalintensive Touchpoints zur Verfügung stellen. Auch hier löst die Blockchain-Technologie das Versprechen ein, automatisierte Vorgänge zentral zu erfassen und mit Hilfe von KI-Systemen zu optimieren.

Fazit

Die Entwicklung in der Robotik hat sowohl in der Indus­trie als auch im Dienstleistungssektor Fahrt aufgenommen. Dank kognitiver Systeme ist erstmals auch der Mittelstand als Nutznießer smarter Automatisierung vorn mit dabei. Doch noch haben die mittelständischen Unter­nehmen einen weiten Weg vor sich.
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