Trump-Triumph schockiert die Tech-Branche

Selbst schuld an der Misere?

von - 11.11.2016
Zugleich müssen sich gerade Facebook und Twitter vorhalten lassen, mit ihrer "Filterblase", bei der die Algorithmen den Nutzern Nachrichten auftischen, die zu ihren Ansichten passen, den Wahlsieg von Trump erst möglich gemacht zu haben. Außerdem habe Facebook zu wenig gegen die Ausbreitung eindeutig falscher Nachrichten unternommen. "Solange etwas in sozialen Medien ist, fangen die Menschen an, daran zu glauben", betonte Präsident Barack Obama. Bei der Internet-Konferenz "Web Summit" in Lissabon fasste Tech-Investor Dave McClure die Kritik in harschere Worte. "Wir als Tech-Branche stellen die Kommunikations-Plattformen für den Rest dieses verschissenen Landes - und wir lassen zu, dass solche Scheiße passiert", brüllte er zu Applaus in den Saal, bevor er Trump ein "Arschloch" nannte.
Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos forderte auf der Konferenz auch von Trump ein Bekenntnis zur Freiheit im Netz: "Die EU und die US-Regierung müssen mit guten Beispiel vorangehen und vorleben, dass die Art, mit dem Internet umzugehen, nicht Überwachung, Kontrolle und Zensur ist, sondern der Fokus auf Offenheit und Sicherheit für die Menschen in der realen Welt." Kandidat Trump brachte Anfang des Jahres noch ein Boykott von Apple ins Gespräch, nachdem der Konzern sich geweigert hatte, die Verschlüsselung beim iPhone eines toten Attentäters zu knacken. Apple argumentierte, schon die Software dafür zu schreiben, würde weniger Sicherheit für alle Nutzer bedeuten.

Silicon Valley fürchtet Trumps Zuwanderungs- und Umweltpolitik

Es geht aber nicht nur um Überzeugungen, sondern auch um Geld. Setzt Trump seine Wahlkampf-Ankündigungen um, könnte das direkt ins Geschäft der Internet-Branche schneiden. Seit Jahrzehnten ist für die Unternehmen der Zufluss qualifizierter Fachleute aus dem Ausland lebenswichtig. Schon bisher gab es für zeitweise Beschäftigung Quoten, die rapide ausgeschöpft wurden. Was passiert, wenn Trump bei der Zuwanderungspolitik die Schrauben anzieht? Und eine Milliardenwette wie Elon Musks Elektroauto-Hersteller Tesla hängt auch davon ab, wie umweltfreundlich die Politik der nächsten US-Regierung sein wird. Trump sagt, er glaube nicht an den Klimawandel. Welche Entscheidungen sind von ihm im Weißen Haus zu erwarten?
Konzernchefs wie Tim Cook bei Apple versuchen zunächst einmal, nach dem polarisierenden Wahlkampf Ruhe in die Reihen der Mitarbeiter zu bringen. "Lasst uns vorangehen - gemeinsam!", schrieb Cook in einer internen E-Mail. Der Manager, der sich als erster US-Unternehmenschef dieser Liga zu seiner Homosexualität bekannte und ein Foto des afroamerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King in seinem Büro stehen hat, rief die Mitarbeiter auf, weiterhin eine Familie zu sein - "egal, wie sie aussehen, wo sie herkommen, welchen Glauben sie haben oder wen sie lieben". Und Ebay-Chef Devin Wenig betonte, dass die Handelsplattform von einem Einwanderer gegründet wurde, Pierre Omidyar.
Verwandte Themen