Gimp 2.8 im Photoshop-Gewand
Die wichtigsten Neuerungen in Gimp 2.8
von Franz Grieser - 09.04.2012
Der Einfenster-Modus ist die auffälligste Änderung. Daneben gibt es viele neue Details wie die Vorschau der geöffneten Bilder unter der Menüleiste. Werkzeuge lassen sich ausblenden und über Schieberegler einstellen. Text geben Sie nun direkt im Bild ein und Ebenen lassen sich in Gruppen zusammenfassen.
Einfenster-Modus
Das neue Gimp: Die Version 2.8 des freien Grafikprogramms hält sich nun an die unter Windows üblichen Konventionen. Den Einfenster-Modus müssen Sie aber nach dem Start erst einschalten.
Aus diesem Grund haben sich die Entwickler entschlossen, in Version 2.8 den in Windows-Programmen üblichen Einfenster-Modus einzuführen. In diesem Modus erscheint Gimp in einem einzigen Fenster, das alle Module enthält. Gimp gleicht damit optisch anderen Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder Paintshop Pro. Allerdings müssen Sie den Einfenster-Modus nach dem ersten Programmstart über das Menü „Fenster“ erst einschalten.
Wenn Sie lieber wie gewohnt mit separaten Docks arbeiten, dann lassen Sie die Option abgeschaltet. Das hat Vorteile, wenn an dem PC mehrere Monitore angeschlossen sind. So nutzen Sie einen Monitor zur Anzeige der Bedienelemente und einen anderen für das Bildfenster. Der neue Befehl „Auf Bildschirm verschieben“ erleichtert dabei die Auswahl, auf welchem Monitor ein Dock erscheinen soll. Auch in dieser Anordnung werden ab Version 2.8 alle Fenster gleichzeitig minimiert.
Verbesserte Oberfläche
Im Einfenster-Modus erscheint jetzt unterhalb der Menüleiste für jedes geöffnete Bild eine kleine Vorschau, über die Sie schnell zu einem anderen Bild wechseln. Kleines Detail für Linkshänder: Mit „Bearbeiten, Einstellungen, Bildfenster“ lässt sich der Mauszeiger umstellen. Er zeigt dann statt nach links oben nach rechts oben.
Werkzeugauswahl: Im Dialog „Einstellungen“ blenden Sie nicht benötigte Werkzeugeaus oder verschieben sie.
Werkzeugauswahl
Wer nicht alle Werkzeuge aus dem Fenster oben links nutzt, blendet über den Dialog „Bearbeiten, Einstellungen“ nicht benötigte Werkzeuge einfach aus. In diesem Dialog sind die Werkzeuge, die angezeigt werden, durch ein Augen-Icon kenntlich gemacht. Ein Klick auf eins dieser Icons entfernt das Tool aus dem Werkzeugkasten. Mit den Pfeil-Buttons am unteren Dialogrand verschieben Sie das ausgewählte Werkzeug an eine andere Position.
Schieberegler
Werkzeugeinstellungen: Die grauen Balken fungieren als Schieberegler. Damit lassen sich die Werte mit der Maus anpassen.
Direkte Texteingabe
In früheren Gimp-Versionen öffnen Sie den Texteditor, indem Sie das Textwerkzeug auswählen und ins Bild klicken. Im Editor lässt sich nur Text eingeben. Um ihn zu formatieren, wechseln Sie zum Dock mit den Werkzeugeinstellungen. Diese sind allerdings erst nach dem Schließen des Texteditors zugänglich. In Gimp 2.8 schreiben und formatieren Sie dagegen direkt im Bild. Dazu ziehen Sie einen Textrahmen auf. Darüber blendet Gimp die Steuerelemente ein, über die Sie die Schriftart und -größe, die Farbe und die Attribute wählen.
Gimp 2.8 erlaubt jetzt, Text direkt im Bild zu bearbeiten — ohne Umweg über einen Dialog. Für jeden Textblock legt das Programm eine eigene Bildebene an.
Wie schon in den Vorversionen legt Gimp 2.8 für jeden Textblock eine eigene Ebene an. Wenn Sie den Text nachträglich editieren oder gestalten wollen, dann müssen Sie die jeweilige Ebene erst auswählen. Danach genügt ein Klick mit dem Textwerkzeug auf den Textblock, um ihn zu editieren.
Ebenengruppen
Neu auf dem Ebenen-Dock ist das Ordner-Icon, mit dem Sie eine Ebenengruppe anlegen. In solchen Gruppen fassen Sie mehrere zusammengehörige Ebenen zusammen. Auf diese Weise sorgen Sie bei Bildern mit sehr vielen Ebenen für eine bessere Übersicht. Außerdem verschmelzen Sie mit dem Befehl „Ebenengruppe vereinen“ alle Ebenen, die in einer Gruppe enthalten sind, zu einer Ebene.
Dynamische Pinsel
PDF-Dokumente: Auch mehrseitige PDF-Dateien mit Bildern und Text exportiert Gimp 2.8.
Export-Befehl
Die Funktionen „Speichern“ und „Speichern unter“ verwenden nur noch das Gimp-eigene Format XCF. Der neue Befehl „Exportieren“ erlaubt es jedoch, das Zielformat zu wählen. Dazu geben Sie entweder die gewünschte Dateierweiterung wie .JPG ein oder wählen sie aus dem Feld „Dateityp“ aus. Neu als Speicherformat ist PDF.
PDF-Unterstützung
Bilder lassen sich nicht nur im PDF-Format speichern, es ist außerdem möglich, mit dem Befehl „Datei, Erstellen, PDF“ mehrseitige PDF-Dateien zu erzeugen. Wenn Sie auf einer Seite nur Text einfügen wollen, dann legen Sie zuerst ein neues Bild an. Tippen und formatieren Sie den Text und speichern Sie die Datei als Bild. Auf diese Weise lässt sich Gimp auch zum Gestalten von Postkarten oder Postern nutzen, um sie in einer Druckerei zu vervielfältigen.
Käfig-Transformation
Käfig-Transformation: Dieses neue Werkzeug verändert die Form von Objekten. Hier verlängert Gimp gerade die beiden Holzpfosten im Vordergrund.
Fazit
Gimp wird häufig als kostenloser Ersatz für Photoshop bezeichnet. Damit erweist man der quellfreien Bildbearbeitung jedoch keinen Gefallen: Der Vergleich lenkt die Erwartungen auf die zahlreichen Profifunktionen für die Druckvorstufe und die Integration in die übrigen Adobe-Produkte, die nur Photoshop mitbringt. So bietet Photoshop mehr und weitaus komfortablere Freistellfunktionen und — ab Version CS5 — mit dem inhaltssensitiven Füllen eine Funktion, um störende Bildobjekte schnell zu entfernen. Ähnliches sucht man in Gimp vergeblich.
Separate+: Dieses Plug-in für Gimp wandelt ein RGB-Bild in das CMYK-Farbprofil um, das Druckereien oft voraussetzen.
Was den Funktionsumfang betrifft, so spielt Gimp in der gleichen Liga wie Photoshop Elements oder Corel Paintshop Pro. Anders als die kommerziellen Konkurrenten bringt Gimp allerdings keine Automatikfunktionen mit, die Fotos ohne Eingriff des Anwenders optimieren.
Eine der Stärken von Gimp ist die Skriptsprache Script-Fu, die beliebige Arbeitsschritte automatisiert. Und nicht zuletzt benötigt das Programm deutlich weniger Ressourcen als die Konkurrenz, unterstützt auch Linux und ist kostenlos verfügbar.