Energieeffizienz

So lassen sich Rechenzentren nachhaltig betreiben

von - 06.08.2019
Green Data Center
Foto: Tomasz Wozniak / shutterstock.com
Rechenzentren haben einen enormen Energiebedarf, dennoch können sie effizient und nachhaltig betrieben werden. Professor Peter Radgen erklärt, welche Möglichkeiten es gibt.
Professor Dr. Peter Radgen
Professor Dr. Peter Radgen: Lehrstuhl Energieeffizienz am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart
(Quelle: IER, Universität Stuttgart )
Die zunehmende Digitalisierung erfordert immer mehr und immer leistungsfähigere Rechenzentren. Das geht mit einem stetig steigenden Energiebedarf einher.
Im Gespräch mit com! professional erklärt Peter Radgen, wie man in Zeiten der digitalen Transformation energieeffiziente und nachhaltige Rechenzentren betreibt. Radgen ist Inhaber des Lehrstuhls für Energieeffizienz am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) an der Universität Stuttgart, Leiter der Graduierten- und Forschungsschule Effiziente Energienutzung Stuttgart (GREES) sowie Vorstand der German Data Center Association e.V. Zudem ist er Autor zahlreicher nationaler und internationaler Veröffentlichungen zum Thema Energieeffizienz.
com! professional: Herr Professor Radgen, das Internet soll schon heute für rund 10 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich sein. Der Bedarf an Rechenleistung steigt rasant. Welche Rolle spielen in diesen Zeiten nachhaltige Rechenzentren?
Peter Radgen: Digitale Angebote und Lösungen ersetzen immer mehr analoge Prozesse und Systeme. Nicht nur im Business-, sondern auch im Freizeitsektor nimmt der Datenkonsum und damit der Energiebedarf für die Bereitstellung und Verarbeitung der Daten weiter zu. Mit dem Einsatz digitaler Lösungen steigt der Energie- und Ressourcenverbrauch durch die IT an, und zukünftige Anwendungen wie das autonome Fahren oder der Mobilfunkstandard 5G werden diesen Prozess weiter beschleunigen. Daten kommen ebenso wenig einfach aus der LAN-Dose wie der Strom einfach aus der Steckdose kommt.
Nur wenn die zukünftige Rechenzentrumsinfrastruktur den Vorgaben der Nachhaltigkeit folgt, werden wir die negativen Auswirkungen durch die digitale Transformation vermeiden können. Das heißt, neben den Anforderungen schneller, größer und zuverlässiger müssen deshalb gleichberechtigt die Anforderungen effizienter, ressourcenärmer und CO2-neutral stehen.
com! professional: Haben wir überhaupt die Zeit für eine nachhaltige Digitalisierung, wo eigentlich nichts mehr ohne Rechenleistung geht - die möglichst schnell und preiswert zur Verfügung stehen muss?
Radgen: Die Digitalisierung sollte genutzt werden, um die großen Nachhaltigkeitsprojekte Verkehrs-, Ernährungs-, Wärme- oder Energiewende schneller und effektiver umzusetzen. Derzeit entstehen viele neue Rechenzentren und man erkennt einen klaren Trend zur Effizienzsteigerung, häufig beschrieben durch die Power Usage Effectiveness (PUE).
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