So soll der Großrechner überflüssig werden

Die Pläne von LzLabs

von - 27.01.2017
Um andere Märkte angehen zu können, will das Unternehmen vor allem mit Partnern wie Systemintegratoren, Beratungsunternehmen oder Service-Providern zusammenarbeiten. LzLabs konzentriert sich weitgehend auf das Bereitstellen der Infrastrukturen, die Migration sollen Partner übernehmen. Man selbst habe keine Pläne, in das Consulting-Geschäft einzusteigen, sagt Rockmann. „Wir verstehen uns als Software-Firma und wollen das auch bleiben.“
Uwe Behley
Geschäftsführer BMC
www.bmcsoftware.de
Foto: BMC
„Alle Nicht-Mainframe-Systeme bringen ein wesentlich größeres Risiko mit – nicht nur bei der Transaktionssicherheit, sondern auch bei der Performance und vor allem der Datensicherheit.“
Dass die Übertragung bestehender Applikationen nur ein erster Schritt sein kann, ist wohl auch LzLabs klar. Nicht umsonst hat das Unternehmen im Ok­tober vergangenen Jahres den Software-Entwickler Eranea übernommen. Dieser bietet eine Entwicklungsumgebung an, die COBOL-Code größtenteils automatisiert in Java überträgt. „Mit den Einsparungen aus dem Transfer lassen sich die Kosten für die Modernisierung einer Applikation gegenfinanzieren“, sagt Rockmann.
Kritik am SDM-Konzept
IBM hält naturgemäß wenig vom SDM-Ansatz: „Die Migra­tion von Mainframe-Anwendungen ist in vielen Fällen nicht sinnvoll, gerade dann, wenn es um hochskalierbare Mission-Critical-Aufgaben geht“, sagt Andreas Thomasch. Ein technischer Plattformwechsel führe Kunden nicht zwingenderweise zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, sondern über erhebliche Investitionen und Risiken nur zu einer neuen Umgebung mit der gleichen Funktionalität wie zuvor. „Wo liegt da der Mehrwert?“, fragt der Mainframe-Experte.
Andreas Thomasch
Mainframe-Leader IBM
www.ibm.com
Foto: IBM
„Mainframes sind un­erreicht in den wesentlichen IT-Betriebskriterien Sicherheit, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit der Plattform.“
Auch die Aussage, Großrechner stünden agilen Konzepten und einer Cloud-Strategie im Weg, will er nicht stehen lassen: „Viele Mainframes werden de facto als hochsichere und -verfügbare Cloud in den Rechenzentren der Kunden betrieben. Diese Systeme teilen sich virtualisierte CPUs, Speicher und IO-Anbindung, lassen sich in wenigen Minuten über dynamische Subsysteme provisionieren und skalieren, gleichen Lastspitzen über On-Demand-Fähigkeiten aus und sind granular abrechenbar.“
BMC-Geschäftsführer Behley betont vor allem die Leistungsfähigkeit und Stabilität von Großrechenanlagen: „Alle Nicht-Mainframe-Systeme bringen ein wesentliches größeres Risiko mit sich – nicht nur bei der Transaktionssicherheit, sondern auch bei der Performance und vor allem beim Thema Datensicherheit“, warnt er.
Fazit
Das Konzept von LzLabs erscheint vielversprechend. Zumindest kleinere Applikationen mit einem überschaubaren Funktionsumfang lassen sich extrem schnell und ohne Anpassungen am Quellcode auf x86-Systeme oder in die Cloud übertragen. Das hat LzLabs bereits eindrücklich bewiesen. Noch fehlen allerdings Referenzen und Erfahrungen aus großen Kundenprojekten, die den Nutzen des Software-defined-Mainframe-Konzepts unter realen Bedingungen demonstrieren.
Das größte Risiko für das Geschäftsmodell von LzLabs kommt aber von einer anderen Seite: „IBM reagierte in der Vergangenheit auf Bedrohungen seines Mainframe-Geschäfts mit rechtlichen Schritten oder kaufte die Technologie auf, um sie dann aus dem Markt zu nehmen“, so 451-Research-Analyst Abbott.
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