Die Public Cloud belebt das Infrastrukturgeschäft

Zwei Wege zur Public Cloud

von - 27.02.2017
Noch fokussieren sich Systemhäuser zu stark auf Private Clouds, die sie bei ihren Kunden aufbauen. Doch um der Nachfrage zu entsprechen, bleibt ihnen für ein zukunftsfähiges Infrastrukturgeschäft nur der Weg über die Public Cloud, die sie als tragenden Baustein in ihr Portfolio einbinden müssen. Dann sind sie in der Lage, sich zum Systemhaus 4.0 zu wandeln und auf der Public Cloud aufsetzend neue, zusätzliche Services zu etablieren.
Strategien
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(Quelle: Crisp Research (n = 155))
Infrastruktur bleibt also eines der zentralen Handlungsfelder. Aber die Schwerpunkte innerhalb dieses Segments verschieben sich: Es werden stärker Beratungskompetenzen zu Konzeption, Planung und Design von Infrastruktur nachgefragt. Entscheidet sich ein Systemhaus für den Einstieg in den
Public-Cloud-Markt, ist zu überlegen, wie es die Public Cloud in sein Portfolio einbindet.
Die klassische Frage lautet: Make or buy? Bei der ersten Option schafft das Systemhaus die notwendige Infrastruktur für den Aufbau einer eigenen Public Cloud selbst an. Es müsste allerdings für die eigene Public Cloud in sehr großen Dimensionen kalkulieren, damit diese einfach skalierbar und trotzdem preisgünstiger bleibt als beispielsweise bei AWS. Dafür wäre eine enorme Initialinvestition nötig, die sich im hohen zweistelligen Millionenbereich bewegt. Für eine sofortige kostendeckende Auslastung müsste dann bereits mit dem Start des Public-Cloud-Angebots ein großer Kundenstamm vorhanden sein, der die Services nutzt.

Schneller Einstieg mit Provider

Die zweite Option dürfte daher der schnellste, kostengünstigste und risikoärmste Weg sein: die Zusammenarbeit mit einem Public-Cloud-Provider. Der Provider muss die Public-Cloud-Infrastruktur out of the box zu guten Konditionen bereitstellen. Diese bindet das Systemhaus in das eigene Portfolio mit ein – angereichert mit zusätzlichen Mehrwerten, um dort neben dem reinen Reselling eine nachgelagerte Wertschöpfung zu erhalten. Diese Mehrwerte sind zusätzliche Verkaufsargumente für den Bezug der Public Cloud vom Systemhaus.
Damit die Zusammenarbeit zwischen Systemhaus und Public-Cloud-Provider zielführend erfolgt, sind einige Kriterien bei der Provider-Wahl zu berücksichtigen. Da auch mit der Public Cloud die Sicherheit ein wichtiges Thema bleibt, sollten Systemhäuser abwägen, ob sie wirklich mit einem US-amerikanischen Anbieter zusammenarbeiten wollen. Nach wie vor gibt es ihnen gegenüber Bedenken, die nicht einfach zu vernachlässigen sind.
Zwar trat nach dem Aus des Safe-Harbor-Abkommens 2016 der EU-US Privacy Shield in Kraft. Doch gibt es bereits erste Klagen gegen das neue Abkommen für den sicheren Datenaustausch zwischen EU-Mitgliedsstaaten und den USA. Darüber hi­naus bleibt bei AWS, Azure und Google selbst mit deutschen Niederlassungen und Rechenzentrumsstandorten weiterhin ein Risikopotenzial für staatliche Wirtschaftsspionage.
Cloud
Public Cloud ins Systemhaus einbinden: Die Rolle der Systemhäuser ist zwischen Provider und Managed Options angesiedelt.
(Quelle: Nexinto)
Selbst US-amerikanische Unternehmen suchen mittlerweile in puncto Sicherheit nach Alternativen zu den heimischen Public-Cloud-Providern. Maximale Sicherheit für ihre Kunden bekommen IT-Systemhäuser daher bei deutschen Providern, die ihre Infrastruktur entsprechend den Vorgaben des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) betreiben. Dies ist ein wichtiger USP, den das Systemhaus an seine Kunden weitergeben kann.
Für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Provider und Systemhaus ist daher auch eine Partnerschaft auf Augenhöhe grundlegend. Im Ernstfall sollte auch entsprechende Awareness beim Management für die Anliegen des Systemhauses vorhanden sein. Ein weiterer entscheidender Aspekt, der über eine Partnerschaft entscheidet, ist eine profitable Marge. Daher ist genau zu prüfen, welche Gewinnspannen die Preise der Public-Cloud-Provider ermöglichen.
Dementsprechend sollte das Resellen der Public Cloud für das Systemhaus möglichst profitabel sein, der Endpreis für den Kunden aber trotzdem unter dem der großen Player wie AWS, Azure oder Google liegen. Oft gehen cloudinteressierte Unternehmen schon fast reflexartig davon aus, dass diese preislich nahezu unschlagbar sind. Doch es gibt mittlerweile deutsche Public-Cloud-Provider, die diese Anbieter mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis um bis zu 30 oder 40 Prozent unterbieten.
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