Live Shopping

So denken deutsche Verbraucher über Live Commerce

von - 25.05.2023
Junge Frau mit Video-Kamera und Laptop
Foto: Shutterstock / Hananeko_Studio
GetApp hat in einer Studie die Bedeutung von Live Commerce in Deutschland untersucht. Unter anderem hat die Plattform analysiert, welche Rolle die neuartige Vertriebsform aktuell hierzulande spielt und wie unterschiedlicher Generationen auf das Angebot reagieren.
Das Such- und Vergleichsportal GetApp hat den Einsatz von Liveshopping in Deutschland unter die Lupe genommen. Bei Live-Commerce-Veranstaltungen werden Produkte und Dienstleistungen im Livestream digitaler Plattformen angeboten und verkauft. Prädestiniert dafür sind Social-Media-Kanäle wie Instagram oder Facebook; aber auch Video-Portale wie YouTube; Verkäufe im Fernsehen gehören nicht zu Live Shopping.
Für Kunden hat der Verkauf per Livestream einige Vorteile: Die Veranstaltungen bieten ein interaktives Erlebnis, da Zuschauer live mit den Moderatoren interagieren, Fragen stellen oder mit anderen Kaufinteressenten diskutieren können. Die Vertriebsart stammt aus China und ist dort mittlerweile als festes Verkaufsformat bekannt. Live Shopping erreichte in China im vergangenen Jahr rund 750 Millionen Nutzer.

Live Commerce in Deutschland - noch in den Kinderschuhen

Die Mehrheit der befragten Kunden (67 Prozent) ist bereits mit dem Konzept vertraut; doch hierzulande haben erst 33 Prozent von ihnen auch schon selbst an einer Live-Commerce-Veranstaltung teilgenommen (20 Prozent bisher einmal, 13 Prozent mehrmals).
Immerhin fast 40 Prozent (38 Prozent) gaben an, dass sie Live-Commerce-Shopping zwar bislang nicht getestet hätten, aber daran interessiert seien.

Beliebte Plattformen für Live Commerce

Der überwiegende Teil (66 Prozent) derer, bereits an Live-Commerce-Veranstaltungen teilgenommen haben, nutzen dafür Social-Media-Plattformen wie Instagram und TikTok. Diese Gruppe bevorzugt jedoch offenbar Videostreaming-Plattformen wie Twitch und YouTube, mit 70 Prozent Nutzungsrate.
User nutzen Live-Shopping-Angebote, da sie auf diese Weise neue Marken und Produkte entdecken (34 Prozent) und Artikel online kaufen können (30 Prozent), sowie zur Unterhaltung (29 Prozent).  Bekleidung und Mode (51 Prozent), Lebensmittel und Getränke (41 Prozent), sowie Elektronikprodukte werden besonders häufig auch im Livestream gekauft.
70 Prozent der Live Shopper geben an, bereits etwas gekauft zu haben, das sie bei einem solchen Event gesehen haben. Gleichzeitig ist mit 81 Prozent ein Großteil auch mit der Gesamterfahrung beim Live-Shopping "sehr zufrieden" (41 Prozent) beziehungsweise zumindest "etwas zufrieden" (40 Prozent).

Influencer als Moderatoren?

Laut der Studienteilnehmer eignen sich Influencer am besten als Moderatoren der Verkaufsevents (34 Prozent). An zweiter Stelle folgen Produktexperten (29 Prozent). Jüngere Konsumenten bevorzugen Influencer als Moderatoren, da diese sich im Marketing vorrangig an diese Zielgruppe richten.
Im Gegensatz dazu sind ältere Verbraucher der Meinung, Produktexperten seien die adäquate Besetzung. Das sehen Verbraucher, die sich bislang nur für Live Commerce interessieren, auch so. Mit klarem Abstand (65 Prozent) entschieden sie sich für Produktexperten als Moderatoren, eine kleine Minderheit von 7 Prozent dieser Befragten sieht das Potenzial bei Influencern.

Gründe für das Interesse an Live Shopping

Die Befragten gaben als Hauptgründe, warum sie Gefallen an Live Commerce haben, das Entdecken neuer Marken und Produkte und den Online-Kauf von Waren an (je 42 Prozent). Dicht dahinter (41 Prozent) folgt die Neugier auf den Ablauf der Verkaufsveranstaltungen.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) nannte Online-Marktplätze als bevorzugte Plattform, gefolgt von Videostreaming-Plattformen (51 Prozent) und Social-Media-Plattformen mit Videofunktionen (48 Prozent). Vor allem die Produktkategorien Bekleidung (60 Prozent), Elektronik (54 Prozent) und Haushaltsbedarf sowie Dekoration (43 Prozent) stehen hoch im Kurs.

Die Vorteile aus Sicht der Interessenten

•    Produktpräsentation, Möglichkeit zur Kommunikation mit dem Publikum (in Echtzeit) über integrierte Chat-Funktionen: Fragen und Wünsche können beachtet werden
•    Produkte und ihre Funktionsweise live zu sehen, ohne dafür ein Geschäft betreten zu müssen (63 Prozent)
•    ausführliche Produktbeschreibungen erhalten (42 Prozent).

Nachteile - was Kundinnen von Live Shopping abhalten kann

•    zusätzliche Zeit, die man durch die Verkaufsveranstaltungen vor dem Computer oder Smartphone verbringt (37 Prozent)
•    Sorge, die gezeigten Produkte könnten nicht mit den tatsächlichen Produkten übereinstimmen (34 Prozent)
•    Generation X (37 Prozent) und Babyboomer halten technische Schwierigkeiten für größte Herausforderung
•    persönliche Informationen auf der Plattform müssen angegeben (je 34 Prozent).
Über ein Viertel der Befragten (29 Prozent) hat bislang keine Erfahrung mit Livestream-Shopping-Events und interessiert sich auch nicht dafür. Die Mehrheit dieser Befragten (67 Prozent) geben an, mit den herkömmlichen Einkaufsmethoden bereits zufrieden zu sein. 31 Prozent wollen sich nicht noch stärker von Marken beeinflussen lassen; 24 Prozent sind skeptisch bei der Handhabung ihrer persönlichen Daten durch Videoplattformen.

Zukunft von Live Shopping in Deutschland

In Deutschland ist Live Commerce noch nicht recht angekommen. 41 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Live-Shopping auch in Zukunft eine Nischen-Einkaufsmethode bleiben wird, dass also nur ein kleiner Teil der Bevölkerung die Vertriebsart kennen und nutzen wird.
38 Prozent glauben hingegen, dass Live-Shopping für eine breite Bevölkerungsgruppe zur Einkaufsart wird, da die Methode Online-Käufe mit Entertainment verknüpft und auch neue Formate wie etwa Reels eingebunden werden können, was insbesondere die jüngeren Zielgruppen anspricht.

Studiendesign

Die Studie basiert auf einer Erhebung von GetApp im April 2023, die als Online-Umfrage durchgeführt wurde. Insgesamt 995 Verbraucher nahmen an der Befragung zum Thema Live Commerce und Influencer Trust teil. Sie kaufen regelmäßig online ein und nutzen Social Media mindestens ein paar Mal im Monat. Die Studienteilnehmer haben einen Wohnsitz in Deutschland und sind zwischen 18 und 65 Jahre alt.

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