Die Blockchain macht vor keiner Branche halt

Peer-to-Peer-Handel

von - 05.10.2018
Unternehmen, die durch die Blochchain Veränderungen erwarten
Quelle: Sopra Steria Consulting
Auch Energiehändler haben die Chancen für neue Geschäftsmodelle entdeckt. Die Wuppertaler Stadtwerke etwa haben einen Peer-to-Peer-Handelsplatz für Ökostrom ins Leben gerufen, über den Produzenten ihren Strom anbieten und direkt an Stromabnehmer verkaufen können. Die Blockchain liefert dabei den Nachweis, dass es sich wirklich um Ökostrom handelt, und garantiert, dass keine Kilowattstunde doppelt verkauft wird.
Ähnliches ist für den Vertrieb von Versicherungen denkbar, aber auch für den Handel mit Recyclingmaterial oder digitalen Gütern wie Software-Lizenzen.

Amazons Rolle

Sogar Amazon könnte die Auswirkungen der Blockchain-Technologie zu spüren bekommen. Denn zumindest für die Marktplatz-Händler fungiert der Handelskonzern lediglich als Intermediär zwischen Anbieter- und Käuferseite.
An den von Amazon diktierten Vorgaben stoßen sich jedoch immer mehr Händler. Ein dezentrales Netzwerk aus Händlern und Käufern als gleichberechtigte Partner könnte hier Abhilfe schaffen.
Der Bremer Shop-Software-Hersteller Gambio verfolgt diese Idee und entwickelt Gamb.io (Global Alliance of Merchants on the Blockchain), eine Händlerplattform, die nach dem Blockchain-Prinzip funktioniert. Damit die Plattform wirklich unternehmensunabhängig ist, soll sie künftig von einer Stiftung geführt werden. Ob eine solche Allianz allerdings genügend Marktmacht aufbauen kann, um großen Anbietern wie Amazon, Ebay, Otto oder Zalando wirklich gefährlich zu werden, bleibt abzuwarten.
Die Blockchain im Überblick
Eine Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, bestehend aus einem Netzwerk vieler Computer, über das Transaktionen fälschungssicher abgewickelt werden.
Jede Transaktion wird verschlüsselt in die Blockchain eingetragen, die als Kopie auf jedem Rechner des Netzwerks liegt. Um eine Transaktion ausführen zu können, müssen alle Rechner zustimmen. Bei einer unrechtmäßigen Veränderung widersprechen alle beteiligten Computer.
Für zusätzliche Sicherheit sorgt die Verkettung der Daten: Die Transaktionen werden zu Blöcken zusammengefasst und mit einem sogenannten Hash-Wert abgeschlossen. Der Hash-Wert wird aus den Transaktionen selbst sowie dem Ergebnis eines kryptografischen Rätsels errechnet und ist Bestandteil des folgenden Blocks.
Das Lösen des Rätsels wird als Proof of Work bezeichnet, der Prozess selbst als Mining, also Schürfen. Denn das Suchen nach der richtigen Lösung des Rätsels ist ein ähnlich aufwendiger Prozess wie das Graben nach Gold.
Wer das Rätsel löst, bekommt als Belohnung für die Rechnerleistung ein sogenanntes Token, eine Art Wertgutschein, gutgeschrieben. Es gibt drei Arten von Token: Bei Krypto­währungen ist die Belohnung für das Mining ein Payment Token, also eine virtuelle Münze der Währung, etwa ein Bitcoin. Daneben gibt es Security Token, die zum Verschlüsseln von Daten eingesetzt werden, und Utility Token, die einen vorab bestimmten Zweck erfüllen. Das kann beispielsweise ein Stimmrecht oder ein Anrecht auf eine Gewinnausschüttung sein.
Die Vorteile der Blockchain: Die Daten sind nach vorab strikt festgelegten Regeln verschlüsselt und vor Manipula­tionen gesichert, dennoch können alle Beteiligten sie jederzeit einsehen und verifizieren. Damit ist das direkte Abwickeln sicherer Transaktionen zwischen den Beteiligten möglich, auf Vermittler kann verzichtet werden.
In Zusammenhang mit der Blockchain spricht man auch häufig von einem Initial Coin Offering, kurz ICO. Dieser ist vergleichbar mit einem Börsengang. Über den ICO werden zum Start der Blockchain die ersten, vom Betreiber selbst generierten Token dieser Blockchain verkauft. Die Einnahmen dienen der Finanzierung des Projekts. In der Regel sind die Token später über spezielle Börsen handelbar.
Als Smart Contracts bezeichnet man vertragliche Vereinbarungen zwischen den beteiligten Partnern, die nach einem einfachen Wenn-dann-Prinzip Prozesse automatisch nach der zuvor festgelegten Vorgehensweise ausführen. Sie dienen zur Festlegung und Absicherung der Funktionsweise einer Blockchain, indem alle Teilnehmer an der Blockchain diesen Vertrag anerkennen und ausführen.
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