Automatisierung und KI im Handel mit Finanzdaten

Nicht alle Daten sind digital verfügbar

von - 21.03.2019
SIX Hard Turm
Knotenpunkt: Am Züricher Hauptsitz der SIX laufen täglich Millionen Finanzdaten zusammen.
(Quelle: SIX)
Bei elektronischen Informationen ist die Sache viel einfacher: Die Daten kommen herein und werden automatisiert verarbeitet. Dann ist der Job erledigt. Aber auch die Schweizer Börse etwa liefert nicht alles digital. Auch hier sind noch rund 20 Prozent manuelle Arbeiten erforderlich. Beispielsweise sind Steuerinformationen nicht in den Börsendaten enthalten, Beschlüsse einer Jahreshaupt­versammlung ebenfalls nicht. Manchmal sind Signale vorhanden, aber wir müssen dann immer noch herausfinden, was sie bedeuten.
com! professional: Sie handeln offenbar täglich mit einer riesigen Datenmenge. Was für Informationen sind das?
Jeanbart: Bei den über 27 Millionen Finanzinstrumenten handelt es sich um Informationen, die im Durchschnitt jeweils 3000 Attribute aufweisen. Nur um diese Daten zu verarbeiten, benötigen wir hochleistungsfähige Maschinen. Und natürlich unsere Kunden, die Banken, ebenfalls.
Die kleinste Schweizer Bank hat beispielsweise ein Port­folio von 10.000 Produkten. Bei mittelständischen Banken sind es rund 80.000, bei den großen Instituten zwischen 200.000 und 300.000 Produkte. Ein typischer Investor wird sich in der aktuellen Tiefzinsphase Aktien vorschlagen lassen, deren Wert stabil ist und die eine gute Dividende zahlen. Das Attribut „Dividende“ ist 1 von 3.000 in den Finanzdaten. Selbst die kleinste Bank mit ihren 10.000 Produkten muss für die Analyse 30 Milliarden Daten kalkulieren, um dem Investor ein adäquates Angebot unterbreiten zu können. Es wäre, als wenn ich um ein Glas Wasser bitten würde, dann aber eine ganze Zisterne über dem Glas ausgeschüttet würde. Das  Glas ist zwar voll, viel Wasser wäre aber verloren.
SIX hat dieses Problem adressiert mit seinem Service „SIX Flex“, bei dem die Kunden etwa nur die Dividenden von Swiss-Market-Index-Firmen beziehen können. Alle Daten liefern wir in Echtzeit, zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie auf jede Plattform. Die Bestellung ist sogar am Smartphone möglich.
com! professional: Gibt es ein vergleichbares Angebot?
Jeanbart: SIX hat hier ein Alleinstellungsmerkmal. Schon in der Vergangenheit konnten wir Daten zwar liefern - wie auch die Marktbegleiter. Aber wir und auch sie konnten die Informationen nicht direkt ins Backoffice der Kunden einspeisen, um Prozesse wie Risikokalkulationen automatisiert anzustoßen. Das Einspeisen funktioniert neu mit SIX Flex.
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