Entwicklungs- und Geschäftsprozesse
Container machen agiler
von
Bernd
Reder - 21.07.2020
Foto: Avigator Fortuner / shutterstock.com
Mit Containern und Kubernetes Anwendungen lassen sich IT-Umgebungen modernisieren. Deutsche Unternehmen zögern jedoch noch bei der Einführung.
Zugegeben, brandneu sind Container nicht. Auf die Idee, mehrere Ausgaben eines Betriebssystems auf demselben Host laufen zu lassen, kamen bereits die Entwickler von Unix V7 Ende der 1970er-Jahre. Und Linux-Container (LXC) erschienen 2008 auf der Bildfläche. Zu einem Hype mutierte die Technologie fünf Jahre später mit der Container-Plattform Docker. Mittlerweile zeigt der Markt für Container-Plattformen allerdings deutliche Anzeichen der Konsolidierung. So verkaufte Docker Anfang 2020 seine Geschäftskundensparte an den Cloud-Dienstleister Mirantis. Doch die Implosion von Docker hat unterm Strich auch gute Seiten, findet Frank Haumann, Partner beim Cloud-Spezialisten Red Reply: „Docker wurde dadurch zu einem echten Open-Source-Produkt. Der Vorteil für die Nutzer ist, dass nun kein Vendor-Lock-in droht. Daher setzen jetzt auch viele Unternehmen in Deutschland auf Container, die bislang in diesem Punkt zögerlich waren.“
Das sehen auch andere Anbieter von Plattformen und Tools für containerisierte Anwendungen so: „Container sind akzeptiert und stellen die Technologie für die nächste Dekade dar, vor allem wegen der steigenden Zahl an containerbasierten Microservices“, sagt etwa Thomas Meier, Chief Technologist Intelligent Data Platform & Hybrid IT bei HPE. Für Container sprechen aus seiner Sicht zudem die vielfältigen Einsatzfelder: „Sie sind überall dort zu finden, wo die Vorteile der Technologie Entwicklungs- und Geschäftsprozesse beschleunigen.“
Frank Haumann vom Software-Haus Red Reply sieht derzeit drei Haupteinsatzfelder von Containern:
- Große, skalierbare B2C-Anwendungen wie mobile App-Backends, Content-Management-Systeme und Webshops
- Kleine Anwendungen mit komplexen Implementierungsansätzen, meist aus dem Java-Umfeld. Container ermöglichen etwa eine schnelle Evaluierung der Software
- Die Modernisierung von Legacy-Anwendungen.
Ein Vorteil von Containern ist auch die Automatisierung manueller Prozesse, hebt Oliver Weiß hervor, Managing Delivery Architect beim Beratungshaus und IT-Dienstleister Capgemini: „Container sind eine gute ‚Verpackung‘ für Software und ihre Konfigurationen, weil typische manuelle Konfigurationsschritte beim Anlegen einer Betriebsumgebung durch revisionssichere Automatisierungsprozesse erleichtert werden.“ Das vermeidet Fehler und Verstöße gegen Compliance- und Datenschutzregeln. Außerdem können Weiß zufolge Container nach dem Schichtensystem aufgebaut werden. „Dadurch lässt sich das Prinzip Separation of Concerns in einer Organisation umsetzen, also die Trennung von Zuständigkeiten.“ Dann ist nicht nur eine Abteilung dafür zuständig, einen Container zu liefern. Vielmehr setzt sich dieser aus mehreren Teilen zusammen – „etwa aus dem Ergebnis eines Sprints des Entwicklerteams und den Basis-Images der Betriebs-Software, die wiederum das Cyber-Security-Team auf Resilienz überprüft hat“, so Weiß.
Keine Überraschung ist, dass AWS, Microsoft und Google den Einsatz von Containern vor allem in Verbindung mit Public-Cloud-Services sehen. „Bei allen Container-Diensten konstatieren wir hohe Wachstumsraten“, berichtet Sascha Möllering, Solutions Architect Manager bei Amazon Web Services. „Die hohe Akzeptanz lässt sich alleine daran ablesen, dass AWS gleich vier Container-Services bereitstellt.“ Mit AWS Fargate für Amazon EKS etwa können Anwender „serverless“ Applikationen, die auf die Container-Management-Lösung zurückgreifen, einrichten und verwalten.
Doch Unternehmen, die gemanagte Container-Umgebungen oder Kubernetes-Cluster einrichten wollen, werden nicht nur bei Cloud-Hyperscalern fündig. Auf den Markt drängen auch heimische Anbieter wie Ionos (ehemals 1&1), SAP und Telekom. Hinzu kommen Firmen aus Fernost wie Alibaba, Huawei und Tencent.