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IT, Innovationen und das liebe Geld

von - 25.06.2015
IT, Innovationen und das liebe Geld
Foto: Mathias Vietmeier
Viele große Firmen haben Probleme, innovativ zu sein. Geld allein reicht wohl nicht. Ein Kommentar von Hartmut Wiehr, dem Tech-Nodes-Kolumnisten von com! professional.
IT-Gegenstände gehören zum Alltag, privat und in der Geschäftswelt. Und zur IT-Industrie gehört die permanente Revolution. Es soll ständig weitergehen mit neuen Erfindungen, die das Leben und Arbeiten noch „smarter“ machen. Schaut man aber genauer hin, dann lassen die supergroßen Innovationen manchmal etwas auf sich warten.
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor
Hartmut Wiehr, IT-Fachjournalist und Buchautor mit Wohnsitz in Italien
Nach dem Mainframe kamen irgendwann der PC und das Internet, dann das Handy und das Smartphone. Heute hat nahezu jeder so ein Ding in der Hand, sei es zum Texten, Spielen, Fotografieren oder auch ganz altmodisch zum Telefonieren. Menschen werden nicht mehr nur danach beurteilt, welche Markenkleidung sie tragen, sondern auch danach, welches smarte Gerät sie benutzen – ein unendlicher Gesprächsstoff nicht nur auf Partys. Aber welche großen Innovationen hat die IT-Industrie seit dem Smartphone denn schon hervorgebracht?
Um den Eindruck des Stillstands gar nicht erst aufkommen zu lassen, werden die Hersteller nicht müde, mit neuen Ankündigungen den Privat- wie den Unternehmenskunden Großes zu versprechen. Vieles davon hält einem Innovations-Check nicht stand. Das Neue ist halt nur etwas größer, kleiner, dicker, länger oder bunter.

The eight essentials of innovation

Die Unternehmensberatung McKinsey hat vor Kurzem den Bericht „The eight essentials of innovation“ vorgelegt, der sich auf regelmäßige Befragungen leitender Manager stützt. Neben den üblichen Verdächtigen wie NASA und Raumfahrt, die in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine „ganze Nation zu noch nie dagewesenen Innovationsleistungen“ angespornt haben sollen, finden sich Verweise auf Amazon, TomTom und Apple.
Amazon wird von McKinsey dafür gerühmt, sein Geschäftsmodell nach dem Motto „Evolve“ ständig auf neue Gebiete ausgedehnt zu haben. Und TomTom dafür, dass es seit seinem ersten Navi 2004 durch gute Organisation geschafft habe, bis 2008 den jährlichen Absatz von fünf auf über 12 Millionen Geräte zu steigern und damit eine schnellere Marktdurchdringung als bei Handys zu schaffen. Apple schließlich rechnen die Analysten seinen ersten großen Erfolg mit dem iPod positiv an, geschafft allein auf Basis einer Kooperation mit Partnern, die fast alles bei diesem Gerät in Auftragsarbeit entwickelten, während sich Steve Jobs und seine Leute auf das Management beschränkten.
Einen roten Faden in den McKinsey-Beispielen zu finden fällt schwer. Im Nachhinein kann man immer sagen, dieses Produkt oder jener Service seien genial gewesen. Aber was ist mit den 99 Prozent an Innovationsversuchen, die nicht so geklappt haben wie geplant?
Vielleicht funktionieren große Innovationen ja so wie das Streuprinzip bei Venture Capitalists. Die verteilen zum Teil recht großzügig erstaunlich große Summen an zahlreiche Start-ups – in der Erwartung, dass einige wenige schon tolle Erfindungen auf die Beine stellen werden. Ein Venture Capitalist wie Andreessen Horowitz – Motto: „Software is Eating the World“ – verteilt sogar so viel Geld, dass die New York Times ihn schon jetzt als den Verantwortlichen für die nächste Blase im Silicon Valley ausmacht. Zu viel der Ehre?

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